18.355 Zuschauer in der Saitama Super Arena! Was für eine großartige Kulisse beim heutigen Aufeinandertreffen der deutschen Herren-Nationalmannschaft gegen Japan. Das Team von Bundestrainer Henrik Rödl unterlag den Gastgebern mit 83:86 (21:16, 21:19, 19:23, 22:28) und kassierte auf dem Weg zum FIBA Basketball World Cup 2019 in China im sechsten Testspiel die erste Niederlage. Am Montag geht die Reise weiter nach Shenzhen, zwei Tage später findet noch ein weiteres Testspiel gegen Australien statt (in Jiangmen), ehe am Sonntag, 1. September 2019, der World Cup mit der Partie gegen Frankreich beginnt. Nach dem Spiel wurde entschieden, dass alle 13 im Kader verbliebenen Spieler auch mit nach China reisen. Dort wird dann die Entscheidung über den endgültigen WM-Kader fallen.

Ohne den angeschlagenen Maodo Lo trat Deutschland heute an. Die Startformation blieb mit Denis Schröder, Ismet Akpinar, Paul Zipser, Daniel Theis und Maxi Kleber unverändert. Nach einer bunten und lauten Eröffnungszeremonie (Foto unten) u.a. mit zwei Sumo-Ringern ging es los. Japan stellte von Beginn an immer wieder eine Zonenverteidigung auf, aber Deutschland ließsich nicht irritieren und erwischte einen guten Start (9:5, Dreier Schröder, 3.). Kleber duellierte sich mit Japans Star Rui Hachimura, der frisch in die NBA gedraftet wurde (Washington Wizards). Ebenso unruhig und wild wie die Atmospäre in der Arena stellte sich die Partie dar. Hachimura war nur schwer zu stoppen und warf sein Team an der Freiwurflinie zur Führung (11:12, 7.). Schröder traf gut und versenkte seinen dritten Dreier zum 17:14 (8.), ehe eine schöne Ballstafette über Schröder und Danilo Barthel zum Dunk durch Theis führte.

Das DBB-Team transportierte die knappe Führung, Robin Benzing hatte offensiv wie defensiv gute Szenen und nach elf Minuten lag Deutschland zweistellig vorne (26:16). Aber das war nur eine Momentaufnahme, denn Japan war durch den zweiten NBA-Spieler Yuta Watanabe (Memphis Grizzlies) schnell wieder da (26:21, 13.). Isaac Bonga (Foto unten re.) punktete nach Offensivrebound zum 33:23 (14.), die körperliche Überlegenheit der ING-Korbjäger zeigte sich auch bei den Rebounds. Ganz weg vom Gegner kam man allerdings nicht (37:26, Bonga, 16.), da die jetzt zahlreichen Ballgewinne zu selten in Punkte umgemünzt wurden. So blieben die Gastgeber in Reichweite, wurden aber von einem Kleber-Dreier wieder auf Distanz gehalten (40:29, 19.). 42:35 hieß es nach 20 Minuten.

Die DBB-Auswahl kam hellwach aus den Kabinen und nach einem Dreier von Andreas Obst und einem „alley oop“ von Kleber sah der Score wieder freundlicher aus (47:35, 21.). Deutschland versuchte den Ball durch die eigenen Reihen laufen zu lassen und übertrieb es dabei manchmal sogar. Kapitän Benzing zeigte sich stark verbessert und traf von „downtown“ zum 50:38 (23.). Doch immer wieder ließ man die Japaner ins Spiel zurück und machte sich das Leben selber schwer (50:45, 24.). Der Dreier von Kleber kam genau richtig, aber der überragende Hachimura konterte sofort. Die Arena war jetzt voll da und Deutschland wackelte (53:50, 27.). Ein Dreier von Ismet Akpinar (Foto oben) und ein mächtiger Dunk von Zipser stellten auf 58:50, wenige Sekunden später hatten die Japaner wieder verkürzt (58:54, 28.). Wild ging es hin und her, das Publikum freute sich (61:58, 29.). Zwei Minuten sammeln in der Viertelpause konnten nur gut tun.

Zipser gab die Richtung vor und traf zweimal in Folge, aber defensiv stimmte es jetzt nicht und Japan blieb dran (69:66, 33.). Deutschland brauchte jetzt einige Stops, aber dann war Hachimura wieder per Dreier zur Stelle (73:69, 34.). Japan spielte sich in einen Rausch und die DBB-Auswahl musste alles investieren um vorne zu bleiben (77:73, Dunk Johannes Voigtmann, 36.). Es blieb auf des Messers Schneide (79:75, Freiwürfe Voigtmann, 38.), noch konnte sich Deutschland dem japanischen Ansturm erwehren. 1´45 vor dem Ende ging Japan frenetisch umjubelt in Führung (81:82). Bei 81:84 hatte Japan 21 Sekunden vor dem Ende Einwurf (14 Sek shot clock). Das DBB-Team holte sich 14 Sekunden vor Schluss den Ball, Auszeit Deutschland. Deutschland konnte nicht mehr antworten, die Arena stand förmlich Kopf.

Stimmen
Dennis Schröder:
„Wir haben trotzdem einen guten Job gemacht. Im dritten Viertel sind wir stark rausgekommen, haben dort einen Push gemacht, mit 14 Punkten geführt. Die Leute von der Bank haben es gut gemacht, die Starting Five hätte einen besseren Job machen können, das fängt mit mit natürlich an. Viele Würfe daneben und auch in der Verteidigung hat es ein bisschen gehapert. Im Endeffekt können wir nicht ohne Niederlage in die WM gehen, das hätten wir dann zu leicht genommen. Ich glaube es ist für uns heute ein guter Test gewesen. Es war wie ein WM-Spiel. Die waren heute besser, jetzt müssen wir zusehen, wie wir besser werden.“
Henrik Rödl: „Es war eine tolle Atmosphäre hier, volles Haus, so ein Spiel haben wir unbedingt gebraucht, so eng am Ende. Wieder haben wir viele Informationen gesammelt, wir hätten in einigen Situationen besser spielen können. Ich glaube der Ball lief ganz gut, wir haben viele freie Würfe gehabt, die wir aber nicht so gut getroffen haben. In der Verteidigung haben wir viel gegeben, sehr gut gereboundet, das Spiel hat uns alles abverlangt. Man will nie verlieren, aber jetzt in der Vorbereitung ist das ok. Man kann klar erkennen, wo die Sachen gut sind und wo sie besser werden. Wir sind auf einem ganz guten Weg. Jetzt sind wir in Asien angekommen und müssen regenerieren, aber das war ja auch der Sinn dieser Reise. Wir haben direkt aus der Zeitverschiebung zweimal gespielt, das ist natürlich auch anstrengend für die Jungs. Das hat man ihnen angemerkt, dass das letzte Fünkchen Energie, das die Japaner vor eigenem Publikum hatten, bei uns gefehlt hat. Wir werden stärker daraus hervorgehen und ich freue mich auf die nächsten Aufgaben.“

Für Deutschland spielten:
Dennis Schröder (Oklahoma City Thunder/NBA, 16), Isaac Bonga (Washington Wizards, 6), Ismet Akpinar (Besiktas Istanbul, 7), Andreas Obst (ratiopharm ulm, 3), Robin Benzing (Basket Zaragoza/ESP, 11), Paul Zipser (FC Bayern München, 12), Niels Giffey (ALBA BERLIN, 2), Johannes Thiemann (ALBA BERLIN), Danilo Barthel (FC Bayern München, 2), Maximilian Kleber (Dallas Mavericks/NBA, 8), Daniel Theis (Boston Celtics/NBA, 8), Johannes Voigtmann (ZSKA Moskau/RUS, 8).

Boxscore

 

 

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