Der erste Schritt auf dem Weg ins ersehnte EM-Viertelfinale ist gemacht: Die deutsche U16-Nationalmannschaft der Jungen hat ihr Premierenspiel bei der Europameisterschaft in Kaunas/Litauen gewonnen. Aufsteiger England wurde mit 61:56 (15:14, 11:14, 16:10, 19:18) bezwungen. Erfolgreichster deutscher Korbwerfer beim Auftakt war Philipp Herkenhoff (13 Punkte). Am Samstag geht es in der verkürzten Vorrundengruppe (Russland wurde gesperrt, wir berichteten) mit der Partie gegen Titelfavorit Türkei weiter (13.30 Uhr).

Wegen eines großflächigen Stromausfalles konnte das Spiel erst mit über einstündiger Verspätung beginnen. Bundestrainer Harald Stein schickte Isaac Bonga, Nelson Weidemann, Philipp Hadenfeldt, Luis Zerban und Philipp Herkenhoff (Foto unten) als Erste Fünf aufs Parkett. Mit der Verzögerung kamen zunächst die Engländer etwas besser zurecht. Vor allem in der deutschen Defense stimmte es anfangs überhaupt noch nicht (4:10, 3. Min.). Die quierligen Engländer waren von ihren Gegenspielern kaum zu stoppen und stellten die DBB-Auswahl auch nach sechs Minuten vor große Probleme (6:12). Vorne offenbarte Deutschland zudem eine übergroße Nervosität und zeigte kaum herausgespielte Aktionen. Als Herkenhoff per Dunking das 10:14 besorgte (8. Min.) und kurz später mit einer sehr schönen Bewegung zum 12:14 traf, schien sich das Blatt zu wenden. Hendrik Drescher (Foto oben) machte mit Foul den Ausgleich und versenkte den fälligen Bonus-Freiwurf zum 15:14 (9. Min.). So hieß es auch nach dem ersten Viertel, die Unaufmerksamkeit beim Defensivrebound verhinderte eine höhere deutsche Führung.

herkenhoff_philipp_228Wieder „schlief“ man zweimal in der Defense (15:18, 12. Min.) und hatte noch keinerlei offensiven Rhythmus gefunden. Die munter und ausdauernd „1 gegen 1“ spielenden Engländer agierten keinesfalls überragend, profitierten jedoch auch jetzt noch von der deutschen Unsicherheit, vor allem im Abschluss. Zwölf Ballverluste wurden für Deutschland nach 13 Minuten notiert. Grund genug für Coach Stein, seine Mannen zu einer Auszeit zu versammeln. Alle zwölf deutschen Spieler hatten bereits auf dem Feld gestanden, die „passende“ Formation war noch nicht gefunden (19:18, 15. Min., Drescher). Nicolas Wolf zeichnete dann mit einem beherzten Wurf für das 21:18 verantwortlich, hinten hatte man jetzt über fünf Minuten keinen Punkt mehr kassiert. Doch die Engländer blieben dran, kamen durch einfache Penetration und anschließenden Pass nach außen immer wieder zu freien Würfen (24:28, 20. Min.). Mit 16 Ballverlusten war zum Seitenwechsel einfach kein besseres Ergebnis drin (26:28).

Die so wichtige Auftaktpartie blieb eng. Und es blieb ein Spiel der vergebenen Chancen auf beiden Seiten. Derjenige, dem es gelingen würde, diese Fehler zu reduzieren, würde den Platz als Sieger verlassen. Beide Teams warfen auch nach 25 Minuten nur jeweils knapp über 30 Prozent (34:33, Bonga). Dann war zweimal Thorben Döding zur Stelle und erzielte die bis dato höchste Führung (38:33, 27. Min.). Noch immer gab das keine Sicherheit, aber der Vorsprung wurde bis zum Viertelende verteidigt (42:38).

Die DBB-Auswahl ermöglichte dem Gegner den Ausgleich, kam zu Beginn des Schlussabschnitts plötzlich überhaupt nicht mehr zurecht und leistete sich Fehler über Fehler (42:44, 32. Min.). Erst nach fünf Minuten gelangen Bonga die ersten Punkte für Deutschland im letzten Viertel und dann auch der erneute Ausgleich (46:46, 36. Min.) in einem ausschließlich von der Spannung lebenden Spiel. Dreschers Dreier brachte Deutschland mit 49:48 in Front, als noch knapp vier Minuten auf der Uhr waren. Verbissen wurde um jeden Ball gekämpft, Deutschland ließ einige Freiwürfe liegen und England holte sich die Führung erneut zurück (51:53, 38. Min.). Bonga traf zum 55:53 (1´19), doch die Engländer antworteten per Dreier (55:56, 1´00). Weidemann netzte ebenfalls von „downtown“ ein (58:56, ´53), die Dramatik war kaum noch zu steigern. Es gelang ein Stopp, Herkenhoff musste an die Freiwurflinie: 60:56 (´21). Die Entscheidung war gefallen, Weidemann erhöhte noch, ebenfalls an der Freiwurflinie: 61:56.

„Es war ein typisches Eröffnungsspiel. In der ersten Halbzeit hatten wir Schwierigkeiten, in unser Spiel zu kommen. Wir haben defensiv schlecht gereboundet, dadurch zu viele Offensivrebounds zugelassen und uns zu viele Turnover geleistet. Im dritten Viertel haben wir die Intensität besser angenommen und besser verteidigt. Die letzten fünf Minuten haben wir 17:10 gewonnen – durch mehr Druck in der Defense, mehr Fast-Break-Punkte und mehr Punkte in der Zone. Jetzt ist jeder bei der Europameisterschaft angekommen, aber wir haben auch gesehen, dass wir besser werden müssen. Dafür können wir dann morgen den freien Tag nutzen, um am Freitag auf die Türkei vorbereitet zu sein“, so Bundestrainer Harald Stein nach dem Auftaktsieg.

Für Deutschland spielten:
Thorben Döding (Young Dragons Quakenbrück, 6), Jasper Günther (BG Hagen/Phoenix Hagen Juniors, 4), Nelson Weidemann (ALBA Berlin, 10), Philipp Hadenfeldt (ASC 46 Göttingen/BBT Göttingen, 2), Badu Buck (ALBA Berlin), Isaac Bonga (SG LÜTZEL-POST Koblenz, 10), Arne Wendler (BV Chemnitz 99), Mateo Seric (BSG Basket Ludwigsburg/Porsche BBA), Luis Zerban (FC Bayern München, 2), Nicolas Wolf (TSV Tröster Breitengüßbach, 4), Philipp Herkenhoff (Young Dragons Quakenbrück, 13), Hendrik Drescher (TuS Lichterfelde, 10).

EM-Termin Vorrunde (dt. Zeit):
Sa., 8. August 2015, 13.30 Uhr: Deutschland – Türkei

Weitere Informationen zur U16-Europameisterschaft der Jungen sind hier zu finden.