Um eines vorwegzunehmen: Es war ein erfolgreiches Jahr für die deutsche Herren-Nationalmannschaft! Man beschließt das Jahr 2017 mit dem hervorragenden sechsten Platz bei der EuroBasket und mit zwei anschließenden Auftaktsiegen bei den World Cup Qualifiers gegen Georgien und in Österreich. Letztere bedeuteten gleichzeitig einen gelungenen Einstand für den neuen Bundestrainer Henrik Rödl.

Insgesamt traten die ING-DiBa-Korbjäger im Jahr 2017 zu 17 offiziellen Länderspielen an, bei denen sie neunmal als Sieger vom Platz gingen. Es begann allerdings mit einer Niederlage. Recht kurz nach Beginn der Vorbereitung absolvierte das Team von Bundestrainer Chris Fleming den ersten Test, in Erfurt ging es gegen Belgien. 4.000 Zuschauer sahen eine packende Partie, die erst in den Schlusssekunden entschieden war. „Das war ein sehr wertvoller Test, der schon Turniercharakter hatte. Wir waren aber noch nicht turnierreif. Die Stimmung in der Halle war exzellent und hat uns viel Energie gegeben. Ich bin sehr zufrieden, dass wir von minus elf noch einmal zurückgekommen sind und eine Siegchance hatten“, meinte der Bundestrainer anschließend.

Die nächste Maßnahme führte die deutsche Mannschaft ins entfernte Kazan/Russland, wo man ein Turnier mit Island, Ungarn und Russland spielte. Das DBB-Team musste auf einige verletzte Spieler verzichten, konnte aber dennoch gegen Island (90:66) und gegen Ungarn (67:65) gewinnen. Im Schlussviertel (3:20) kam Deutschland allerdings beim 60:89 gegen Russland unter die Räder, nachdem man zuvor eine ordentliche Partie geboten hatte.

Nun stand der Höhepunkt der Vorbereitung bevor, der Basketball Supercup in Hamburg. Dazu stießen auch Dennis Schröder und Daniel Theis zur deutschen Mannschaft, der angeschlagenen Johannes Voigtmann wurde allerdings noch geschont. Und auch Kapitän Robin Benzing verletzte sich nach wenigen Sekunden im Auftaktspiel gegen Russland, sodass sein Einsatz bei der EuroBasket bis zuletzt auf der Kippe stand. Dennoch sah das Publikum in Hamburg eine tolle Begegnung mit einem ganz starken Schröder (28 Punkte) und einem letztlich etwas überraschenden 79:76-Erfolg.

Einen Tag später offenbarte man gegen Polen doch so einige Abstimmungsprobleme, was letztlich die 75:80-Niederlage zur Folge hatte. „Heute hatten wir nicht genügend Energie, Polen war insgesamt viel besser. Wir sind noch nicht auf einem Toplevel, nehmen aber auch aus diesem Spiel wieder ganz viel mit“, so Fleming anschließend. Aus dem angekündigten „Endspiel“ gegen Serbien wurde dann nicht viel. Zu überlegen präsentierten sich die Gäste, zudem musste Deutschland ohne Benzing, Tadda, Theis und Voigtmann auskommen. Serbien musste zwar auf Superstar Milos Teodosic verzichten, bewies aber als späterer Vize-Europameister bereits in Hamburg seine Klasse (56:87).

Zum Abschluss der Vorbereitung kehrte man an den Ort der EuroBasket-Vorrunde, die Mercedes-Benz Arena in Berlin zurück. Gegner Frankreich sollte ein weiterer echter Härtetest für die EuroBasket sein. Fleming probte dann auch den Ernstfall und verkürzte seine Rotation deutlich, Voigtmann (Foto rechts) stand wieder zur Verfügung. Es ging ordentlich zur Sache und am Ende hatten die Franzosen knapp die Nase vorn (79:85). Dennoch, nach der Partie hörte man vereinzelt solche Stimmen: „Ich glaube, Deutschland kann zur EM noch zulegen, Frankreich eher nicht!“ Ein Stück weit sollte sich diese Vermutung wenige Tage später bewahrheiten.

Ohne recht zu wissen, über welches Leistungspotenzial man wirklich verfügt, ging es nach der Nominierung des 12er-Kaders zur EuroBasket-Vorrunde nach Tel Aviv. Dort wartete mit der Ukraine ein zumindest unbequemer Auftaktgegner auf das DBB-Team. Über weite Strecken durchaus überzeugend übersprang man die erste EM-Hürde, auch der Bundestrainer war erleichtert: „Das erste Spiel bei einem Turnier ist nie leicht. Wir haben auch am Anfang nicht wirklich schlecht gespielt, aber wir haben einfach keine Würfe getroffen. Es war sicher eine gute Erfahrung, dass wir uns aus diesem Loch heraus gekämpft und das Spiel dann dominiert haben. Wir hatten im Training nur ganz selten unser komplettes Team zusammen, das dauert einfach noch.“

Ein erstes Schlüsselspiel stand an, denn die starken Georgier hatten zum Auftakt den hohen Favoriten aus Litauen bezwungen und gingen mit breiter Brust in das Spiel gegen Deutschland. Doch das Fleming-Team war bereit und hatte zuvor noch eine sehr schöne Nachricht erhalten: Kapitän Robin Benzing war Vater geworden. Töchterchen Ainhoa kam im fernen Deutschland zur Welt und war ebenso wie Mutter Katharina wohlauf. Mit einem energischen Schlussspurt schaffte die deutsche Mannschaft den 67:57-Erfolg gegen Georgien und damit einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale.

Das war beim Zwischenstand von 75:59 acht Minuten vor dem Ende im folgenden Spiel gegen Israel schon so gut wie erreicht, aber ein Blackout in den Schlussminuten machte alle Bemühungen zunichte: Endstand 80:82. „Basketball erzählt meistens die Wahrheit und die war heute, dass wir das Spiel hergegeben haben. In der Crunchtime haben wir offensiv nicht performen können, aber wir werden daraus lernen und besser zurückkommen. Wir können nur Dinge wie Wurfauswahl oder Team Rebounding kontrollieren, nicht aber andere Dinge“, meinte der Headcoach anschließend.

Gegen Italien ging es nun um das Erreichen des ersehnten Achtelfinales in Istanbul. Beide Teams schenkten sich nichts, hatten aber größte Schwierigkeiten einen offensiven Rhythmus zu finden. Letztlich hatten die DBB-Korbjäger das bessere Ende für sich (61:55)  und damit die Fahrkarte in die Türkei in der Tasche. „Der Charakter eines Teams zeigt sich auch daran, wie es nach einer großen Frustration zurückkommt. Ich finde es großartig, wie wir heute aufs Feld gekommen und als Einheit aufgetreten sind“, lobte der Bundestrainer seine Mannschaft. Wir schauen noch einmal auf die Beiträge im DBB-TV, die die EuroBasket-Vorrunde Revue passieren lassen und auf das Achtelfinale gegen Frankreich vorausblicken:

„VIERTELFINALE !!!“ – So lautete die Schlagzeile nach dem tollen 84:81-Erfolg gegen Frankreich. Der größte Erfolg seit der EM 2007 in Frankreich (Fünfter) war geschafft. Auch von einem äußerst mäßigen Start (10:19 nach dem ersten Viertel) ließen sich die DBB-Akteure nicht beirren und schlugen erfolgreich zurück. Theis´ Dreier bedeutete das 77:68 für Deutschland in der 38. Minute, aber noch einmal bäumten sich die Franzosen auf und hatten mit der Schlusssirene den letzten Wurf zum möglichen Ausgleich. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir haben früh von außen einiges liegen gelassen, aber wir haben immer an uns geglaubt. Nach dem dritten Viertel war dann der unbedingte Wille da, dieses Spiel zu gewinnen. Wir hatten einige Stops und haben unsere Würfe getroffen. Unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Daniel und Dennis waren herausragend und es fühlt sich gerade richtig gut an. Trotz seiner Fehlwürfe am Anfang hat Dennis heute meiner Meinung nach sein bestes Turnierspiel gemacht. Er war ein echter Anführer und hat seine Mitspieler besser gemacht. Ein bisschen haben sich heute drei Jahre intensiver Arbeit ausgezahlt. Die Jungs haben den Sieg verdient.“ (O-Ton Chris Fleming).

Konnte es noch weiter gehen für die deutsche Mannschaft? Beim Zwischenstand von 11:2 für die DBB-Auswahl im Viertelfinale gegen Spanien war man geneigt mit „Ja“ zu antworten, aber im dritten Viertel machte ein überragender Marc Gasol ausgerechnet von der Dreierlinie den Unterschied aus. Das 72:84 war danach nicht mehr zu verhindern, dennoch konnte man erhobenen Hauptes die Arena in Istanbul verlassen. „Wir haben uns in den vergangenen drei Jahren zu einer echten Marke entwickelt und ich bin sehr stolz ein Teil dieser Gruppe gewesen zu sein. Die Generation ist jung genug um besser und besser zu werden und noch einiges zu erreichen. Dazu müssen alle Spieler zur Verfügung stehen. Wir haben bis zum Ende alles gegeben“, lauteten die letzten Worte von Chris Fleming als Bundestrainer, ehe er an Henrik Rödl übergab. Nach der EuroBasket nahmen wir die deutschen Spieler unter die „Stats-Lupe“.

Nur etwas mehr als zwei Monate waren vergangen, als Rödl seine Mannen zum ersten „Fenster“ der World Cup Qualifiers versammelte. Noch sechs Spieler der EuroBasket-Mannschaft waren mit dabei, die NBA-Spieler fehlten ebenso wie die Akteure von Euroleague-Klubs. Doch dieses Thema ließ man nicht sehr lange zu und konzentrierte sich voll und ganz auf die anstehenden Aufgaben gegen Georgien und in Österreich. Nur wenige Tage blieben dem neuen Bundestrainer, um sein Team in Chemnitz vorzubereiten.

Am Spieltag waren 5.000 Zuschauer in die Messe Chemnitz gekommen und sorgten für erstklassige Stimmung. 40 Minuten lang peitschten sie ihr Team nach vorne, das nicht zuletzt aufgrund dieser tolle Unterstützung mit 79:70 gewann und sich in eine gute Ausgangsposition brachte. Kapitän Benzing war mit 25 Punkten vorangegangen und besonders von Maik Zirbes (17) gut unterstützt worden.

Mit gehörigem Respekt ging es dann nach Schwechat bei Wien, denn die Österreicher hatten in den zurückliegenden Spielen gegen Deutschland oft gut ausgesehen und gerade vor heimischem Publikum zweimal fast gewonnen. Das sollte natürlich unbedingt verhindert werden. Eindrucksvoll entledigte sich die deutsche Mannschaft nach einer 90-sekündigen „Starre“ (0:4) der Aufgabe in Österreich. Überragende Verteidigung, die die Gastgeber nie auch nur ansatzweise ins Spiel kommen ließ, und eine sehr ausgewogene, überlegte und erfolgreiche Offense machten den deutlichen 90:49-Erfolg perfekt (Topscorer Johannes Thiemann 17, Danilo Barthel 15 – Foto re.) .

Nun geht es mit frischem Elan ins neue Jahr, in dem schon bald die nächsten Aufgaben auf das Team von Henrik Rödl warten (Freitag, 23. Februar 2018, Deutschland – Serbien in Frankfurt; Sonntag, 25. Februar 2018, Georgien – Deutschland in Tiflis).