Wenn wir an dieser Stelle auf das Jahr der deutschen Damen-Nationalmannschaft (Foto Levke Brodersen gegen Belgien) zurückblicken, dann beginnen wir im März des Jahres mit einem Mann. Mit dem neuen Bundestrainer Hermann Paar nämlich, der das Team von Vorgänger Bastian Wernthaler übernahm. „Ich bin überzeugt davon, dass noch Einiges im deutschen Damenbasketball steckt und werde alles daran setzen, die erfolgreiche Aufbauarbeit meines Vorgängers fortzuführen“, sagte Paar bei Amtsantritt, wohl wissend, dass er sich keine leichte Aufgabe ausgesucht hatte.

In einem Sommer ohne Pflicht-Länderspiele hatte man ein Programm „gebaut“, dass das Team auf dem Weg der Neustrukturierung und Verjüngung weiterbringen sollte. Es ging los mit zwei Testspielen gegen Litauen im Bundesleistungszentrum Kienbaum.

Mit den Spielerinnen vom College startete die kurze Vorbereitung, nach der es aus dem Munde von Paar hieß: „Wir haben einige Optionen, alle hängen sich voll rein. So soll es weitergehen. Meine Philosophie ist Tempobasketball mit viel Lesen. Das bedeutet, dass man Situationen erkennt und schnell handelt, also Verantwortung übernimmt. Es gibt viele gute Ansätze und nach diesen ersten Tagen bin ich sicher: Wir werden wieder eine gute Damen-Nationalmannschaft bekommen!“

Dementsprechend sehr ordentlich verliefen die beiden Spiele gegen Litauen (81:79, 74:76), ehe es zu einem Mini-Turnier nach Amsterdam ging. Dort trafen die ING-DiBa-Korbjägerinnen auf den Senegal sowie auf die Niederlande. Mit 78:57 wurde der Senegal bezwungen und auch beim 61:46-Erfolg über die Niederlande zeigte das junge deutsche Team eine vielversprechende Leistung.

Mittlerweile war auch die deutsche Qualifikationsgruppe für die EM 2019 in Serbien und Kettlkand ausgelost worden. Die Tschechische Republik, Belgien und die Schweiz wurden der deutschen Mannschaft (Foto rechts Finja Schaake) zugelost und nach den guten Leistungen im Sommer durfte man zumindest vorsichtig optimistish sein, dass in den ersten beiden Partien gegen die Tschechische Republik und in Belgien der nächste Schritt gelingen könnte. Doch dann wurde klar, dass keine einzige Spielerin aus dem College zur Verfügung stehen würde und dass man auch auf Romy Bär und Margret Skuballa (Ende der Nationalmannschaftskarriere) würde verzichten müssen.

So trat dann eine junge und unerfahrene, nichtsdestotrotz aber hoch motivierte Auswahl gegen die hohen Favoriten an. In Saarlouis waren gegen den Weltranglisten-Sechsten aus Tschechien 1.120 Zuschauer gekommen, die über drei Viertel einer herausragenden Leistung der DBB-Damen beiwohnen durften, ehe die Gäste im Schlussviertel gegen stark nachlassende Deutsche enteilten, Endstand 56:89. „Man konnte sehen, dass wir heute 30 Minuten auf Augenhöhe mit den Tschechinnen gespielt haben. Dann hat mehr als nur ein Tick gefehlt. Prinzipiell bin ich zufrieden mit meiner Mannschaft. Am Schluss haben Kraft und Erfahrung gefehlt. Dennoch haben wir es nicht verdient so hoch zu verlieren“, meinte der Bundestrainer anschließend.

In der folgenden Partie musste man beim frisch gebackenen Bronzemedaillengewinner der EM 2017, Belgien, antreten. Dort wurde man fast zwangsläufig Teil der Feierlichkeiten, denn rund 2.500 lautstarke Zuschauer bekamen „ihre“ Heldinnen das erste Mal nach dem Triumph zu Gesicht. Ein Viertel lang konnte sich Deutschland einigermaßen wehren, aber nach dem dritten Viertel sah es nach einem frustrierenden Debakel aus (41:89). Im Schlussabschnitt, den die deutschen Gäste mit 19:14 gewannen, konnte man dann aber Schlimmeres verhindern. Dennoch tat die 60:103-Niederlage natürlich weh.

Unabhängig von den beiden klaren Niederlagen in der EM-Qualifikation werden die deutschen Damen ihren Weg unbeirrt fortsetzen, um mit dem zahlreich vorhandenen jungen Talent zukünftig wieder in höhere europäische Regionen zu gelangen. Im Februar 2018 stehen die nächsten Spiele in der Schweiz und in Tschechien auf dem Programm.