Eigentlich waren die Rollen klar verteilt: Ludwigsburg, die noch ungeschlagene Nr.1 der Südgruppe, hatte den – allerdings ersatzgeschwächten – MTV München bereits zweimal klar besiegt. Die Münchnerinnen zwar im stetigen Aufwind nach dem Achtelfinalerfolg gegen Würzburg, aber – bis auf Aufbauspielerin Marisa Köhler (BC Hellenen) – als reine Vereinsmannschaft natürlich mit dem deutlich kleineren Kader in der Außenseiterrolle. Doch die liegt den Mädels der beiden MTV-Trainerinnen Doris Schuck und Uta Englisch ganz hervorragend.

Das zeigte sich vor allem in den ersten beiden Vierteln (1.V 24:17/ HZ 49:35), als die wieder hervorragend eingestellten MTV-Girls mit ihrem Tempospiel das Gästeteam regelrecht überrannten und phasenweise sogar mit 19 Punkten Vorsprung führten. Unermüdlich angetrieben von der quirligen Marisa Köhler (13 Punkte) dominierten in dieser Phase vor allem Helena Englisch (27 P.) und Mae Whittall (13 P.) das Geschehen, hervorragend ergänzt von der wiedergenesenen Gretha Gemmrig (7 P.) und von Emilia Kargl, die vor allem in der 2.Spielhälfte 18 (!) ihrer insgesamt 20 Punkte erzielte.

Denn da kam Ludwigsburg erwartungsgemäß sehr aggressiv aus der Kabine. Mit einer knallharten, phasenweise sogar  ziemlich ruppigen Defense, erzielten sie schnelle Ballgewinne und verkürzten den Rückstand auf -7 Punkte (3.V.), angeführt von der schwer zu stoppenden BSG-Topscorerin Joanna Scheu (25 P.). Doch genau in dieser kritischen Phase fand MTV-Guard Emilia Kargl (20 P.) wieder zu ihrer alten Wurfstärke zurück. Mit klugen Drives zum Korb und ebenso sehenswerten Sprungwürfen aus der Halbdistanz hielt sie den MTV im Spiel, sehr gut unterstützt von Ana Bakula (2) und Paulina Lemke (2), auch als Ludwigsburg beim 70:71 Mitte des letzten Viertels erstmals in Führung ging.

Die Stimmung in der wunderschönen, gut gefüllten MTV-Halle kochte, beide Fan-Lager feuerten ihr Teams frenetisch an, als das Spiel in die entscheidende Phase ging: 80:80, noch 50 sec auf der Uhr, und die gefoulte Marisa Köhler (MTV) verwandelte nervenstark beide Freiwürfe, 82:80 ! Die Halle tobte, doch Joanna Scheu konterte mit einem schnellen Drive zum 82:82. Dann die Entscheidung, noch 10 Sekunden, Mae Whittall zieht von rechts in die Zone, schnelle Finte, Drehsprungwurf, und verwandelt eiskalt zum 84:82-Endstand für den MTV München.

„Das war vor allem in der 1:HZ ein unglaublich starkes Spiel unserer Mädels“, so MTV-Headcoach Doris Schuck, die zusammen mit Co-Trainerin und Freundin Uta Englisch viele Jahre in der 1.BL gespielt hat, „und ganz wichtig war, dass wir das Ding, als das Spiel auf der Kippe stand, nervenstark in dieser hektischen Schlussphase für uns entschieden haben. Wir sind richtig stolz auf unsere Mädchen, wir wussten immer, was in ihnen steckt und zu was sie fähig sind.“

Und das gilt sicher auch für das Rückspiel am nächsten Sonntag in Ludwigsburg. Insgesamt ist das jetzt schon eine tolle Saison für den Liga-Neuling MTV München, der – und das ist das Erstaunliche – noch nie komplett antreten konnte, denn mit Daria Popovici (Knieverletzung) fehlt dem jungen Team weiter eine wichtige Spielerin unter dem Korb.

(Bericht MTV 1879 München, Laszlo Baierle, Fotos: Stefanie Lübker)

Mae Whittall war ein wesentlicher Faktor beim Sieg des MTV München gegen die BSG Basket Ludwigburg.