Die Situation ist bekannt und kein Mensch im Umfeld der JUNIOR-LIONS hat ausgerechnet gegen TuS Lichterfelde mit einer tiefgreifenden Veränderung gerechnet. Dennoch konnte man nach dem Spielende, trotz der hohen 50:85-Niederlage, so etwas wie Erleichterung beim Team und den Betreuern erkennen. Der Knoten war nicht geplatzt, aber er scheint sich wahrnehmbar zu lockern.

Das sah vor Spielbeginn noch etwas anders aus. Die Körpersprache der jungen Hallenserinnen drückte schon Respekt vor den Gegnerinnen  aus. Spiele gegen TuSLi sind schon über Jahre in allen  Altersklassen des Nachwuchsbereiches des SV Halle so etwas wie der Scharfrichter.

Wenn man bei der Qualifikation zur Norddeutschen Meisterschaft auf diesen Verein trifft, weiß man anschließend nach mit Leichtigkeit durchspielter Landesliga in Sachsen-Anhalt, wo man wirklich steht. Diese nicht immer erfreulichen Erlebnisse tragen viele der halleschen Spielerinnen in Kopf mit auf das Spielfeld. Auch die personelle Situation schien stark gegen die Hallenserinnen zu sprechen, da für Leonie Wackermann im Spielaufbau  kaum Entlastungsmöglichkeiten in Sicht waren (Vivian Müller und Luzie Heller fehlten wegen Krankheit oder Verletzung  im Kader und auch Vivien Friedenberger konnte nach kaum überstandener Krankheit nur Kurzeinsätze spielen). Wackermann war so zu einer erstaunlichen Energieleistung immer am Rande des Sauerstoffzelts gezwungen – Respekt !

Es war dann Sophie Herrmann, die in der ersten Minute mit einem blitzsauberen Dreier (sie ließ noch zwei weitere folgen) die Köpfe frei schoss, auch wenn Sandra Rosanke nach drei Minuten in einer Auszeit das einzige mal in diesem Spiel lautstark ordnend eingreifen musste. Dass ihr Gegenüber auch nach fünf Minuten (Stand 9:15 !) zu diesem Mittel greifen musste, gehört eben zu den kleinen Erfolgen des Spiels, genauso wie ein Nyara Sabally nach zehn Minuten mit null Punkten. Das konnte natürlich den Favoriten nur zeitweise aufhalten und da die JUNIOR -LIONS erneut mit 12:30 ein schreckliches drittes Viertel spielten (Warum eigentlich?), war die Entscheidung frühzeitig gefallen. Doch etwas Bemerkenswertes sollte das Spiel doch noch bieten.

Als TuSLi im vierten Viertel zunehmend mit der zweiten Reihe spielte, nahm Rosanke dieses Angebot zur Resultatsverbesserung anders als erwartet an und schickte auch ihre jungen Spielerinnen von der Bank  auf das Spielfeld und die gewannen dieses Viertel-Duell mit 19:18. Auffällig dabei, dass mit Oswald bereits die zweite Spielerin des Jahrgangs 2003 zum Ersteinsatz in der WNBL kam und Lena Dziuba (ebenfalls 2003) im zweiten Einsatz mit erstaunlichen Ergebnissen auch gegen Spielerinnen, die man schon im Nationaltrikot gesehen hat, aufwarten konnte: neun Punkte, sieben Rebounds, zwei Assists und drei Steals.

Es war aber die geschlossene Mannschaftsleistung, die Rosanke am Schluss des Spiels ganz nach vorn stellte, nicht ohne über die in der zweiten Halbzeit wieder zunehmende Reboundschwäche nachzudenken. Jetzt ist erst mal Punktspielpause und das Team wird unbelastet im Training arbeiten können, um dann im Januar beim ALBA-Winterturnier weitere Wettkampferfahrung für den ersten Punktgewinn zu erwerben. Ganz ohne will man wohl nicht in die Relegationsspiele ziehen.

Für Halle spielten: Steudte (6), Wackermann (6), Friedenberger, Kuhne (6), Oswald, S. Herrmann (11), Wegel (2), Heinicke (4), Dziuba (9), Albrecht (2), V. Herrmann (4), Lehmann.

(Bericht SV Halle Junior-Lions, Günter Hebner, Foto Anke Herrmann)