Justus Hollatz hat im Februar diesen Jahres sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gegeben. Im Interview vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Estland in Nürnberg (Do., 25. November 2021, 19.00 Uhr, Kia Metropol Arena, Tickets) spricht der 20-jährige Point Guard der Hamburg Towers über seinen Werdegang, die anstehenden Qualifikations-Spiele, die FIBA EuroBasket 2022 und seine persönlichen Ziele in der deutschen Nationalmannschaft.

Deine Entwicklung darf man durchaus als rasant bezeichnen. Bist Du zufrieden, wie es gerade läuft?
Auf jeden Fall bin ich zufrieden, wie es gerade läuft. Ich glaube, nicht viele 20-Jährige haben die Chance, erstmal BBL und dort viele Minuten spielen zu dürfen. Und dann noch im EuroCup ran zu dürfen, ich glaube, das ist was ganz Besonderes. Es ist gut für meine Entwicklung, dass ich oft gegen bessere Gegner gespielt habe und viel lernen konnte.

Der neue Bundestrainer Gordon Herbert hat Dich jüngst in einem Interview als potenzielle Zukunft auf der deutschen Point Guard-Position bezeichnet. Wie kommt so etwas bei Dir an? Wie ist der Kontakt zu Gordon Herbert bisher?
Das habe ich gar nicht mitbekommen, dass Gordon das meinte, aber es ist natürlich sehr schön zu hören, dass auch der Bundestrainer Vertrauen in einen hat und auch wertschätzt, was ich bisher leiste. Kontakt hatten wir auf jeden Fall schon, wir haben telefoniert, beim Spiel in Bayreuth war er da und regelmäßig schreibt er mir auch nach den Spielen, gratuliert, sagt, wie ich gespielt habe. Also da ist der Kontakt auf jeden Fall schon da. Er ist ein sehr netter Typ, ein sehr netter Kerl, ein sehr guter Trainer glaube ich, von dem ich auch noch einmal sehr viel lernen kann. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten Wochen und Monate in der Nationalmannschaft.

Du spielst erstmals mit den Towers international. Wie hoch ist denn aktuell die Belastung? Ist es ein großer Unterschied zur Vorsaison?
Die Belastung ist auf jeden Fall schon einmal etwas Anderes. Es ist jetzt nicht so, dass man wie gewohnt fünf Tage Training hat in der Woche und dann ein Spiel am Wochenende spielt, sondern es ist schon eine andere Belastung. Der Unterschied zum letzten Jahr ist einfach, dass wir viel mehr Spiele haben, weniger Trainings natürlich, aber auch viel mehr unterwegs sind, manchmal fünf Tage am Stück, je nachdem, wie der Spielplan ist. Als Spieler freut man sich darüber, dass man so viele Spiele spielen darf, das ist ja das, was alle Spieler wollen: so viel spielen wie möglich. Da kann man das ganz gut wegstecken und kompensieren. Die Belastung ist auf jeden Fall auszuhalten, es bringt Riesenspaß.

Es geht für euch mit der Nationalmannschaft nun in das nächste „Fenster“. Wie groß ist generell deine Motivation für die Nationalmannschaft und für Deutschland zu spielen?
Meine Motivation für die Nationalmannschaft zu spielen ist natürlich riesig. Ich glaube, jeder Sportler träumt in jeder Sportart davon, sein Land repräsentieren zu können. Da gibt es gar keine Frage für mich, dass ich mit dem Gedanken reingehe, dass ich keine Lust hätte auf die Nationalmannschaft. Da ist man immer extra motiviert und ich glaube, da spreche ich für jeden, dass man immer Lust hat, für die Nationalmannschaft spielen zu können. Das ist einfach das, von dem jeder träumt, und wenn man da die Möglichkeit bekommt, dann will man das natürlich auch nutzen, sein Land so gut zu repräsentieren, wie es geht.

Ist das vielleicht auch mal eine willkommene Abwechslung vom Verein?
Das ist auf jeden Fall mal eine willkommene Abwechslung vom Verein. Man sieht neue Jungs, man lernt neue Jungs kennen. Man ist nicht in der Heimatstadt, wo man sonst sehr viel Zeit verbringt. Man sieht einfach mal ein anderes Umfeld, ich glaube, dass tut auch mal ganz gut für eine Woche.

Was sagst Du zum Gegner Estland? Ein Spieler ist Dir ja bestens bekannt!
Ja, ich kenne Maik (Kotsar/Hamburg Towers – Anm. d. Red.) natürlich. Ich weiß nicht genau, ob er spielt, er weiß es noch nicht ganz genau. Die Esten haben viele junge, talentierte Spieler und man hat ja auch in den Qualifikationsspielen zur EM gesehen, dass sie sich qualifiziert haben. Estland ist ein guter Gegner, ein guter Test für uns und über die vergangenen Jahre hinweg immer besser geworden. Der Erfolg der EM-Qualifikation spricht für sich und ich bin sehr gespannt, wie es dann wird gegen sie zu spielen.

Wie beurteilst Du die Auslosung für die WM-Qualifikation mit Estland, Polen und Israel?
Das sind vielleicht vom Namen her nicht die dicksten Brocken, aber die drei Teams sind in den vergangenen Jahren immer besser geworden. Polen war bei der WM im Viertelfinale, das Team spielt schon jahrelang zusammen und jetzt kommen immer mehr junge Talente dazu. Estland hatte ich ja schon gesagt und Israel hat ja eigentlich generell immer gute Spieler und Spieler mit großen Namen. Das ist auch ein basketballverrücktes Land, von daher sind das gute Gegner. Aber wenn wir gut spielen und uns anstrengen, ist es auf jeden Fall machbar, dass wir uns für die WM qualifizieren, was auch unser Ziel ist. Dann wollen wir die alle schlagen.

Der DBB richtet im kommenden Jahr die FIBA EuroBasket 2022 aus und ihr seid damit bereits qualifiziert. Gibt es eine Vorfreude bei Dir und rechnest Du Dir Chancen aus, dann mit dabei zu sein?
Es ist natürlich ein großes Ziel von mir, bei der Heim-EM im Team stehen zu können. Eine EM im eigenen Land ist etwas Einmaliges, da werde ich alles dafür tun, um Teil des Teams zu sein. Da spreche ich wohl auch wieder für jeden, aber ich denke, das ist einfach so. Ob ich mir Chancen ausrechne, das weiß ich nicht. Aber ich glaube, wenn ich einfach gut performe, dann besteht auf jeden Fall die Chance. Letztendlich wird aber natürlich der Trainer entscheiden und es kann immer noch sein, dass andere Spieler besser sind als ich, das ist dann einfach so. Dann habe ich eine neue Motivation, um noch härter zu arbeiten und mir ein neues Ziel zu setzen, zu einem anderen Zeitpunkt dabei zu sein.

Wie siehst du aktuell und künftig deine Rolle in der Nationalmannschaft?
Meine Rolle in der Nationalmannschaft sehe ich gerade nicht viel anders als im Verein. Ich mache da jetzt keine Unterschiede. Ich probiere einfach mein Spiel zu spielen. In beiden Teams bin ich einer der Jüngeren, der dann die Extraenergie bringen kann. Der probiert, die Extraenergie auf dem Feld zu schaffen, der hustlelt und die Kleinigkeiten macht, die man von solchen Spielern erwartet. Auf der anderen Seite probiere ich aber auch, vorne Ruhe auszustrahlen, einfach ein Point Guard zu sein und zu probieren, das Team zu führen.

Was sind deine Ziele? Persönlich und mit der Nationalmannschaft?
Mit der Nationalmannschaft erst einmal die Qualifikation schaffen und dann persönlich hoffentlich bei der EuroBasket dabei zu sein und da dann ein gutes Turnier zu spielen und irgendwann Medaillen zu gewinnen. Ich glaube, wir haben jetzt in den nächsten Jahren immer ein gutes Team und ich traue dem Team dann auch zu um Medaillen zu spielen. Von daher würde ich da jetzt auch nichts anderes sagen, als sich das irgendwann als Ziel zu setzen. Persönlich habe ich jetzt nicht so viele Ziele. Natürlich ist der Traum von der NBA da, aber ich bin jetzt nicht so zu sagen, ok in zwei Jahren musst du da und da sein. Das lasse ich alles auf mich zukommen. Für mich persönlich ist wichtig, dass ich meine Minuten weiterhin nutze, dass ich weiter hart arbeite und mich verbessere und einfach Leistung abrufe. Dann bin ich auch glücklich.

Was möchtest Du sonst noch unbedingt mal loswerden?
Nichts, danke (lacht).