Niederlage nach großem Kampf für die DBB-Herren zum Auftakt der Testspiele in Vorbereitung auf die EuroBasket 2017 (31. August – 17. September in Israel, Finnland, Rumänien und der Türkei): In der Messehalle Erfurt gab es ein 69:71 (17:16, 13:16, 17:23, 22:18) gegen Belgien. Danilo Barthel avancierte mit 15 Punkten zum erfolgreichsten deutschen Korbjäger, bei Belgien punktete Jonathan Tabu am besten (18).

Maodo Lo, Akeem Vargas, Robin Benzing (Foto), Danilo Barthel und Johannes Voigtmann bildeten die erste deutsche Starting Five in diesem Sommer. Alex King wurde von Fleming geschont. Knapp 4.000 Zuschauer hatten sich in der bestens gefüllten Messehalle eingefunden. Auch das neue DBB-Maskottchen ARNOLD war mittendrin im Geschehen. Vor dem Spiel wurde Lucca Staiger von DBB-Vizepräsident Armin Andres für sein 100. Länderspiel geehrt.

Zu Beginn sah das Publikum ein deutsches Team, das offensiv nach einem Rhythmus suchte. Kapitän Benzing erzielte per Dreier die ersten deutschen Punkte in diesem Sommer (3:3, 3.), aber noch tat man sich schwer gegen die schnellen und athletischen Belgier (3:7, 4.). Belgien wirkte sehr abgeklärt, doch dann tankte sich Barthel sehr schön durch (8:10, 6.) und traf auch per Dreier zur ersten Führung (11:10, 7.). So langsam wurde das Zusammenspiel der Deutschen flüssiger (Benzing auf den starken Johannes Thiemann: 15:13, 8.), defensiv aber hatte man noch keinen rechten Zugriff auf die belgischen Schützen, die bis dahin vier von sieben Dreiern getroffen hatten (17:16, 9.).

Staiger bewies seine Qualitäten aus der Distanz und traf zum 22:20 (13.) und Benzing schloss einen Fastbreak erfolgreich ab (24:20, 14.). Dann feierte Youngster Isaiah Hartenstein (Foto rechts) seine Premiere in der Nationalmannschaft (14.) und führte sich mit einem Offensivrebound gleich bestens ein. Voigtmann rutschte allerdings aus und musste mit Problemen an der Leiste für den Rest des Spiels vom Feld. Hartenstein punktete an der Freiwurflinie nach spektakulärem Dunkingversuch (26:22, 16.), doch als einige Abstimmungsprobleme offensichtlich wurden, nahm Fleming sofort eine Auszeit (26:26, 17.). Belgien ging wieder in Führung in einer Partie, in der es ordentlich zur Sache ging. Nach zwei Vierteln hieß es 30:32, Deutschland hatte lediglich 33 Prozent (8/24) seiner Würfe versenkt (Belgien 52 Prozent, 14/27). Dafür lag die DBB-Auswahl bei den Rebounds (19:11) klar vorne.

Benzing traf seinen zweiten Dreier zum 34:34-Ausgleich nach 22 Minuten. Es wurde verbissen gekämpft und Belgien gab nicht die Spur nach. Die nächsten Szenen gehörten wieder dem Gegner, der das Momentum auf seine Seite brachte (34:40, 25.). Die Zuschauer bemühten sich nach Kräften ihr Team zu unterstützen. Die ING-DiBa-Korbjäger liefen dem Rückstand hinterher und kamen in diesen Minuten einfach nicht ins Rollen. Das Vierpunktspiel von Basti Doreth tat da sehr gut (40:45, 27.), Deutschland brauchte jetzt solche Szenen. Die Halle stand Kopf, als Hartenstein per Dreier das 43:46 besorgte (29.). Nach drei Vierteln waren die Deutschen durch einen Treffer von der Mittellinie durch den Belgier Lecomte mit 47:53 im Hintertreffen.

Staiger eröffnete den Schlussabschnitt mit einem Dreier, Thiemann traf zum 52:53 (32.). Der Führungswechsel wollte nicht gelingen (52:56, 33.). Deutschland stemmte sich mit aller verbliebenen Kraft gegen die drohende Niederlage, musste aber das 52:61 hinnehmen (34.). Hartenstein verkürzte und als Thiemann das 56:61 machte, keimte wieder Hoffnung auf (36.). Lo setzte die Aufholjagd an der Freiwurflinie fort: 58:61. Belgien hatte jetzt mehrmals die passende Antwort parat (60:66, 38.). Immer wieder kam das DBB-Team heran, immer wieder konterte Belgien erfolgreich (62:68, 39.). Das 62:71 bedeutete eine Art Vorentscheidung knapp eineinhalb Minuten vor dem Ende. Doch ein scheinbar letztes Aufbäumen der Gastgeber führte zum 68:71 (´40), der Jubel war ohrenbetäubend. Noch 14 Sekunden waren auf der Uhr, als Heckmann an die Freiwurflinie ging: 69:71. Belgien leistete sich einen Ballverlust, Deutschland hatte es zehn Sekunden vor Ende in der Hand, ein verloren geglaubtes Spiel noch zu drehen bzw. in die Verlängerung zu schicken. Die Schiedsrichter ließen den letzten Wurf von Hartenstein mit der Schlusssirene nicht mehr zählen.

Stimmen
Danilo Barthel: „Das war ein guter Test für uns. Es ging sehr körperlich zu, daran müssen wir uns gewöhnen. Natürlich waren die Beine nach dem harten Training etwas müde, aber die Euphorie durch die tolle Atmosphäe hier war größer. Danke an Erfurt und die ganze Basketballregion hier!“
Chris Fleming: „Das war ein sehr wertvoller Test, der schon Turniercharakter hatte. Wir waren aber noch nicht turnierreif. Die Stimmung in der Halle war exzellent und hat uns viel Energie gegeben. Ich bin sehr zufrieden, dass wir von minus elf noch einmal zurückgekommen sind und eine Siegchance hatten. Unsere Großen haben mir heute gut gefallen, sie haben stark gereboundet. Bei Jo Voigtmann hoffen wir, dass es nur eine kleine Verletzung ist. So konnten Johannes Thiemann und Isaiah Hartenstein viel spielen und wichtige Erfahrungen sammeln. Wir werden nach eine kurzen Pause in Berlin trainieren und dann mit allen 14 Spielern, die auch hier waren, zum Turnier nach Kazan fahren.“

Für Deutschland spielten:
Ismet Akpinar (ratiopharm ulm, 1 Länderspiel), Danilo Barthel (15, FC Bayern München, 15 Lsp.), Robin Benzing (13, Tecnyconta Zaragoza/ESP, 116 Lsp.), Bastian Doreth (4, medi Bayreuth, 69 Lsp.), Isaiah Hartenstein (8, Zalgiris Kaunas/LIT, 1 Lsp-), Patrick Heckmann (6, Brose Bamberg, 18 Lsp.), Maodo Lo (5, Brose Bamberg, 37 Lsp.), Bogdan Radosavljevic (ALBA BERLIN, 7 Lsp.), Lucca Staiger (6, Brose Bamberg, 101 Lsp.), Karsten Tadda (2, EWE Baskets Oldenburg, 65 Lsp.), Johannes Thiemann (9, MHP RIESEN Ludwigsburg, 7 Lsp.), Akeem Vargas (ALBA Berlin, 37 Lsp.), Johannes Voigtmann (1, Baskonia Vitoria/ESP, 42 Lsp.).

Boxscore

Das Team wird betreut von Delegationsleiter Armin Andres (DBB-Vizepräsident), Sportdirektor Ralph Held, Bundestrainer Chris Fleming, den Assistenztrainern Henrik Rödl, Martin Schiller und Zachary Peterson, Athletiktrainer Arne Greskowiak, Teamarzt Dr. Detlef Stanek (Erfurt), den Osteopathen/Physiotherapeuten Joachim Kaufmann und David Arnold sowie Teambetreuer Heikel Ben Meftah.