Der erste Gang ist serviert, jetzt kann das Hauptmenü aufgetischt werden. Bei der Vorab-Pressekonferenz zum „Familienfest des Deutschen Sports“, der Gala „Sportler des Jahres“ am 21. Dezember, die am heutigen Mittwoch im Brenners Parkhotel, einer der angesagtesten Adressen der Schwarzwald-Hauptstadt Baden-Baden stattfand, wurde einmal mehr deutlich: Die Vorfreude auf die 79. Auflage, zum 57. Mal im mondänen Schmuckstück an der Oos, ist auch in diesem Jahr riesengroß. Alle Beteiligten fiebern dem vierten Advent entgegen, wenn sich im 720 Gäste fassenden Bénazetsaal des Kurhauses wieder die große Sportlerfamilie zur Jahresabschluss-Gala trifft. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) überträgt das von der Internationalen Sportkorrespondenz (ISK) organisierte Event am Sonntag, 21. Dezember, ab 22.15 Uhr zeitversetzt.

Moderator Teo Jägersberg traf demzufolge am Mittwoch auf eine blendend aufgelegte und gut gelaunte Gesprächsrunde, der er die neuesten Informationen und Emotionen entlockte: Ricarda Funk, Kevin Bartke, Alan Ibrahimagic, Bernd Mlady, Sven Voss und Nora Waggershauser. ZDF-Moderator Sven Voss, der zum dritten Mal mit seiner Kollegin Lena Kesting durch die Veranstaltung führen wird, nannte als Neuerung unter anderem den Besuch einiger „Legenden des Sports“: „Jan Ullrich, Felix Neureuther, Magdalena Neuner werden ebenfalls eine Rolle spielen.“ Gleiches gilt, wenn auch aus sehr viel traurigerem Grund, für Laura Dahlmeier. Die erfolgreiche Biathletin und ehemalige ZDF-Expertin kam in diesem Jahr tragische Weise im Himalaya ums Leben.

„Die Gala ist ein Highlight zum Ende des Jahres. Und das ZDF freut sich, sie wieder übertragen zu dürfen“, bekräftigte der gebürtige Eifeler. Auch für ihn sei das etwas ganz besonderes, auch wegen des Formates als Doppelmoderation. „Sportler des Jahres ist was Einzigartiges. Ich bin nicht aufgeregt, aber in freudiger
Erwartung.“

Zum ersten Mal wird es in diesem Jahr auf Initiative und unterstützt von der Telekom eine Wahl zum „Special Olympics Sportler*in des Jahres“ geben, ein Meilenstein für Inklusion im Sport. Die neue Kategorie würdigt die Athletinnen und Athleten, die Teil der Special Olympics sind – der weltweit größten Sportorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung. Die Laudatio für den oder die Preisträger*in hält am 21. Dezember der ehemalige Skistar Felix Neureuther. Der Garmischer ist Botschafter von Special Olympics Deutschland.

Bernd Mlady, vierfacher Weltmeister im Radball, kündigte bei dieser Gelegenheit – leider – auch sein Karriere-Ende an. „Radball ist eine Randsportart. Ich bin kein Sportler, der durch Social Media erfolgreich sein kann. Ich brauche es nicht, es lenkt mich nur ab“, betonte Mlady, dessen Opa schon mit dieser Sportart begonnen hatte. „Wir sind ein dopingfreier Sport, waren mit der ganzen Familie schon mal eine Nationalmannschaft.“ Die PK bestreite er „auf Überstunden. Danach fahre ich wieder nach Hause und verkaufe hoffentlich Fahrräder.“

Ibrahimagic: Kein Problem in zweite Glied zurückzutreten

Alan Ibrahimagic, Co-Bundestrainer der Basketballer und eigentlich für die Jugend im Deutschen Basketball verantwortlich, trat in diesem Jahr bei der EM unvorhergesehen ins Rampenlicht, wird aber wieder „ins zweite Glied zurücktreten. Das ist kein Problem für mich. Wir kannten uns alle sehr gut, haben vertrauensvoll zusammen gearbeitet.“ Auch als aktueller Weltmeister müsse man sich erst für die nächste WM qualifizieren und aufgrund der Verschiedenheit der Ligen muss man erst einmal die Qualifikationshürde Kroatien überstehen. Eine möglichst gute Platzierung, eventuell sogar der Titel als „Team des Jahres“ sei sehr wichtig, „um in der Öffentlichkeit präsent zu sein und unseren Sport bei den Jugendlichen aufrecht zu erhalten.“

Ricarda Funk, erfolgreiche Wildwasser-Kanutin und aktuelle Europameisterin aus Bad Neuenahr, stand als Dritte sogar schon einmal auf dem Podium beim Sportler des Jahres. Sie trainierte einen Tag vor der Pressekonferenz noch einmal im Eiskanal von Augsburg. „Die Medaillen liegen im Winter im Schnee vergraben. Das tut zwar weh, aber ich weiß wofür ich das mache. Diese Eiszapfen nimmt man dann eigentlich gar nicht so wahr.“ Die „Ricci“, wie sie genannt wird, habe sich immer selbst motiviert. „Das kommt schon aus mir selbst heraus.“ In Australien habe die Sportsoldatin im Range eines Hauptfeldwebels, sogar mit dem dritten Ersatzpaddel antreten müssen, „das der Papa, der alles in Bewegung gesetzt hat, geschickt hat.“ Ihre berufliche Karriere sei „eine knüppelharte Angelegenheit. Ohne Erfolg wird nichts verlängert. Und mit einem Sport kann man nicht reich werden.“ Ihr Olympiasieg, rekapitulierte sie, sei „immer mit der Flutkatastrophe verbunden. Es tut sich Vieles, aber es ist nicht mehr wie früher.“

Kevin Bartke, Para-Weltmeister im Klettern, dem von Geburt an der rechte Unterarm fehlt, freute sich in diesem Jahr über „eine Goldmedaille bei Titelkämpfen, für die man im Vorfeld sehr viel arbeiten musste.“ Das Klettern gehe „im Winter weiter. In der Halle und auch bei eiskalten Temperaturen am Fels.“ Auch mit einem Arm gehe das „erstaunlich gut. Das Klettern ist wie ein Puzzlespiel mit wenigen standardisierten Möglichkeiten.“ Er starte in seiner Klasse nur gegen die Einarmigen. „Das geht bei uns sehr fair zu.“ 2028 werde das Para-Klettern zum ersten Mal paralympisch sein. „Ein Meilenstein für unsere Sportart.“ Hauptberuflich ist er im Familieneigenen Biohandel tätig und hob hervor: „Wir haben 600 verschiedene Käse an zu bieten.“

Nora Waggershauser, Geschäftsführerin vom langjährigen ISKPartner Baden-Baden Events, freute sich besonders, „dass wir das Event mit der größten Strahlkraft zum Ende des Jahres austragen dürfen.“ Den Spagat zwischen dem Verkehr über den engen Christkindlesmarkt zum Roten Teppich am Kurhaus „werden wir auch in diesem Jahr managen. Wir wollen ja, dass alle pünktlich zur Gala kommen.“ Und dass im kommenden Jahr die Entscheidung, wer für Deutschland als Olympia-Kandidat ins Rennen geht, im kommenden Jahr in Baden-Baden falle wird, zeige, „wie wichtig dieses großartige jährliche Sportevent für uns ist.“