WNBL-Auftakt nach Maß für Jahn München, aber der 88:64-Sieg wurde erst nach der Pause gesichert

Reden wir von Facebook. Eigentlich kennen sich die Mädels aus Bamberg und von Jahn München sehr gut, sie mögen und respektieren sich (sechs von ihnen haben
gerade miteinander das Bundesjugendlager-Turnier der Landesauswahlen für Bayern gewonnen.). Seit Jahren laufen sie sich bei den Bayerischen Jugendmeisterschaften über den Weg, stets im fairen Wettkampf. Und dann dies: Eine Ansage auf der Homepage in München, die besagt „lasst uns ins Final Four kommen“, ach was, warum nicht gleich total euphorisch: „als Deutscher
Vizemeister U15 könnten wir eigentlich gleich Deutscher Meister werden!“ Und Bamberg postet prompt was vom „selbst ernannten Meisterschaftsfavoriten Jahn“.
AUFREGUNG! FLAMES! SHOTS FIRED!

Quatsch. Freundlicher Umgang miteinander im richtigen Leben, die Coaches Ulf Schabacker (Bamberg) und Armin Sperber (Jahn) haben ja schon im letzten Jahrtausend gegeneinander gespielt, es herrscht freudige Erwartung. Es wird ein flottes und faires Spiel, ein tolles Beispiel dafür, warum es die WNBL gibt!

Und was war mit JLo? Let’s get loud heißt einer ihrer großen Hits und weil Coach Armin das Stück gut findet und überdies meint, dass es unbedingt zum Aufwärmen und in Wettkampflaune bringen gehört, dass man temperamentvoll ist und nicht nur das Schweigen der Lämmer hört, genau deswegen hat Team DJ Lea diesen „Oldie“ (O-Ton Mannschaft) ganz vorne auf der Playlist. Und ihr Team will die ganze Saison von Anfang an Gas geben und gleich voll am Start sein.

Okay. Gut. Und D-E-P-P? Defense, Energy, Passion, Patience. Mei, DEPP halt. Fordern die Trainer von den Münchnerinnen. Klingt halt lässiger als V-E-L-G (Verteidigung, Energie, Leidenschaft, Geduld).

Endlich. Seaisonbeginn!

Spielstand nach drei Minuten: 9:0 für Bamberg. BeDEPPerte Münchner Minen! Frühe Auszeit, um den furiosen Wirbel der engagierten und spurtstarken Gastgeberinnen zu stoppen. Nervöse Gedanken an Facebook Posts und gewisse Latino Hits. Der fiese Wurm namens Selbstzweifel lugt aus der Ritze.
Käptn Emma Jessel abgeklärt an der Linie, 5/6 Freiwürfe, sonst klappt aber wenig bei Jahn, Bamberg dagegen mit hohem Tempo und viel Mut. München sucht nach dem Rhythmus in der Deckung, findet ihn nicht, muss 42 Punkte zur Pause hinnehmen. Letzte Saison war sowas spielentscheidend. Dieses Jahr nicht. 37 eigene Zähler stehen auf dem Konto, bereits neun Jahn-Mädels konnten zu dem Zeitpunkt scoren, Spielstand -5. Da geht was.

Punkt für Punkt kämpfen sich die Sperber-Schützlinge nun heran, elf davon für Lea Pfeifer allein im dritten Viertel. Am Ende ist sie die Top-Werferin der Partie mit 22 (4/7 Freiwürfen).  Neuzugang Leo Fiebich legt nun auch einen Gang zu (oder waren es gleich zwei?), macht nun sechs ihrer 12 Punkte und lässt ahnen, was für eine gute Passgeberin sie ist, legt mehrmals perfekt ab
für die Kolleginnen, zum Beispiel Youngster Emmy Bessoir (11 Punkte) und Routinier – ähm, gibt es 16jährige Routiniers? – Maxine Weber (10). Die Antwort ist ja, es gibt Routiniers Jg. 1999.

Und Bamberg? Gerät zusehends unter Druck, kann sich gegen die körperliche Überlegenheit aus München immer seltener durchsetzen, kann nach dem 52:52 in der 25. Minute nicht mehr zurückkommen. Die Jahn-Mädels fliegen förmlich durch’s Ziel, machen 26 Punkte im dritten Viertel, noch einmal 22 im vierten und gestatten lediglich sechs im letzten Durchgang für die Gastgeber. 88:64 das Resultat, am Ende sicher zu hoch, Enttäuschung hier und Euphorie dort verzerren das Gesamtbild: Hier haben zwei tolle Mädels-Teams gegeneinander
gespielt, das Match war lange spannend und ist erst weit nach der Pause von dem Team entschieden worden, das die ausgeglichenere Besetzung hat und deswegen das hohe Tempo bis zum Ende halten konnte.

Zum guten Schluss also noch eine Ansage für die Neuen Medien und wer sonst noch so alles mitmachen möchte: Münchens Coach Armin Sperber lässt sich zitieren: „Beide Teams sind Kandidaten für die WNBL-Playoffrunde Südost/Südwest! Danke für ein kurzweiliges Spiel!“

Bericht: Armin Sperber (Jahn München)