Im Rahmen der Vorberichterstattung zur FIBA EuroBasket 2022 (1.-18. September 2022, u.a in Köln und Berlin, Tickets im offiziellen Ticket-Shop) blicken wir in loser Folge auf zurückliegende EuroBaskets (früher Europameisterschaften) zurück. Heute beginnen wir ganz „einfach“ mit der bisher letzten EuroBasket, die 2017 in Finnland, Israel, Rumänien (jeweils Vorrunden) und der Türkei (eine Vorrunde und die Finalrunde) ausgetragen wurde. „Einfach“ deshalb, weil die Erinnerung an die damaligen Spiele noch leicht fällt und weil bei der EuroBasket 2022 sicher auch wieder einige Stars von 2017 mit dabei sein werden.

Die deutsche Mannschaft von Bundestrainer Chris Fleming trat zur Gruppenphase in Tel Aviv/Israel an. Im Kader standen mit Dennis Schröder (Atlanta Hawks) und Daniel Theis (Boston Celtics) zwei NBA-Spieler, drei weitere Akteure kamen aus dem europäischen Ausland hinzu, sieben Spieler aus der BBL (Kader unten).

Ohne nach der Vorbereitung so recht zu wissen, über welches Leistungspotenzial man wirklich verfügt, ging es nach der Nominierung des 12er-Kaders zur EuroBasket-Vorrunde nach Tel Aviv. Dort wartete mit der Ukraine ein zumindest unbequemer Auftaktgegner auf das DBB-Team. Über weite Strecken durchaus überzeugend übersprang man mit einem 75:63-Erfolg die erste EM-Hürde, auch der Bundestrainer war erleichtert: „Das erste Spiel bei einem Turnier ist nie leicht. Wir haben auch am Anfang nicht wirklich schlecht gespielt, aber wir haben einfach keine Würfe getroffen. Es war sicher eine gute Erfahrung, dass wir uns aus diesem Loch heraus gekämpft und das Spiel dann dominiert haben. Wir hatten im Training nur ganz selten unser komplettes Team zusammen, das dauert einfach noch.“

Ein erstes Schlüsselspiel stand an, denn die starken Georgier hatten zum Auftakt den hohen Favoriten aus Litauen bezwungen und gingen mit breiter Brust in das Spiel gegen Deutschland. Doch das Fleming-Team war bereit und hatte zuvor noch eine sehr schöne Nachricht erhalten: Kapitän Robin Benzing war Vater geworden. Töchterchen Ainhoa kam im fernen Deutschland zur Welt und war ebenso wie Mutter Katharina wohlauf. Mit einem energischen Schlussspurt schaffte die deutsche Mannschaft den 67:57-Erfolg gegen Georgien und damit einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale.

Das war beim Zwischenstand von 75:59 acht Minuten vor dem Ende im folgenden Spiel gegen Israel schon so gut wie erreicht, aber ein Blackout in den Schlussminuten machte alle Bemühungen zunichte: Endstand 80:82. „Basketball erzählt meistens die Wahrheit und die war heute, dass wir das Spiel hergegeben haben. In der Crunchtime haben wir offensiv nicht performen können, aber wir werden daraus lernen und besser zurückkommen. Wir können nur Dinge wie Wurfauswahl oder Team Rebounding kontrollieren, nicht aber andere Dinge“, meinte der Headcoach anschließend.

Gegen Italien ging es nun um das Erreichen des ersehnten Achtelfinales in Istanbul. Beide Teams schenkten sich nichts, hatten aber größte Schwierigkeiten einen offensiven Rhythmus zu finden. Letztlich hatten die DBB-Korbjäger das bessere Ende für sich (61:55) und damit die Fahrkarte in die Türkei in der Tasche. „Der Charakter eines Teams zeigt sich auch daran, wie es nach einer großen Frustration zurückkommt. Ich finde es großartig, wie wir heute aufs Feld gekommen und als Einheit aufgetreten sind“, lobte der Bundestrainer seine Mannschaft. Zum Abschluss der Vorrunde in Tel Aviv setzte es eine 72:89-Niederlage gegen Litauen.

„VIERTELFINALE !!!“ – So lautete die Schlagzeile nach dem tollen 84:81-Erfolg im Achtelfinale in Istanbul gegen Frankreich. Der größte Erfolg seit der EM 2007 in Spanien (Fünfter) war geschafft. Auch von einem äußerst mäßigen Start (10:19 nach dem ersten Viertel) ließen sich die DBB-Akteure nicht beirren und schlugen erfolgreich zurück. Ein spektakulärer Dunk von Theis über Boris Diaw ebnete den Weg und Theis´ Dreier bedeutete das 77:68 für Deutschland in der 38. Minute. Aber noch einmal bäumten sich die Franzosen auf und hatten mit der Schlusssirene den letzten Wurf zum möglichen Ausgleich. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir haben früh von außen einiges liegen gelassen, aber wir haben immer an uns geglaubt. Nach dem dritten Viertel war dann der unbedingte Wille da, dieses Spiel zu gewinnen. Wir hatten einige Stops und haben unsere Würfe getroffen. Unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Daniel und Dennis waren herausragend und es fühlt sich gerade richtig gut an. Trotz seiner Fehlwürfe am Anfang hat Dennis heute meiner Meinung nach sein bestes Turnierspiel gemacht. Er war ein echter Anführer und hat seine Mitspieler besser gemacht. Ein bisschen haben sich heute drei Jahre intensiver Arbeit ausgezahlt. Die Jungs haben den Sieg verdient.“ (O-Ton Chris Fleming).

Konnte es noch weiter gehen für die deutsche Mannschaft? Beim Zwischenstand von 11:2 für die DBB-Auswahl im Viertelfinale gegen Spanien war man geneigt mit „Ja“ zu antworten, aber im dritten Viertel machte ein überragender Marc Gasol ausgerechnet von der Dreierlinie den Unterschied aus. Das 72:84 war danach nicht mehr zu verhindern, dennoch konnte man erhobenen Hauptes die Arena in Istanbul verlassen. „Wir haben uns in den vergangenen drei Jahren zu einer echten Marke entwickelt und ich bin sehr stolz ein Teil dieser Gruppe gewesen zu sein. Die Generation ist jung genug, um besser und besser zu werden und noch einiges zu erreichen. Dazu müssen alle Spieler zur Verfügung stehen. Wir haben bis zum Ende alles gegeben“, lauteten die letzten Worte von Chris Fleming als Bundestrainer.

EuroBasket-Kader Deutschland 2017
Ismet Akpinar (ratiopharm ulm), Danilo Barthel (FC Bayern München), Robin Benzing (Tecnyconta Zaragoza/ESP), Isaiah Hartenstein (Zalgiris Kaunas/LTU), Patrick Heckmann (Brose Bamberg), Maodo Lo (Brose Bamberg), Dennis Schröder (Atlanta Hawks), Lucca Staiger (Brose Bamberg), Karsten Tadda (EWE Baskets Oldenburg), Daniel Theis (Boston Celtics), Johannes Thiemann (MHP RIESEN Ludwigsburg), Johannes Voigtmann (Baskonia Vitoria/ESP).

 

Und sonst?

2017 war die EuroBasket der Slowenen. Das Team um Routinier und EuroBasket-MVP Goran Dragic (22,6 PTS, 5,1 AST) und Youngster Luka Doncic (14,3 PTS, 8,1 REB, 3,6 AST) spielte mit Herz, Begeisterung und unbedingtem Siegeswillen und stürzte schließlich eine ganze Nation in einen Siegestaumel. Ungeschlagen überstanden die Slowenen bereits die Vorrunde in Helsinki (96:81 vs Polen, 81:78 vs Finnland, 78:72 vs Griechenland, 102:75 vs Island, 95:78 vs Frankreich).

Im Achtelfinale hatten die Slowenen keine Probleme mit der Ukraine (79:55), im Viertelfinale gab es ein heißes Match gegen Lettland (103:97). Unerwartet deutlich schlug man dann Spanien im Halbfinale mit 92:72. Das Finale gegen den großen Rivalen vom Balkan, Serbien, war erreicht. Dort trug Dragic sein Team mit 35 Punkten, sieben Rebounds, drei Assists und zwei Steals durch alle Höhen und Tiefen und schließlich zum grenzenlos umjubelten 93:85-Triumph. Ein mitreißendes Finale!

Blickt man auf die Player Stats der EuroBasket 2017, stellt man fest, dass ein Großteil der damaligen Topstars auch 2022 wieder mit ihren Teams am Start sind. Dazu viele vielversprechende „young guns“ und die entsprechenden „alten Hasen“. Vorfreude pur!!!

Eine der spektakulärsen Szenen der EuroBasket 2017. Nach dem gewaltigen Dunk von Daniel Theis über Frankreichs Boris Diaw …

… konnte der deutsche Power Forward seine Freude über die gelungene Aktion nicht verhehlen. Der großartige Assist war von Dennis Schröder gekommen.
Fotos: DBB/Camera 4

Luka Doncic, damals 18-jährig, im EuroBasket-Finale 2017 gegen Serbien mit einem wuchtigen Dunking. Auch 2022 bei der EuroBasket in Köln und Berlin dürfen sich die Fans wohl wieder auf ihn freuen.
Foto: FIBA