Ganz ehrlich, da gab es schon eine Phase auf der Rückfahrt von Chemnitz nach einer deftigen 89:55-Niederlage  der LUNIOR-LIONS gegen die ChemcCats, da wollte ich es  beim Spielbericht bei dem berühmten  „Satz mit x“  belassen. Zwei Tage später sieht das jetzt etwas anders aus. Dennoch bleibt es bei allen Erklärungen eine bittere Analyse für den so lange erwarteten Saisonstart.

Beginnen wir mit einem Blick auf die Aufbauposition, die in der neuen Saison von Vivien Friedenberger besetzt wird und von der wir eine herausragende Leistung erwarten. So sehen das wohl auch ihre Mannschaftskameradinnen, die sie in geheimer Wahl zur Kapitänin machten, obwohl Vivi nun nicht gerade ein Lautsprecher ist. Nach einer Woche mit wenig Training und einem Infekt wollte sie unbedingt  dieser Verantwortung gerecht werden und meldete sich spielbereit aber Sandra Rosanke musste sehr schnell erkennen, dass die Spielerin zum Schutz der eigenen Gesundheit nicht weiter zum Einsatz kommen konnte. Da auch Vivian Müller, die genau vor einem Jahr in der gleichen Halle mit fünf Dreiern glänzen konnte, einen gebrauchten Tag erwischte, lag nun ein großer Teil der  Verantwortung auf den Schultern einer der jüngsten Spielerinnen: Lilly Oswald (Jahrgang 2003), die mit einer für sie in der WNBL ungewöhnlichen Einsatzzeit von knapp 27 Minuten selbst 10 Punkte machte, aber noch nicht verhindern konnte, dass die Korberfolge der Hallenserinnen immer wieder Einzelaktionen entsprangen und das Teamspiel nur phasenweise aufblitzte (Assists Chemnitz: 12, Halle: 3). Die Chancenverwertung von 37,7 % trug natürlich auch dazu bei, dass das Spiel eigentlich nach dem ersten Viertel (24:8) schon entschieden war.

Beim genauen Hinsehen bleiben aber auch positive  Ergebnisse auf denen weiter aufgebaut werden kann. Dazu gehört das mit 33:28 fast ausgeglichene Reboundverhalten und der Auftritt von zwei Spielerinnen: Vanessa Herrmann (Foto) und Magdalena Fabian. Eigentlich gehören die Herrmann-Zwillinge ja zum „alten Inventar“. In ihrem letzten WNBL-Jahr wollen sie es aber, trotz Abitur-Belastung,  nochmal wissen. Sie ermöglichen sich eine dritte Trainingseinheit in der Woche und  das zeigt Wirkung, zuerst wohl bei Vanessa, die schon am Samstag  beim Regionalliga-Spiel in Berlin auftrumpfen konnte und am Sonntag mit 17 Punkten Top-Scorer der JUNIOR-LIONS wurde. Gemeinsam mit Lucie Albrecht erledigte sie dabei fast nebenbei ganz unspektakulär noch ein wirklich schwierige Defense-Aufgabe.  Elea Gaba bei 12 Punkten zu halten gelingt auch nicht jedem und schon gar nicht  immer. Mit Magdalena Fabian bot der SV Halle einen Neuling auf.

Sie startet mit einer Zweitspielberechtigung  in der WNBL  und ist  ansonsten in der 1. Damen-Mannschaft des USV Halle auf Korbjagd. Sie zeigte ein sehr hoffnungsvolles Debüt und konnte gleich zweistellig punkten (10), spielte mannschaftsdienlich aber auch mit sehenswerten Zug zum Korb. Die Erfahrung, dass es ein sehr großer Sprung von der Landesliga/Oberliga zur Jugend-Bundesliga ist, blieb aber auch ihr nicht erspart. Sehr schnell musste Magda lernen, dass ihr hier Spielerinnen gegenüber stehen, die sich von überraschenden  Körperdrehungen verbunden mit schnellen Handwechseln ein- oder zweimal narren lassen, öfter aber nicht.

Als Fazit bleibt , dass auch ein Team der JUNIOR-LIONS  in  nur Normalform gegen diese ChemCats  nicht gewonnen hätte. Eine Mannschaft, die mit fünf Spielerinnen zweistellig punkten kann ist schwer zu schlagen. Das werden auch andere Teams noch erleben.

Für den SV Halle spielten:
Fabian (10), Friedenberger (2), Kuhne, Müller (2), S.Herrmann, Noeske, Albrecht (4), V. Herrmann (17), Oswald (10), Fox, Lehmann (4), Dziuba (6).

(Bericht SV Halle Junior-Lions, Günter Hebner; Foto Caro Stolze)