Der Deutsche Meister gewinnt in Halle mit 66:59. Also „ business as usual“ ? Nein, das war es durchaus nicht. Im Rahmen der Saisonvorbereitung mussten die halleschen Spielerinnen auch einschätzen, gegen welchen Gegner Punktgewinne möglich sein könnten. Keine hatte die Spiele gegen die Girls Baskets aus Braunschweig/Wolfenbüttel auf dem Zettel. Das Hinspiel schien diese Einschätzung zu bestätigen. Es gab eine Niederlage, ähnlich denen der Vorsaison, mit einer Differenz um die 30 Punkte.

Dass es diesmal etwas anders kam, hat wohl zwei wesentliche Gründe. Zum ersten scheint das Team des Deutschen Meisters nach einem unangefochtenen zweijährigen Marsch durch die Instanzen jetzt durchaus schlagbar. Das zeigten schon die letzten Spiele in der Liga, nicht nur die Niederlage gegen ALBA Berlin. Zum anderen haben die Junior-LIONS (leider nur für 30 Minuten) mit bereits drei Siegen im Gepäck und dem vorzeitigen Klassenerhalt im Visier endlich einmal nervlich unbelastet aufgespielt. Lange hat man nicht so viele lachende Gesichter auf dem Feld gesehen. Nach dem ersten Viertel (21:19) trauten auch einige eingefleischte Fans ihren Augen nicht. Sollte da was gehen?

Auch Sandra Rosanke hatte kaum Redebedarf in der Viertelpause und so standen die Hallenserinnen schon lange erwartungsvoll auf dem Feld, während Rüdiger Jacob von seinem Team noch wortreich und laut Besserung verlangte. So sehr bemühen mussten sich die Gästespielerinnen dann aber gar nicht, denn urplötzlich standen sich die Junior-LIONS wieder einmal selbst im Weg. In fast jedem Spiel dieser Saison gab es eine solche Phase, in der gar nichts mehr ging. Bis zum ersten Korberfolg vergingen im 2. Spielabschnitt mehr als fünf Minuten, die Gäste hatten einen mühelosen 13:2-Lauf und gewannen so das Viertel 16:6. Dass danach die Junior-LIONS die Köpfe wieder hochbekamen und die zweite Halbzeit mit 14:14 und 18:17 ausgeglichen gestalten konnten, ist die positive Erfahrung des Spiels, denn das gelang in dieser Saison auch nicht immer. Zum Aufholen des Rückstandes reichte es aber nicht.

Durch die Statistik-Brille betrachtet zeigen sich recht deutliche Unterschiede bei den Spielansätzen. Die Hallenserinnen suchten ihr Glück erfolgreich aus der Distanz und konnten immerhin sechs Dreier versenken (Braunschweig-Wolfenbüttel keinen). Diese Erfolgsquote reichte aber nicht aus, um die Überlegenheit unter den Körben zu kompensieren. Das Reboundverhältnis von 28:45 spricht Bände. Insgesamt hatten die Niedersächsinnen 17 Mal die Chance nach Abprallern zweite und dritte Würfe zu platzieren. Und dann sind da eben auch noch Ausnahmespielerinnen wie Nina Rosemeyer, die in drei Vierteln mit nur sechs Punkten blass blieb, aber in den entscheidenden letzten sechs Minuten dem Teamerfolg noch sieben Punkte beisteuerte.

Dennoch die positive Grundstimmung für das Spiel am kommenden Sonntag in Göttingen bleibt. Vielleicht ist es ja mal ein Spieltag ohne Blackout und es folgt der vierte Sieg gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte.

(Bericht SV Halle Junior-Lions, Günter Hebner, Foto: Caro Stolze)
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