Ein weiterer Teil unserer Serie mit dem Blick auf die weibliche U18-Nationalmannschaft, die bei der EM 2018 in Udine/Italien den Titel gewann und damit für den größten Erfolg im deutschen Basketball-Nachwuchs sorgte, steht auf dem Programm. Wie ist die Karriere der Spielerinnen seit dem Triumph verlaufen, wo stehen sie heute? Heute berichten wir über Emily Bessoir:

Emily Bessoir war schon 2018 als Riesentalent bekannt. Sogar zum Basketball without Borders Global Camp im Rahmen des NBA Allstar Weekend 2018 in Los Angeles war sie eingeladen worden und spielte vor Ort eine starke Rolle (2019 erneute Teilnahme in Charlotte). Nicht zuletzt wegen ihr saßen bei den Spielen der Deutschen immer eine Menge internationaler Scouts auf der Tribüne. Sie kam von der Bank und steuerte in sieben Spielen durchschnittlich 22,6 Minuten, sieben Punkte, 8,7 Rebounds, 1,9 Assists und 1,3 Steals zum Triumph bei. Die Auswirkungen des Erfolges auf ihre weitere Karriere beschreibt Bessoir wie folgt:

„Wenn ich an den Sieg und generell an die Europameisterschaft zurückdenke, werde ich einfach glücklich und stolz, bekomme wieder total Lust darauf, diese Spiele noch einmal zu erleben. Zum anderen finde ich, dadurch, dass wir gewonnen haben, was ja noch nie passiert ist im deutschen Nachwuchsbasketball, sind wir alle zu Spielerinnen geworden, zu denen jüngere Spielerinnen aufblicken. Wir sind vom Alter ja auch nicht so weit weg. Ich weiß es von mir in meinem Verein, dass viele zu mir hochschauen und mich als Inspiration nehmen. Ich finde das sehr wichtig, der jüngeren Generation einen Ansporn zu geben, vor allem in Deutschland, wo Basketball vor allem bei Frauen noch nicht so angekommen ist. Der Sieg hat uns allen neue Türen geöffnet. Wie Julia schon gesagt hat, haben sich dadurch Colleges und andere Coaches gemeldet. Mich haben viele Colleges angeschrieben und ich gehe ja jetzt auch ans College (UCLA – Anm. d. Red.), das wäre ohne die EM-Plattform gar nicht möglich. Dadurch, dass wir gewonnen haben, waren natürlich viele Augen auf unser Team gerichtet.“

Voller Selbstvertrauen und Spaß am Basketball absolvierte der Forward die folgende Saison mit TS Jahn München in der 2. Liga Süd (16 Sp., 29 Min., 15,6 Pkte, 8,6 Reb., 1,8 Ass., 2,1 St.), ehe auch sie in den prallen Basketballsommer 2019 mit U18-EM und U19-WM ging. Ein starkes „double double“ legte Bessoir bei der U18-EM auf (11,4 Pkte, 10,6 Reb.) und war damit stark beteiligt am guten sechsten Platz. Auch bei der WM zählte sie zu den Leistungsträgerinnen, doch auch ihre 7,7 Punkte, 9,3 Rebounds und 1,9 Assists im Schnitt konnten den Misserfolg (13. Platz) nicht verhindern. Noch einmal stärker ging Emily Bessoir in die nächste Zweitligasaison und kam dort auf überragende Statistiken (16 Sp., 31 Min., 17,9 Pkte, 12,3 Reb. 2,1 Ass., 2,1 St.). Kein Wunder, dass sie ihre Entwicklung nach der U18-EM 2018 positiv bewertet:

„Ich habe ja die letzten beiden Jahre beim Jahn in der zweiten Liga gespielt und konnte dort von erfahrenen Spielerinnen viel lernen, z.B. von Anne Delafosse (geb. Breitreiner, ehem. dt. Nationalspielerin – Anm. d. Red.), auch von Anna Heise. Für mich stand auch im Fokus, mehr Verantwortung zu übernehmen und dadurch auch mehr Selbstvertrauen in mein Spiel zu bekommen. Da konnte ich mich im physischen und psychischen Bereich gut weiterentwickeln. Ich bin physisch stärker geworden, habe gezielter trainiert, sodass mir Kontakt im Spiel jetzt nicht mehr so viel ausmacht. Aber auch psychisch, ich bin auf dem Feld cooler geblieben, das konnte ich von Anne sehr gut lernen, als die noch mit uns gespielt hat. Ich habe dann in der letzten Saison versucht, ihre Rolle als Go-to-Girl zu übernehmen, und ich finde, dass ich das gut umgesetzt habe. Ich fühle mich auf jeden Fall vorbereitet auf das nächste Level.“

Und das folgt ja nun hoffentlich recht bald. Zwar weiß Emily Bessoir noch nicht genau, wann es nun wirklich über den großen Teich geht, aber Vorfreude und Erwartungen sind groß:

„Ich möchte mich an der neuen Uni gut zurechtfinden, basketballerisch und akademisch. Ich wurde so erzogen, dass das Akademische immer das Wichtigste ist. Da bin ich sehr froh, dass ich die Möglichkeit habe, an so einer guten Uni zu studieren und gleichzeitig auch Basketball zu spielen. Im nächsten Jahr möchte ich wieder U20 spielen und da wäre mein Ziel natürlich, dass wir als Team wieder etwas reißen können. Persönlich wäre es auch ein Ziel von mir, dass ich die nächsten Jahre irgendwann bei der Damen-Nationalmannschaft mitspiele und da ins Team komme.“