Der Blick zum Schluss auf die Anzeigetafel: 41:80. Alles klar, oder vielleicht doch nicht? Aus hallescher Sicht wird das Spiel wohl etwas anders gelesen, allerdings ohne eine klare Niederlage umzudeuten. Die Meisterspielerinnen wähnten sich am Anfang der Partie scheinbar schon in der Komfortzone und die heftige Gegenwehr der bisher sieglosen Hallenserinnen stand offensichtlich nicht auf ihrem Masterplan. Erstaunliche Unsicherheiten und eine schlechte Wurfausbeute der Gäste rückten eine Überraschung im ersten Viertel schon in den Bereich der Möglichkeiten, wenn sich die jungen Löwinnen nicht auch solidarisch am Verlegefestival beteiligt hätten (11:14).

Auch das zweite Viertel (11:22) ließ die leider wenigen halleschen Fans (Die Teilhabe am Erfolg des vergangenen Jahres ist vorbei und für die Mühen der Niederung fehlt es vielen an Leidensfähigkeit) zwar nie auf einen Sieg aber auf ein engeres Ergebnis als beim Hinspiel in Braunschweig hoffen. Sie bekamen auch immer wieder gute Spielzüge, vornehmlich von dem Trio Wackermann/ Friedenberger/Müller vorgetragen, zu sehen. Diesmal kam auch der letzte Pass, oft hart und präzise gespielt, in der Problemzone der gegnerischen Abwehr an und nur der Abschluss ließ zu oft zu wünschen übrig. Dass sie gegenüber ihren Mädchen in der Kabine ihre Zufriedenheit deutlich geäußert hat, tat Coach Sandra Rosanke am nächsten Tag schon fast leid. „Vermutlich mache ich das in der Halbzeit nie wieder“, so ihr O-Ton, denn die Spielerinnen ließen ein katastrophales drittes Viertel (5:23) folgen.

Alle Fehler (vornehmlich in der Defense), die man glaubte ausgemerzt zu haben, wurden gleich reihenweise neu aufgelegt. Das ließ ein schlimmes Ende ahnen und dass es dazu nicht kam, ist eine wichtige Erkenntnis des Spiels. Vielleicht erstmals in dieser Saison kamen die JUNIOR-LIONS nach einer grottenschlechten Phase wieder zurück und forderten den Favoriten auch im vierten Viertel (14:21) bis zum Schluss.

Die Tabellensituation der JUNIOR-LIONS lässt das Ergebnis in der Bedeutungslosigkeit versinken. Was bleibt dann aber von diesem Sonntag Nachmittag? Nicht zu übersehen war, dass das Team langsam beginnt als Team zu funktionieren und in allen Mannschaftsteilen blitzten mehrfach die Dinge auf, die Rosanke im Training seit Wochen üben lässt. Vanessa Herrmann (13) fühlte sich, etwas aus der Verantwortung genommen, sichtlich wohler und so wird sie auch ihr Händchen wiederfinden. Auch Vivien Freudenberger (Foto), die im Training durch  Schnelligkeit und Wendigkeit jede Gegnerin auf einem Bierdeckel austanzen kann, hat das mit Nina Rosemeyer auch zweimal im Spiel geschafft, allerdings ohne erfolgreichen abzuschließen. Zu mehr Versuchen reichte der Mut nicht – noch nicht. Eine große Baustelle bleibt das Rebount-Verhalten (26:45). Es langt eben nicht gebannt die Flugbahn des Balles zu beobachten, ohne sich parallel dazu auch energisch Positionsvorteile zu verschaffen. Da kann man mit einem Foul auf der Uhr zehn Minuten vor Schluss schon mal etwas mehr Risiko eingehen. Auffällig ist auch, dass Rosanke, unabhängig von der Stärke des Gegners, versucht  die Spielsysteme zu kultivieren, die ihr für die finalen Begegnungen in der Relegation oder der Qualifikation als wichtig erscheinen.

So baute sie konsequent auf die Zonen-Defense, auch wenn das ihre Spielerinnen an den Rand der Erschöpfung brachte und von den Flügeln  zwölf Dreier in den halleschen Korb segelten. „Eine wirkliche  Alternative hatte ich ja gar nicht, denn bei einer Umstellung auf Mann-Mann-Verteidigung hätten die Girls Baskets ihren Größenvorteil unter dem Korb gnadenlos ausgenutzt, zumal mit Lena Dziuba (mit der Mitteldeutschen Auswahl unterwegs) noch eine der wenigen größeren Spielerinnen fehlte.“, bemerkte sie abschließend, um dann darauf zu verweisen, dass die Entscheidungen in diesem Jahr sicher gegen Teams fallen werden, die nicht so stark über die Flügel kommen. „So schlecht haben wir das doch gar nicht gemacht“, schob sie noch nach und blickte nicht auf die zwölf Treffer, sondern auf die 14 Fehlversuche auf der gegnerischen Seite.

Für Halle spielten: Steudte (4), Wackermann (2), Friedenberger (2), Kuhne, Wilde, Müller (3), S.Herrmann (6), Wegel (2), Heinicke, Noeske ,Albrecht (9), V.Herrmann (13).

(Bericht SV Halle Junior-Lions, Günter Hebner)