Angesichts der längeren Basketball-losen Zeit, in der wir alle uns ja leider befinden, haben wir uns entschieden, in den kommenden Wochen noch einmal etwas genauer auf das 70-jährige Jubiläum des DBB Ende vergangenen Jahres einzugehen. In exklusiver Auflage von nur 70 Exemplaren wurde dafür eine kleine Jubiläumsbroschüre erstellt, die neben den Präsidenten und Generalsekretären jeweils ein Ereignis aus den sieben Jahrzehnten DBB 1949 – 2019 besonders würdigte. Los geht es heute mit Teil eins, der gesamtdeutschen Herren-Mannschaft bei der EM 1953 in Moskau:

Gesamtdeutsches Herren-Team bei der EM 1953 in Moskau
Neugier auf unbekanntes Land

Wenn eine Nationalmannschaft zu einer Europameisterschaft fährt, dann steht normalerweise das Sportliche an erster Stelle. Doch beim Rückblick in das Jahr 1953 stellt man schnell fest, dass damals nichts „normal“ war und dass daher der Sport nicht die Hauptrolle spielte. Die Sowjetunion als Gastgeber wollte keinesfalls zwei deutsche Mannschaften als Gast in Moskau begrüßen, weil man sich in jenen Jahren sportpolitisch noch nicht so festlegen wollte. Nach langen Gesprächen zwischen DBB und DBV einigte man sich schließlich auf eine deutsche Mannschaft, deren Spieler aus beiden Teilen Deutschlands kommen sollten. Acht Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges standen letztlich neun Spieler aus der Bundesrepublik (Bayerlein, Bernhardt, Griese, Heinker, Piontek, Roth, Schober und Siebenhaar) und vier Spieler aus der DDR (Konzag, Krüger, Mahlo und Marwald) im gesamtdeutschen Team. Als Bundestrainer fungierte der spätere DBB-Präsident Anton Kartak, außerdem gehörten Günther Heinze, Leo Hübner und Adolf Kornmann zur deutschen Delegation.


1953 ging es für die gesamtdeutsche Mannschaft mit dem Zug nach Moskau.
Foto: DBB-Archiv

Wie gesagt, für die deutsche Delegation war das Kennenlernen der russischen Lebensart damals ebenso von großer Bedeutung. Die Neugier auf das unbekannte Land war riesengroß. Die Spieler mussten ihren gesamten Jahresurlaub nehmen und wurden mit einem russischen Kurierzug nach Moskau und wieder zurückgebracht. Die Zeit während der Europameisterschaft wurde neben den Spielen unter freiem Himmel intensiv zu touristischen Aktivitäten genutzt. Besonders beindruckte damals die hochmoderne Metro mit ihren prächtigen Bahnhöfen.

Natürlich wurde in Moskau auch gespielt. Und es begann auch durchaus erfolgreich, als im ersten Spiel Schweden mit 65:37 bezwungen wurde. Fast schon eine Überraschung angesichts der Tatsache, dass das buntgemischte deutsche Team überhaupt nicht eingespielt war. Es folgten dann auch drei Niederlagen (44:76 gegen Frankreich, 41:74 gegen Ägypten, 44:51 gegen die Schweiz), ehe die deutschen Korbjäger wieder einen Sieg feiern durften, 51:31 gegen Dänemark. Anschließend unterlag Deutschland Bulgarien mit 50:82, gewann dann aber wieder gegen den Libanon (58:56). Schließlich belegte die gesamtdeutsche Mannschaft nach dem 59:69 gegen Rumänien den 14. Platz.

Nur 13 Tage nach dem letzten Spiel einer gesamtdeutschen Mannschaft in der UdSSR gab es in der DDR am 17. Juni 1953 den Arbeiteraufstand. Und an eine gesamtdeutsche Mannschaft war von diesem Zeitpunkt an lange Zeit nicht mehr zu denken.

Einmarsch der gesamtdeutschen Basketball-Nationalmannschaft ins Moskauer Dynamo-Stadion bei der Europameisterschaft 1953.
Foto: DBB-Archiv

 

Weitere Highlights im Jahrzehnt 1949-1959:
– 1. Oktober 1949: Gründung des DBB in Düsseldorf
– 1958: Erstes Albert Schweitzer Turnier in Mannheim