Oft ist Head-Coach Sandra Rosanke am Sonntagnachmittag die Letzte in der Halle. Der prüfende Blick durch alle Räume, das Verschließen und dann ab nach Hause zur Familie für wenige Stunden Wochenende. Über das zurückliegende Spiel mag sie da eigentlich nie sprechen, das bleibt einer Telefonschalte am Montagmittag vorbehalten. Am letzten Sonntag war das anders. Noch lange nach Spielende machte sie auf dem Parkplatz in der Frühlingssonne aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Sie war sichtlich angefressen. Nicht die 62:85-Niederlage gegen den Favoriten TC Herne war der Grund, sondern die Art und Weise wie sie zustande kam, was dann auch etwas mit der Höhe des Spielergebnisses zu tun hatte.

Eigentlich sollte dieses Spiel ein weiterer Schritt in der Entwicklung des Teams sein, um letztlich in der Relegation den Ligaverbleib zu sichern. Das Ziel gilt noch immer! Dazu brauchte es keinen Sieg gegen Herne, wenigstens einer überzeugende Leistung schon. Genaugenommen, war das Spiel aber nach gut drei Minuten schon entschieden. Der TC Herne legte einen 0:11-Lauf hin. Diesem Rückstand sollten die JUNIOR-LIONS das ganze Spiel hinterher rennen. Darüber regte sich Rosanke am wenigsten auf, denn solche Blackouts hatten schon ganz andere Mannschaften. Nur mit Blick auf die Ergebnisse der beiden folgenden Viertel (18:18 und 27:23) ließen sich die jungen Hallenserinnen auch scheinbar nicht beeindrucken, nimmt man das Spiel-Geschehen dazu, wohl schon. Beide wesentlich am Spielaufbau beteiligte Spielerinnen hatten nicht ihren besten Tag. Leonie Wackermann kämpfte wie immer einsatzstark und verbissen, zu oft fehlte aber die Anspielstation und sie wurde in unglückliche Abschlüsse gezwungen. Für die blutjunge Vivien Friedenberger bleibt zur WNBL eine wenig harmonische Beziehung. In der Mitteldeutschen Auswahl legte sie unter den Augen des Bundestrainers Top-Spiele hin. Noch am Samstag war sie beim w15-Spiel in Jena mit 21 Punkten gemeinsam mit Hannah Lehmann erfolgreichste Scorerin, um dann gegen Herne ihr großes Potential in sich selbst zu verstecken. Wenn dieser Knoten doch endlich platzten würde.

Immerhin konnten die Hallenserinnen dem Gegner bis auf acht Punkte auf die Pelle rücken und das trotz einer Wurfquote von nur 28,8%. Da war eigentlich alles noch drin, wenn denn alle Spielerinnen auch daran geglaubt hätten. Trotzt guter Aktionen von Lucie Albrecht und Vanessa Herrmann (Sie holte das Double-double mit 18 Punkten und 20 Rebounds), konnte man spätestens im vierten Viertel (9:24) kein wirkliches „Jetzt Alles oder Nichts“ bemerken. Beispielhaft dafür eine Situation Mitte des letzten Viertels: Bei einem Schnellangriff von Herne tauchten am Korb gleich drei Gastspielerinnen völlig ungedeckt auf und Rosanke griff zur Maximalstrafe. Mit der Bemerkung „Wer nicht verteidigen kann, kann auch nicht spielen“, wechselte sie alle fünf Feldspielerinnen aus.
Moral tanken für das Neuss-Spiel hätte anders ausgesehen. Es bleibt nun nur eine Woche Zeit, um das Team neu zu justieren. Noch haben es die JUNIOR-LIONS zwei Spieltage vor Schluss in der Hand, den Liga-Verbleib aus eigener Kraft zu sichern. Das hätte am Beginn der Saison eigentlich keiner geglaubt.

Für Halle spielten:
Steudte (2), Wackermann (7), Friedenberger (4), Kuhne (2), Wilde, Müller (5), S. Herrmann (6), Wegel, Heinicke (4), Noeske, Albrecht (14), V. Herrmann(18)

(Bericht JUNIOR-LIONS Halle, Günter Hebner)