Was für eine Dramatik! Die deutschen U20-Herren sind buchstäblich in letzter Sekunde erfolgreich in die FIBA U20-Europameisterschaft in Chemnitz gestartet. Im ersten Vorrundenspiel bezwang das Team von Bundestrainer Alan Ibrahimagic Vorjahres-EM-Vize Israel durch einen Dreier von Richard Freudenberg (Foto) 1,3 Sekunden vor dem Ende mit 60:59 (15:16, 14:14, 15:9, 16:20). Filip Stanic war bester deutscher Werfer (12 Punkte). Morgen geht es mit der Partie gegen Titelverteidiger Griechenland weiter (20.15 Uhr, Messe Chemnitz).

In der Anfangsphase standen Bennet Hundt, Kostja Mushidi, Louis Olinde, Richard Freudenberg und Filip Stanic für Deutschland auf dem Feld. Stanic setzte seinen kräftigen Körper gut ein und besorgte die 5:3-Führung, Mushidi tankte sich stark zum 7:3 durch (3.). Das DBB-Team suchte Stanic und fand ihn immer wieder, aber die quierligen Israelis waren von Beginn an da. Beide Teams legten ein enormes Tempo vor und zeigten eine sehr attraktive Partie (11:9, 5.). Ein spektakulärer Block von Freudenberg begeisterte das Publikum, aber offensiv wollte der Ball jetzt ein paar Mal nicht in den gegnerischen Korb. Die Intensität der Partie blieb hoch, beide Mannschaften schenkten sich keinen Zentimeter (14:14, 9.). Kurz vor Ende des ersten Viertels ließ das DBB-Team einige vermeintlich „leichte“ Würfe liegen, sodass der Gegner mit einer knappen Führung in die Zwei-Minuten-Pause ging (15:16).

Der Vize-Europameister des Vorjahres war in diesen Minuten die spielbestimmende Mannschaft und nutzte die deutschen Schwächen gnadenlos aus: 17:22, (13.). Der Dreier von Nelson Weidemann half der strauchelnden deutschen Mannschaft, die energisch dagegen hielt (22:22, 14.). Während man defensiv gut agierte, war offensiv noch kein Rhythmus gefunden. Nur ein Dreier von bis dahin elf Versuchen war im israelischen Korb gelandet. 22:29 hieß es nach 17 Minuten, Ibrahimagic nahm zwei Auszeiten in schneller Folge. Nichts ging offensiv in dieser Phase, bis Hundt zum 24:30 traf (18.) und Stanic an der Freiwurflinie zum 26:30 netzte (19.). Zum Seitenwechsel hatte man durch einen Dreier von Nils Haßfurther größeren Schaden abgewendet (29:30).

Hundt (Foto re.) brachte Deutschland direkt zu Beginn der zweiten Hälfte in Führung und Mushidi punktete zum 33:30 (22.). Nach dem 35:30 wieder durch Mushidi durfte man von einem gelungenen Start sprechen, Auszeit Israel (23.). Die Körpersprache der DBB-Auswahl stimmte jetzt, aber die Israelis waren weit davon entfernt, die Deutschen weiter das Spiel diktieren zu lassen. Es dauerte über fünf Minuten, bis Israel die ersten Punkte im dritten Viertel gelangen. Doch auch die ING-DiBa-Korbjäger hatten nicht mehr getroffen und den Vorsprung vergrößern können (36:32, 26.). Dann trafen Lagerpusch, Weidemann und Haßfurther und die DBB-Auswahl führte erstmals zweistellig (43:32). Israel war aber schnell wieder „da“ und profitierte dabei von einigen zu schnellen Abschlüssen des Gegners (43:39, 29., Auszeit Deutschland).

Den Schlussabschnitt eröffnete Freudenberg mit einem schönen Jumper und der starke Weidemann war mit einem Steal und Lay-Up erfolgreich: 48:39, 32.). Beide Teams kämpften verbissen und intensivierten den Einsatz noch einmal. Freudenberg „stopfte“ den Ball durch die Reuse und riss die Zuschauer mit (50:41, 33.). Israel ließ nicht locker, aber Stanic (Foto unten links) tankte sich mit unbändigem Willen zum 52:43 durch (35.). Deutschland schenkte zwei Mal völlig unnötig den Ball her, urplötzlich war beim 52:50 wieder alles völlig offen, Auszeit Deutschland (36.).

Es ging jetzt um jeden Ballbesitz und es war Balsam auf die Seele der deutschen Mannschaft, dass erneut Stanic zur Stelle war. Israel war an jedem Ball und schaffte das 54:52 (37.). Das Ibrahimagic-Team musste den Ausgleich der nun wie entfesselt auftretenden Israelis hinnehmen und dann auch den Führungswechsel. Das Spiel entglitt den Deutschen mehr und mehr (54:57, 38.). Mit dem Mute der Verzweiflung wehrte sich Weidemann erfolgreich, aber man konnte Israel nicht stoppen (56:59, ´54). Hundt traf nur einen Freiwurf (´29), man brauchte einen Stop. Bei 6.3 Sek auf der Uhr bekam Deutschland den Ball und gelangte per Auszeit ins Vorfeld: Stark bedrängt traf Freudenberg dann den umjubelten Dreier, Israel blieben noch 1.3 Sekunden, aber ohne Erfolg.

„Das war der erwartet schwierige und aggressive Gegner. Wir hatten im dritten Viertel die Kontrolle über die Partie, haben dann aber zu viele Bälle weggeschmissen. Trotzdem bin ich jetzt natürlich sehr glücklich. Vor eigenem Publikum hat man immer auch Druck, aber der Heimvorteil setzt auch Kräfte frei. Dann trifft man auch solch´ einen Wurf. Morgen gegen Griechenland erwarte ich einen ähnlichen Gegner wie heute, dann sind wir wieder voll gefordert“, so Bundestrainer Alan Ibrahimagic nach dem Spiel.

Für Deutschland spielten:
Felix Hecker (Eintracht Frankfurt/FRAPORT SKYLINERS), Nelson Weidemann (FC Bayern München, 11), Bennet Hundt (ALBA BERLIN/Lok Bernau, 7), Nils Haßfurther (Nürnberger Basketball Club, 5), Louis Olinde (Brose Bamberg/Baunach Young Pikes, 2), Richard Freudenberg (Eintracht Frankfurt/FRAPORT SKYLINERS, 9), Ferdinand Zylka (Mitteldeutscher BC), Kostja Mushidi (BC Mega Leks/SRB, 10), Moritz Sanders (Nürnberg Falcons BC/Longhorns Herzogenaurach), Mateo Seric (BSG Ludwigsburg, Porsche Basketball Akademie), Lars Lagerpusch (Basketball Löwen Braunschweig, 4), Filip Stanic (Rockets, 12).

EM-Vorrunde (Messe Chemnitz)
So., 15. Juli 2018, 20.15 Uhr: Deutschland – Griechenland
Mo., 16. Juli 2018, 20.15 Uhr: Deutschland – Rumänien

Tickets für die EM-Spiele sind im DBB-Ticketshop erhältlich.
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