Nur die größten NBA-Nerds dürften bei den Namen A.C. Green, Hubert Davis, Gary Trent oder Samaki Walker auf Anhieb wissen, um wen es sich handelt. Und selbst diese wandelnden Datenbanken müssten wahrscheinlich tief in der Ablage ihres Gedächtnisses kramen, auf der Suche nach der Lösung. Unter anderem mit diesen vier Sportskameraden teilte sich ein gewisser Dirk Werner Nowitzki in seiner ersten NBA-Saison die Umkleide der Dallas Mavericks. Wenn die NBA-Saison 2015/16 heute Nacht startet, ist das Rookie-Jahr des deutschen Nationalspielers 18 Jahre her (auch wenn es damals wegen eines Lockouts erst später begann). Nowitzki feiert in dieser Saison also seine Volljährigkeit in der besten Liga der Welt.

Vom No-Name zu Dirkules

Was in der Zwischenzeit passierte, ist hinreichend dokumentiert. Als No-Name 1998 gedraftet und von den Bucks zu den Mavericks getradet, legte der große Blonde eine NBA-Karriere hin, von der selbst der größte Optimist (oder Holger Geschwindner) nicht einmal zu träumen gewagt hätte, damals in dem Jahr, als ein gewisser Bill Clinton ein Techtelmechtel mit seiner Praktikantin am Laufen hatte und Helmut Kohl nach 16 Jahren seinen Hut nehmen musste. Selbst den Rekord-Bundeskanzler hat Nowitzki also überholt, was die Anzahl der Regierungsjahre angeht.

2006 – die bitterste Pleite seiner Karriere

In seiner Zeit bei den Dallas Mavericks hat der Nationalspieler viel erlebt und ist zur Legende aufgestiegen, nicht nur in Dallas. Aus einer echten Gurkentruppe in den Anfangsjahren formte man in Texas ein Team um den Deutschen, das zu einer festen Play-Off-Größe wurde. Und in dem stets einer herausstach. Dank seiner Leistungen, seines Willens, seiner Loyalität und seiner Bodenständigkeit. Dabei haftete bis 2011 stets der Ruf an Nowitzki, ein Spieler für die reguläre Saison zu sein, der in den Play-Offs und den entscheidenden Momentan abtauchen und sich verstecken würde. Die Niederlage in den NBA-Finals 2006 gegen Miami bestätigte die Kritiker des Deutschen, der ein Jahr später zum MVP der regulären Saison gewählt wurde, um dann in der ersten Play-Off Runde an Golden State zu scheitern.

Die Dirk Nowitzki Saga

„Against all odds“ sagen die Amerikaner gerne, wenn jemand, den Widrigkeiten zum Trotz, doch sein Ziel erreicht. Im Fall des Würzburgers waren dies gleich mehrere Widrigkeiten, als die Playoffs 2011 begannen. Dallas war als krasser Außenseiter gestartet und galt schon in der ersten Runde gegen Portland als möglicher Verlierer. Doch die Playoffs sollten zur persönlichen Wiedergutmachung von Nowitzki werden. Nicht nur beim 4:2 Erfolg gegen Portland oder beim 4:0 Sweep gegen hoch favorisierte L.A. Lakers, sondern gerade in den Conference Finals gegen die junge Garde der Oklahoma City Thunder zeigte Nowitzki sein ganzes basketballerisches Repertoire. 27,7 Punkte im Schnitt bei fast 50 % Wurfquote aus dem Feld gepaart mit dem absoluten Willen in den entscheidenden Phasen.

dirk_flamingo_700Auf dem NBA-Thron

Erneut waren es die Miami Heat, die etwas gegen den Triumph der Mavericks hatten. Allen voran die Big Three LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh. Dallas verlor das erste, gewann dank Dirk das zweite Spiel, um dann im dritten Spiel erneut in Rückstand zu geraten. Doch dann zeigten die Veteranen um Nowitzki, Jason Terry und Jason Kidd, was in ihnen steckte. In zwei dramatischen Begegnungen waren es die Mavericks, die die entscheidenden Akzente setzten und den LeBron und Co. am Ende keine Chance ließen. Legendär die Flucht Nowitzkis in die Umkleide kurz vor Abpfiff des entscheidenden Finalsspiels in Miami. „Es war doch etwas emotional in diesen Minuten“, gab Nowitzki später zu Protokoll über den Moment, auf den er seine ganze Karriere gewartet hatte.

All-Time-Scoring-Liste

Das Meisterschaftsteam zerfiel in der darauffolgenden Saison. J.J. Barea ist der einzige neben Nowitzki, der übrig geblieben ist (bzw. nach einem Gastspiel in Minnesota wieder nach Dallas kam). Seit dem Titelgewinn erreichte Dallas nicht einmal mehr die 2. Play-Off-Runde, der jetzt 37-Jährige dagegen individuell noch einige Meilensteine. 13 Mal wurde er für das Allstar-Team nominiert, er ist der beste Scorer in der NBA, der nicht aus den USA kommt und der einzige Spieler mit 28.000 Punkten, 10.000 Rebounds, 3.000 Assists, 1.000 Blocks, 1.000 Steals und 1.500 erfolgreichen Dreiern. In der All-Time-Scorer-Liste der NBA rangiert er aktuell auf Platz sieben und wird, läuft alles normal, in dieser Saison Shaquille O´Neal vom sechsten Platz verdrängen. Und auch wenn Nowitzki bereits jetzt eine lebende Legende ist, so brennt der Ehrgeiz immer noch in ihm. Auch mit 37 Jahren, in seiner 18. Saison will er erfolgreich sein.  Wir drücken dem zukünftigen Hall-of-Famer dabei die Daumen und wünschen viel Erfolg und Spaß, Dirk Nowitzki! Auf die nächsten 18 Jahre!

 

Meilensteine:

  • NBA Spiel: 5. Februar 1999 vs Seattle Supersonics um Detlef Schrempf
  • Dezember 2004: 53 Punkte (Carrer High) gegen die Houston Rockets
  • Europäer in der Starting 5 eines All-Star Teams (2007)
  • Auszeichnung zum MVP der regulären Saison 2006/07
  • 14x bester ausländischer Spieler der NBA
  • Januar 2010: 20.000. NBA –Punkt
  • April 2013: 25.000. NBA-Punkt
  • Bester ausländischer Scorer der NBA
  • 06.2011: Meister mit den Dallas Mavericks und Finals-MVP
  • Einzige aktive NBA Spieler mit mehr als 28.000 Punkten, 10.000 Rebounds, 3.000 Assists, 1.000 Blocks, 1.000 Steals und 1.500 erfolgreichen Dreiern
  • 13-facher NBA All-Star
  • Aktuell Platz 7 in der All-Time-Scorer-Liste der NBA

 

Das war 1998:

  • Stolperte Bill Clinton beinahe über Mrs. Lewinsky
  • Kam Windows 98 auf den Markt
  • Ist in Madrid ein Tor (um)gefallen
  • Kaiserslautern wird sensationell Deutscher Meister
  • Mika Hakkinen setzt sich in der Formel 1 die Krone auf
  • Dankte Helmut Kohl nach 16 Jahren als Bundeskanzler ab und machte Platz für Gerd Schröder
  • War Paul Zipser im 2. Jahr Kindergarten
  • Surrten Flugzeuge durch den Bauch von Olli P

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Fun-Fact:

Würde man das Team der Saison 1998/99 heute auf das Parkett schicken, wäre Dirk der 2. Jüngste Spieler, bei einem Altersdurchschnitt von 43 Jahren. Er ist der erfolgreichste Spieler und der einzige, der aus dem damaligen Kader noch aktiv ist. Starter damals: Michael Finley, A.C. Green bzw. Hubert Davis, Gary Trent, Shawn Bradley und Steve Nash

 

DBB-Trio in der NBA

Neben Dirk Nowitzki starten in diesem Jahr zwei weitere deutsche Nationalspieler in die NBA Saison 2015/16. Dennis Schröder geht in seine dritte Saison bei den Atlanta Hawks, durchweg mit großen Ambitionen. Kleine Brötchen will dagegen Rookie Tibor Pleiß backen. In seiner ersten Saison bei den Utah Jazz will er in erster Linie Erfahrungen sammeln und sich Minuten hinter Rudy Gobert und Derrick Favors erarbeiten: „Meine Coaches sind sehr zufrieden, dass ich so hart trainiere. Aber sie erklären mir auch, dass es ein langer Prozess ist.“
Den langen Prozess begleiten wir auch dieses Jahr wieder mit wöchentlichen Updates unserer Spieler in der NBA und im europäischen Ausland.

 

Saisonstart:

Atlanta Hawks:
28.10.2015: Atlanta Hawks – Detroit Pistons
30.10.2015: New York Knicks – Atlanta Hawks
31.10.2015: Atlanta Hawks – Charlotte Hornets

Dallas Mavericks:
29.10.2015: Phoenix Suns – Dallas Mavericks
30.10.2015: L.A. Clippers – Dallas Mavericks
02.11.2015: L.A. Lakers – Dallas Mavericks

Utah Jazz:
29.10.2015: Detroit Pistons – Utah Jazz
31.10.2015: Philadelphia 76ers – Utah Jazz
01.11.2015: Indiana Pacers – Utah Jazz