Kopf hoch! Bitterer Auftakt für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Herren im ersten Spiel des FIBA Basketball World Cup 2019 in China. Im Vorrundenspielort Shenzhen unterlag Deutschland Medaillenkandidat Frankreich mit 74:78 (4:16, 16:20, 30:23, 24:19). Nach einem spielfreien Tag geht es am Dienstag, 3. September 2019, um 10.30 Uhr deutscher Zeit (live und kostenlos für alle bei MagentaSport) gegen die Dominikanische Republik, die heute mit 80:76 gegen Jordanien gewann.

Rödl schickte seine zuletzt bewährte Startformation aufs Parkett: Dennis Schröder, Ismet Akpinar, Paul Zipser, Maximilian Kleber (Foto) und Daniel Theis. Frankreich legte ein enormes Tempo vor, das DBB-Team wirkte nervös, vergab die ersten Würfe und nach viereinhalb Minuten musste Rödl die erste Auszeit nehmen (0:9). Deutschland war völlig von der Rolle, kam überhaupt nicht in die Partie und benötigte über sieben (!) Minuten bis zu den ersten Punkten (3:14, Dreier Maodo Lo). Das erste Viertel musste schnell vergessen werden (4:16).

Die athletischen Franzosen – allen voran Rudy Gobert – beeinflussten jeden deutschen Wurf, es wollte einfach nichts fallen, auch wenn sich die ING-Korbjäger einmal in gute Position gebracht hatten (4:21, 12.). Dabei funktionierte die Defense durchaus ordentlich und endlich hatten Johannes Voigtmann (Foto unten) und Danilo Barthel auch offensiv Erfolg (10:21, 14.). Voigtmann legte ein „and one“ drauf und nach einem 9:0-Lauf sah der Score für Deutschland schon freundlicher aus (13:21). Schröder netzte zwei Freiwürfe, Akpinar schloss einen Fastbreak erfolgreich ab (17:21, 15.), seine Mannschaft war mit einem 13:0-Lauf endlich im Spiel angekommen. Frankreich punktete nach mehrminütiger Flaute wieder, aber Deutschland zeigte jetzt eine ganz andere Körpersprache und nahm den Kampf an (20:27, 18.). Theis kassierte sein drittes Foul (18.), die DBB-Auswahl leistete sich wieder leichte Fehler. Die nutzten die Franzosen gnadenlos aus (20:33, 19.). Zur Pause sah es nicht gut aus für die deutsche Mannschaft (20:36).

Frankreich ging mit fünf NBA-Profis an den Start: Nicolas Batum (Charlotte Hornets), Evan Fournier (Orlando Magic), Vincent Poirier (Boston Celtics), Frank Ntilikina (New York Knicks) und Rudy Gobert (Utah Jazz). Insgesamt stehen 54 aktuelle NBA-Spieler in den Kadern der 32 Teams (2014 45). Wenn man die NBA-Spieler, die gedrafteten Spieler und die ehemaligen NBA-Spieler zusammenzählt, kommt man auf 103 Akteure (2014 92).

Nun musste nach der Halbzeit alles passen, um noch ins Spiel zurückzukommen. Aber zunächst lief wieder alles gegen das DBB-Team. Fünf schnelle Fouls, einige Treffer der Franzosen und eigene Fehlwürfe … nach 24 Minuten lautete der Spielstand nach einem Schröder-Dreier 25:45. Die Franzosen waren immer einen Schritt schneller und ein paar Zentimeter höher. Voigtmann versenkte einen Dreier, aber es gelangen jetzt keine Stops. So blieb Frankreich in weiter Ferne, auch wenn der überzeugende Voigtmann wieder von weit draußen traf (33:52, 27.). Noch einmal war Voigtmann per Dreier zur Stelle und machte etwas Hoffnung (36:52, Auszeit Frankreich). Auch Kapitän Robin Benzing traf von „downtown“, urplötzlich war ein Ruck durch die DBB-Auswahl gegangen (39:52, 28.). Doch noch war ein dickes Brett zu bohren. Benzing machte aus der Dreierdistanz weiter, Schröder meldete sich, wieder Benzing: 46:54 (29.). Nach drei Vierteln war noch nicht alles verloren (50:59).

Der von den rund 10.00 Zuschauern umjubelte“alley oop“ von Schröder auf Theis eröffnete den Schlussabschnitt, nach Bonusfreiwurf hieß es 53:59. Das vierte Foul von Theis tat weh (32.), Frankreich war wieder da, Fournier traf zweimal schmerzhaft für das DBB-Team (55:68, Auszeit Deutschland). Voigtmann kam zurück, und zwar mit einem Dreier zum 60:68 (36.). Ein Freiwurf von Schröder bedeutete das 63:70 (37.). Ein weiterer Dreier von Joe Voigtmann hielt zweieinhalb Minuten vor dem Ende die Hoffnung am Leben. Vor allem, weil ein Ballgewinn von Lo durch Schröder zum 74:70 umgesetzt wurde. Doch auf der anderen Seite verursachte ein Foul dann den französischen „and one“, wodurch der Rückstand wieder auf sechs Zähler anwuchs. Ein tolles Zuspiel von Schröder auf Kleber verkürzte 90 Sekunden vor dem Ende den Rückstand noch eimal auf 70:74. Das Spiel war wieder völlig offen. 25 Sekunden vor dem Ende holte Deutschland erneut den Ballbesitz, den Zipser zum 74:76 umsetzte. Frankreich nahm noch einmal sechs Sekunden vor dem Ende die Auszeit. Lo schickte danach Fournier an die Linie, der cool zum 74:78 verwandelte. So stand es am Ende auch auf der Anzeigetafel.

Stimmen:
Johannes Voigtmann:
„Wir sind jetzt natürlich sehr enttäuscht. Wir haben einen ganz schwachen Start erwischt und damit Frankreich selbstbewusst gemacht. Wir hatten gute Würfe, aber haben sie am Anfang leider nicht gemacht. Dann ist etwas passiert und wir sind zurückgekommen. Das war zwar nicht erfolgreich, aber trotzdem ganz wichtig für uns. Wir haben gesehen, dass wir es können.“

Henrik Rödl: „Das war für beide Teams ein großes Spiel heute. Jeder hat vom anderen genau gewusst, was kommt. Wir haben keine Würfe getroffen und sind dann nervös geworden. Wir hatten zuviel Respekt. Dann aber haben wir Herz gezeigt und ich bin trotz der Niederlage stolz auf mein Team. Wir sind zurückgekommen und hatten sogar noch eine kleine Siegchance. Frankreich ist für mich defensiv das talentierteste Team hier. Jetzt kommt das nächste große Spiel für uns gegen die Dominikanische Republik. Wir müssen und gut erholen und wieder zusammenfinden. Dann werden wir gut spielen.“

Für Deutschland spielten:
Dennis Schröder (Oklahoma City Thunder/NBA, 23), Maodo Lo (FC Bayern München, 3), Ismet Akpinar (Besiktas Istanbul, 2), Andreas Obst (ratiopharm ulm), Robin Benzing (Basket Zaragoza/ESP, 8) Paul Zipser (FC Bayern München, 2), Niels Giffey (ALBA BERLIN), Johannes Thiemann (ALBA BERLIN), Danilo Barthel (FC Bayern München, 2), Maximilian Kleber (Dallas Mavericks/NBA, 6), Daniel Theis (Boston Celtics/NBA, 3), Johannes Voigtmann (ZSKA Moskau/RUS, 25).

 

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