Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Herren hat bei der EuroBasket 2017 die Sensation und das Erreichen des Halbfinales verpasst. In der Runde der letzten Acht unterlag das Team von Bundestrainer Chris Fleming (Foto ganz unten) den amtierenden Europameister Spanien nach lange Zeit offenem Spiel mit 72:84 (19:16, 14:18, 20:31, 19:19). In Istanbul war die Enttäuschung nach der Schlusssirene groß, auch wenn man als Außenseiter in die Partie gegangen war. Schon bald wird der Stolz des jüngsten EM-Teams über die gezeigten Leistungen überwiegen und weitere Zuversicht für kommende Aufgaben geben. Dennis Schröder (Foto) punktete am besten für Deutschland (27).

Zum siebten Mal in Folge bildeten Schröder, Karsten Tadda, Robin Benzing, Danilo Barthel und Johannes Voigtmann die erste Fünf der ING-DiBa-Korbjäger. Deutschland begann hervorragend und lag durch Schröder, einen Dreier von Barthel und Freiwürfen von Benzing mit 7:0 vorne (3.). Spanien, das zuletzt bei der EM 1997 im eigenen Land ein Halbfinale der kontinentalen Titelkämpfe verpasst hatte, zeigte sich beeindruckt und brachte offensiv zunächst überhaupt nichts zustande (11:2, 5., Dunking Voigtmann in seinem 50. Länderspiel nach Ballgewinn und Fastbreak ), Auszeit Spanien.

Die nur rund 3.000 Zuschauer in der riesigen Sinan Erdem Arena sahen fortan eine spanische Mannschaft, die vor allem über Pau Gasol besser ins Spiel kam (13:10, 7.). Maodo Lo (Foto rechts) war zum richtigen Zeitpunkt per Dreier zur Stelle, die umgehende Antwort von Marc Gasol ließ nicht lange auf sich warten. Die DBB-Auswahl bestimmte sehr geschickt das Tempo, ließ die Spanier lange Sekunden verteidigen und behauptete den Vorsprung auch nach den ersten zehn Minuten (19:16).

Los zweiter Dreier bedeutete das 22:16 und wurde im nächsten Angriff von einem starken Zug zum Korb, der nur durch Foul gestoppt werden konnte, gefolgt (23:16). Schröder kam nach seiner kurzen Pause auf der Bank gleich wieder mit zwei Punkten zurück (27:23, 13.), Pau Gasol machte der deutschen Defensive aber weiter die größten Probleme. An der Freiwurflinie kam der Titelverteidiger erstmals zum Ausgleich und dann per Dreier zur Führung (27:30, 15.). Das DBB-Team hatte den Rhythmus verloren und musste nun aufpassen die Spanier nicht ziehen zu lassen (29:32, „Alley oop“ Schröder auf Daniel Theis, 18.). Theis besorgte auch den 31:32-Anschluss, ehe sich Pau Gasol erneut durchsetzte. Zur Pause stand es 33:34.

Schröder glich die Partie mit zwei Dreiern in Folge aus (39:39, 22.) und die Südwesteuropäer wirkten einmal mehr konsterniert. Doch die mehrfache Chance zur Führung ließen die Deutschen ungenutzt, sodass der Favorit knapp vorne blieb (39:41, 24.). Danilo Barthel kassierte sein drittes Foul und viertes Foul, Theis besorgte dann doch den Gleichstand. Die Defense des DBB-Teams präsentierte sich ganz hervorragend und stellte Spanien immer wieder vor Probleme. Deutschland führte mit 45:43, nachdem sich Johannes Thiemann von außen ein Herz gefasst hatte (26.) und so ganz langsam kam die bisher größte Überraschung bei dieser EuroBasket in Reichweite.

Wieder punktete der nur durch Foul zu stoppende Thiemann nach glänzenden Anspielen von Schröder an der Linie: 48:45 (27.). Nur wenige Sekunden später hatte die Führung in dieser abwechslungsreichen Partie erneut gewechselt (48:50). Gefährlich für Deutschland wurde es einmal mehr beim 50:56 nach einem Dreier von Marc Gasol (28.). Einige Würfe drehten sich nun knapp aus dem spanischen Korb, während der nun alles überragende jüngere Gasol-Bruder bis zum Viertelende drei Dreier in Folge versenkte (53:65). „Sudden Death“ war eine passende Bezeichnung für diese Minuten, in denen Spanien aus fast nichts einen zweistelligen Vorsprung gemacht hatte.

Deutschland wehrte sich mit vier unbeantworteten Punkten von Schröder (57:65, 32.), aber Spanien spielte jetzt seine ganze Routine aus und ließ die bravourös kämpfenden DBB-Akteure nicht mehr in die Partie zurück. Die Würfe, die noch einmal Hoffnung auf ein Comeback gemacht hätten, verfehlten die gegnerische Reuse, die DBB-Auswahl war dessen ungeachtet bis zur Schlusssekunde um ein möglichst gutes Ergebnis bemüht (61:72, „Alley oop“ Schröder auf Theis, 35.). Aber die Spanier kamen nicht noch einmal ins Wackeln und trafen weiterhin hochprozentig (62:79, 36.). Barthel wurde bei einem Wurf von „Downtown“ gefoult und verwandelte alle drei Freiwürfe (65:79, 37.). Schröder und Theis sammelten die letzten Punkte für das Fleming-Team bei dieser EM und waren nach einer 72:84-Niederlage gegen die Spanier im Viertelfinale der EuroBasket 2017 ausgeschieden.

Robin Benzing: „Gratulation an die Spanier, sie haben den Sieg verdient. Ich bin stolz auf unser Team. Wir hatten unsere ups and downs, aber wir haben Charakter gezeigt. Heute war das nicht genug, viele kleine Fehler haben zur Niederlage geführt. Marc Gasols Dreier haben uns sehr weh getan, aber wir haben bis zum Schluss gekämpft. Ich bin sehr glücklich mit unserem Auftritt bei der EuroBasket.“

Chris Flemng: „Wir waren heute bereit, aber Spanien war in der Lage zu reagieren. Wir hatten noch einen guten Start ins dritte Viertel, dann hat Marc Gasol unglaubliche Würfe getroffen und wir haben es nicht mehr geschafft damit klar zu kommen. Wir haben uns in den vergangenen drei Jahren zu einer echten Marke entwickelt und ich bin sehr stolz ein Teil dieser Gruppe gewesen zu sein. Die Generation ist jung genug um besser und besser zu werden und noch einiges zu erreichen. Dazu müssen alle Spieler zur Verfügung stehen. Wir haben bis zum Ende alles gegeben.“

Für Deutschland spielten:
Ismet Akpinar (ratiopharm ulm, 15 Länderspiele), Danilo Barthel (6, FC Bayern München, 29 Lsp.), Robin Benzing (4, zuletzt Tecnyconta Zaragoza, 127 Lsp.), Isaiah Hartenstein (zuletzt Zalgiris Kaunas/LIT, 15 Lsp.), Patrick Heckmann (Brose Bamberg, 32 Lsp.), Maodo Lo (9, Brose Bamberg, 48 Lsp.), Dennis Schröder (27, Atlanta Hawks, 32 Lsp.), Lucca Staiger (1, Brose Bamberg, 115 Lsp.), Karsten Tadda (EWE Baskets Oldenburg, 75 Lsp.), Daniel Theis (15, Boston Celtics, 32 Lsp.), Johannes Thiemann (8, MHP RIESEN Ludwigsburg, 21 Lsp.), Johannes Voigtmann (2, Baskonia Vitoria/ESP, 50 Lsp.).

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