Die deutschen U16-Mädchen haben bei der Europameisterschaft in Udine/Italien die Silbermedaille gesichert. Im Finale unterlag Deutschland Spanien mit 48:62 (12:15, 15:17, 10:20, 11:12). Damit schrieb das Team von Bundestrainer Imre Szittya trotz der Niederlage deutsche Basketballgeschichte, holte die erste internationale Medaille einer deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaft seit 33 Jahren (EM-Bronze der DBB-Kadetten) und die erste Silbermedaille überhaupt. Bis zum letzten Spiel ungeschlagen kamen die DBB-Mädchen über den gesamten Sommer, heute traf Luisa Geiselsöder (Foto) am besten (17 Punkte). Gemeinsam mit Leonie Fiebich wurde Geiselsöder ins All-Star-Team des Turniers gewählt und zudem noch als MVP (Most Valuable Player) ausgezeichnet.

Wie gewohnt begann Bundestrainer Imre Szittya auch in diesem Finale mit Jessika Schiffer, Jenny Strozyk, Leonie Fiebich, Merit Brennecke und Luisa Geiselsöder. Letztere erzielte die ersten vier Punkte für Deutschland, das von vielen Fans lautstark angefeuert wurde. Die Spanierinnen waren aber in der Anfangsphase etwas wacher und agierten cleverer, sodass Szittya seine Mannschaft nach vier Minuten zu sich rief (4:8). Emily Bessoir sorgte im weiteren Verlauf des ersten Spielabschnitts für einen wichtigen Treffer aus der Distanz und auch Julia Förner brachte von der Bank wichtige Punkte und Impulse (11:14, 8. Min). Nach zehn spannenden Minuten lagen die DBB-Mädchen knapp mit 12:15 zurück.

Auch im zweiten Spielabschnitt kam wichtige Entlastung von der Bank: Nina Rosemeyer sorgten mit fünf Punkten in Serie für den 17:17-Ausgleich (12. Min). Die zwischenzeitliche Führung für die ING-DiBa-Korbjägerinnen eroberte Emily Kapitza zurück – es ging nun hin und her, ein offener Schlagabtausch zweier Top-Teams. Geiselsöder traf und auch Fiebich, die Spanien in der Vorrunde quasi im Alleingang besiegt hatte, sicherte sich ihre ersten Punkte (23:19, 14. Min). Deutschland spielte nun dominierender und schaffte es im Gegensatz zum ersten Viertel, Spanien Fouls anzuhängen und an die Freiwurflinie zu kommen. Doch nach einer starken deutschen Phase verflachte das Spiel zunächst, erst nach Geiselsöders Distanztreffer und der spanischen Antwort kam wieder mehr Schwung herein. Vor dem Seitenwechsel gelangen Spanien fünf unbeantwortete Punkte, sodass Deutschland zur Halbzeitpause mit 27:32 im Hintertreffen war.

Auch nach dem Seitenwechsel blieb das Momentum zunächst auf Seiten der Spanierinnen. Deutschland hatte zwar immer wieder gute Aktionen, doch Spanien meist eine noch bessere Antwort. Geiselsöder übernahm in dieser Phase viel Verantwortung, doch auch ihre Punkte wurden auf der Gegenseite mit einem Dreipunktspiel beantwortet, sodass der Rückstand weiter wuchs (32:42, 25. Min). Bundestrainer Szittya rief sein Team zu einer Auszeit, um es noch einmal neu einzustellen. Dass seine Spielerinnen einen deutlichen Rückstand gegen Spanien drehen können, haben sie bereits in der Vorrunde gezeigt (Sieg nach Verlängerung), dies wieder in die Köpfe zu bekommen, schien jetzt die wichtigste Aufgabe des Bundestrainers. Spanien marschierte in diesem Viertel – Deutschland fand weder offensiv noch defensiv ein Mittel. Im Schlussviertel musste erneut ein Comeback her, Schiffers Dreipunktewurf mit der Schlusssirene des dritten Viertels bot sich als Initialzündung an (37:52).

Doch erneut waren es die Spanierinnen, die aus der Distanz trafen. Obwohl Geiselsöder per Dreipunktspiel konterte, blieb der Rückstand bestehen. Die Zeit lief gegen die deutsche Mannschaft, der man kämpferisch keinen Vorwurf machen konnte. Spanien bekam wichtige Pfiffe und konnte so die Führung behaupten (40:59 aus deutscher Sicht). Der Bundestrainer nahm fünf Minuten vor Spielende nochmals eine Auszeit, in der Hoffnung einen taktischen Kniff zu finden, der Spanien noch stoppen konnte. Doch am heutigen Tage hatten Szittya und sein Team ihren Meister gefunden: die Spanierinnen gewannen am Ende souverän und sicherten sich verdient die Goldmedaille. Deutschland musste die erste Niederlage des ganzen Sommers hinnehmen; dennoch ist der Gewinn der Silbermedaille ein historischer Erfolg. Nach dem Schlusspfiff flossen bei den DBB-Mädchen viele Tränen, die hoffentlich mit Einordnung der tollen Leistung bald trocknen.

„Spanien war heute für uns nicht zu schlagen, sie haben sehr physisch gespielt und so enormen Druck auf uns ausgeübt. Uns hat der Sieg gestern sehr viel Kraft gekostet und wir waren heute einfach nicht mehr in der Lage, dagegen zu halten. Dennoch bin ich wahnsinnig stolz auf die Mädchen, sie haben tolle Leistungen gezeigt und wir haben die Silbermedaille gewonnen. Ich ziehe meinen Hut vor meinen Spielerinnen!“, sagte Bundestrainer Imre Szittya nach dem Spiel.

Stefan Raid, DBB-Vizepräsident für Jugend und Schulsport:
„Wir dürfen trotz der heutigen Finalniederlage alle sehr stolz auf dieses Team sein. Es hat einen einmaligen Sommer hingelegt und sich als echtes Team erwiesen. Ein Team, das von Anfang an sehr fokussiert war und etwas Großes erreichen wollte. Ich bin sehr froh, dass das geklappt hat und hoffe, dass die U18 und U20 bald wieder erstklassig sind, um dieser Mannschaft weitere Erfolge in Europas Spitze zu ermöglichen. Imre Szittya, sein Staff und natürlich die Spielerinnen haben einen exzellenten Job gemacht.“

DBB-Präsident Ingo Weiss gratulierte von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro:
„Die U16-Mädchen haben Deutschland bei der Europameisterschaft ganz hervorragend vertreten. Es ist eine tolle Sache für den DBB, nach 33 Jahren mal wieder eine Medaille im Nachwuchsbereich zu gewinnen. Das gibt ganz viel Zuversicht für die kommenden Jahre. Von diesen Spielerinnen wird man sicher noch Einiges hören, in wenigen Jahren auch in der A-Nationalmannschaft. Jetzt aber sollen sie erst einmal die Silbermedaille feiern! Sie haben es sich verdient.“

Für Deutschland spielten:
Marja Wucherer (TG 48 Würzburg / Main Sharks Würzburg, 2), Tessa Strompen (Eintracht Braunschweig / Girls Baskets Braunschweig-Wolfenbüttel), Julia Förner (DJK Brose Bamberg, 3), Jenny Strozyk (Herner TC), Nina Rosemeyer (Wolfpack Wolfenbüttel / Girls Baskets Braunschweig-Wolfenbüttel, 7), Emily Bessoir (TS Jahn München, 7), Leonie Fiebich (DJK Landsberg / TS Jahn München, 3), Luisa Geiselsöder (TH Wohnbau Angels, 17), Elea Gaba (ChemCats Chemnitz, 2), Merit Brennecke (Wolfpack Wolfenbüttel / Girls Baskets Braunschweig-Wolfenbüttel), Emily Kapitza (SG Schramberg / USC Freiburg, 2), Jessika Schiffer (Rhöndorfer TV / Dragons Rhöndorf, 5).

Alle Infos, Ergebnisse, Tabellen, Fotos, Videos und Statistiken unter http://www.fiba.com/europe/u16women/2016/