Im ersten Teil unseres Interviews mit Johannes Voigtmann gibt der neue Center von ZSKA Moskau Einblicke in den Prozess seines Wechsels nach Moskau, wie ihm seine Familie hilft und Kraft gibt sowie den Fokus seiner Summer Workouts.

Er ist ein 2,11 Meter großer Center, der bisher 54 Mal für die A-Nationalmannschaft auflief und dabei insgesamt 316 Punkte aufgelegt hat. In der letzten Saison stand er in Spanien bei Baskonia Vitoria Gasteiz unter Vertrag. Zuvor spielte er in Deutschland für die FRAPORT SKYLINERS sowie Science City Jena.

Vor kurzem ist bekannt geworden, dass Du in Moskau bei ZSKA unterschrieben hast. Mit dem Umzug aus Spanien geht es in deutlich kühlere Gefilde. Wie viel wetterfeste Kleidung musst Du erst noch neu kaufen?
(lacht) Wir werden uns auf jeden Fall vorbereiten müssen auf den langen intensiven Winter, aber das kriegen wir schon hin. Außerdem war es in Nordspanien jetzt auch nicht „so“ warm, deshalb ist der Unterschied nicht ganz so groß.

Wann hast Du die Entscheidung über den Wechsel nach Moskau getroffen? Hast Du schon während der Saison das Ende bei Baskonia kommen sehen oder kam das wirklich erst jetzt als der Sommer anstand?
Das war relativ lange nach der Saison. Ich habe gesagt, dass ich mich während der Saison gar nicht damit beschäftigen will. Das klappt auch immer mehr oder weniger. Nach der Saison habe ich mir viel Zeit genommen, einige Optionen abgewogen und mich dann für Moskau entschieden.

Deine Familie hat wahrscheinlich auch eine große Beraterrolle eingenommen. Was sagt sie zu Moskau als Stadt?
Von Tag zu Tag sind wir zufriedener mit der Entscheidung. Wir wissen, dass es eine Herausforderung wird, in so eine Stadt und so ein Klima zu ziehen, aber ich habe auch von ganz vielen Leuten gehört, dass es eine total schöne Stadt ist. Wir werden uns überraschen lassen und das hinkriegen. Wenn die Familie gesagt hätte: „Das machen wir gar nicht mit“, dann wäre das natürlich ein Ausschlusskriterium gewesen. Sie haben mich aber in der Entscheidung unterstützt und wir haben uns zusammen dafür entschieden.

Du bist ja ein sehr vielseitig einsetzbarer Big Man. Kannst aus der Short Roll kreieren, im Post, im Face Up, den Dreier triffst du auch gut. Wie wichtig war der basketballerische Fit bei Deiner Entscheidung und hast Du Dir vielleicht sogar explizit Spiele angeschaut und gesagt: „So möchte ich gerne eingesetzt werden!“
Ich habe natürlich mit dem Trainer geredet. Das waren sehr gute Gespräche. Er hat mir meine Stärken und Schwächen so gesagt, wie ich sie selbst auch einschätze. Wenn der Trainer die gleiche Einschätzung von dir hat wie du von dir selbst, ist das immer eine gute Voraussetzung. Ich bin eben sehr vielseitig und glaube, das ist auch, was geschätzt wird an mir. Es wird natürlich eine Herausforderung zu sehen: „Wo spielst du dann am Ende?“ Aber ich bin dafür bereit und das ist eines der Top-Teams in Europa. Hätte das sportlich keinen Sinn gemacht, hätte ich das sicher nicht gemacht.

Neben Dir stehen weitere Zugänge fest, die nach Moskau kommen werden: Kosta Koufos, Dragan Bender. Auch der ehemalige Knick Ron Baker ist angeblich im Gespräch. Hast Du schon Kontakt mit neuen Teamkollegen aufgenommen oder geht das erst in Richtung Training Camp wirklich los?
Mir haben ein paar Leute geschrieben: Kyle Hines, Daniel Hackett. Die haben mir geschrieben und mich im Team willkommen geheißen. Im Training Camp wird es dann aber erst richtig losgehen und ich freue mich darauf. Das sind absolute Top-Spieler in Europa. Das wird eine gute Sache!

Seit einem knappen Jahr hast Du einen kleinen Sohn im Haus. Erstmal Glückwunsch zum Vater-Dasein! Wie sieht die erste Zwischenbilanz aus? Kriegst du genügend Schlaf? Der ist ja bekanntlich wichtig als Profisportler.
Meine Frau nimmt mir da echt so gut wie alles ab. Während der Saison habe ich nie schlecht geschlafen. Da geht ein ganz großes Lob an sie raus. Sie hält mir super den Rücken frei. Jetzt im Sommer habe ich nicht mehr so viele Ausreden (lacht). Da muss ich auch mal ran. Im Großen und Ganzen war das schon perfekt, so wie es gelaufen ist. Natürlich ist es anstrengender, als wenn du alleine bist, aber die schönen Momente, die du als Vater erlebst, die wiegen das alles hundertmal auf.

Ich weiß nicht, ob Du das wusstest, aber falls Ron Baker tatsächlich Dein Teamkollege werden sollte, kannst Du Dich mal bei ihm erkundigen, denn er hat ein Kinderbuch geschrieben. „You’re Too Big To Dream Small“ heißt es. Vielleicht wird es ja irgendwann mal Teil eurer abendlichen Vorlese-Routine.
(lacht) Ja, cool! Wenn es dazu kommen sollte, werde ich auf jeden Fall mal nachfragen.

Zwischen all den neuen Verpflichtungen als Vater und auch dem Leben als Profibasketballer bleibt wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit für Hobbies, aber was ist – außer deiner Familie – dein Ausgleich zu dem ganzen anderen Stress?
Mit Kind reduziert sich das natürlich dramatisch. Eigentlich spiele ich im Sommer gerne Golf. Das ist diesen Sommer zu kurz gekommen – viel zu kurz! Sonst mache ich auch gerne andere Sportarten. Nach der letzten Saison war ich bisschen verletzt und konnte deshalb nicht den Freizeitsport machen, auf den ich Lust hatte: Tennis oder Volleyball. Dafür hatte ich diesen Sommer bisschen Zeit, auch wenn die Freizeit sehr knapp ist und man lieber die freie Zeit, die man hat und nicht mit packen, umziehen oder trainieren beschäftigt ist, mit der Familie verbringt.

Quality Time mit der Familie ist nach der Saison natürlich erstmal wichtig. Bisschen abschalten, bisschen Urlaub bestimmt auch. Wie hast du danach die Zeit genutzt, um Workouts zu machen und weiter an deinem Game zu arbeiten?
Ich habe gerade wieder intensiv angefangen. Ich habe die ganze Zeit ein bisschen was gemacht, aber der Hauptfokus liegt im Sommer erstmal darauf, den Körper wiederherzustellen, sich auszukurieren, den Körper ein bisschen herunterzufahren und sich dann aktiv zu regenerieren und in Shape zu bleiben. Das ist der erste Teil und der zweite Teil fängt jetzt an. Körperlich was draufpacken ist immer ganz wichtig, dass du körperlich noch näher an dein Maximum herankommst. Das sind so die wichtigsten Sachen. In den nächsten Tagen kommt Lars Masell, der Co-Trainer aus Bayreuth, und dann arbeiten wir zusammen intensiv am Wurf. Das soll der Hauptfokus diesen Sommer sein.

Bist du eher der Typ, der ins Fitness-Studio geht und da pumpt oder machst du das auf dem Trimm-Dich-Pfad unter freiem Himmel?
Das ist komplett unterschiedlich. Ich laufe ein bisschen, aber natürlich bin ich hauptsächlich im Fitness-Studio. Krafttraining ist der Hauptfokus. Mobilitätstraining. Natürlich gehst du auch mal draußen rennen, auch wenn das nicht die schönste aller Aktivitäten ist, die man sportlich machen kann (lacht).

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