Nach den beiden bitteren WNBL-Patzern gegen Würzburg und Bamberg in der Hinrunde haben die Jahn-Mädels und ihre Betreuer noch einmal ein Schippchen draufgelegt und das Programm intensiviert: „Zwischen den Jahren“ verteidigte eine sehr reduzierte Fünfer-Combo unter Co-Coach Max Allert sehr überzeugend den Turniersieg bei Alba Berlin, während zwei weitere Spitzentalente (Leo Fiebich und Emmy Bessoir) im Nationalmannschaftstrikot in Belgien zu Werke gingen.

Der Rest legte die Füße hoch oder schloss vorsorglich etwaige schulische Lücken – denn seit dem Dreikönigstag ist Schluss mit der Faulenzerei und sonstige Freizeit wird für drei bis vier Monate ein sehr knappes Gut werden:

Anberaumt ist ab sofort eine vierte Trainingseinheit pro Woche (in Form einer persönliche Athletik-Stunde mit Jeza Ohanian, der professionellen Personal-Trainerin aus der Ersten Mannschaft), dazu Extra-Viertelstunden, etwa mit der Blackroll oder beim Video-Studium.

„Nur so werden wir dauerhaft mit diversen vom DBB oder anderweitig unterstützten Leistungszentren mithalten können“, so A-Lizenz-Inhaber Armin Sperber, der das Damen- und Mädchen-programm bei der TS Jahn München verantwortet. „Alle müssen mitziehen. Die Talente selbst, die Eltern, das Vereinsumfeld. Dann klappt das!“

Also ging’s am Sonntag mit großer Erwartung – aber auch mit gehörigem Respekt – nach Nördlingen. Ein Sieg würde die Teilnahme an der WNBL-Hauptrunde garantieren (was der TS Jahn übrigens auch in all den fünf früheren Jahren gelungen ist!), würde die ergriffenen zusätzlichen Maßnahmen zusätzlich motivieren und würde nicht zuletzt die beste Vorbereitung auf das absolute Schlüsselspiel gegen die Würzburger Main Sharks darstellen. In diesem Match wird es bekanntlich um die wichtigen Punkte gegen einen Konkurrenten gehen, die mit in die Hauptrunde übertragen werden.

Zahlreiche Eltern waren mitgereist, nicht jedoch Sofija Nikic, sie weilte noch im „Heimat-Urlaub“. Ansonsten waren aber zehn Mädels an Bord, beste Voraussetzungen. Der Schlüssel zum Erfolg: die Liga-Chefin Luisa Geiselsöder war zu stoppen, ihre durchschnittlich über 26 Zähler musste man verhindern!

Verraten wir’s doch gleich: Das ist gelungen… 13 Punkte wurden der überragenden Scorerin der WNBL-Gruppe Südost nur gestattet, davon die Hälfte in allerletzter Minute, das öffnete die Tür zu einem am Ende fast triumphalen Münchner Erfolg über die flinken Nördlingerinnen, die sich im Spielverlauf jedoch zunehmend der körperlichen Übermacht, der Kampfstärke, aber auch der taktischen Reife der Münchnerinnen geschlagen geben mussten.

Bei Jahn erhielten alle zehn Mädchen mindestens zehn Minuten Einsatzzeit und nutzten diese für wertvolle Aktionen. Leo Fiebich konnte wegen Foul-Problemen (los ging’s für sie mit drei Fouls in zweimal zwei Minuten…) erst nach der Pause (38:26 für Jahn) aufdrehen, sammelte dann in 21 Minuten einen weiteren satten Double-Double ein (16 Punkte/ein Dreier, 14 Rebounds). Top-Werferin war – wen wundert’s? – Lea Pfeifer (21, dazu 5 Rebounds und 4 Assists).

Vorbildlich in der Führung ihrer Mannschaft: Jojo Häckel (35 Minuten, 10 Punkte, 3 Assists) und Kapitän Emma Jessel (7 Rebounds, 4 Assists in 21 Minuten). „Hidden Champions“: Maxi Weber, Sophia Erlacher, Emmy Bessoir und Valentina Klocker, die sich die Stoppt-Luisa-Aufgabe bravourös teilten und quasi nebenher stetig Rebounds einsammelten, punkteten, rackerten, stets fehlerarm blieben…

Und warum fehlen in dieser Aufstellung Karla Niklas und Sophia Mühling? Keine Ahnung, es gibt keinen Grund; sie hatten die wenigsten Minuten, aber den gleichen Anteil am Sieg wie alle anderen. 79:50. Wow! In Nördlingen! Wow! Ein weiteres Ausrufezeichen!

Aber Co-Coach Max Allert gibt trotz aller Freude den „Jahn-Sammer“ und mahnt deutlich: „Erreicht ist außer der sechsten Playoff-Teilnahme und einem besonders schönen Sieg gar nix. Kommende Woche und den ganzen Februar und März über müssen wir in Form sein und konzentriert und locker bleiben. Dann können wir uns erst feiern.“ Recht hat er.

Was gab’s noch? Ein überaus sympathisches und seltenes Erlebnis: nach der für sie sicher bitteren Niederlage klopfte Nördlingens Luisa Geiselsöder an der Jahn’schen Kabinentür, um ihrer Nationalmannschafts-Kollegin Leo Fiebich einen kleinen Geburtstagskuchen zu überreichen. Großes Hallo allerseits. Und Respekt an die junge Nördlinger Athletin, die nicht von der Körperhöhe her, sondern auch vom Charakter eine ganz Große ist!

Bericht: Armin Sperber (Jahn München)
Foto: Jochen Aumann