Dieses Spiel der TG Neuss Junior Tigers beim amtierenden Deutschen Meister in Herne hatte es in sich und bot alles, was ein Topbasketballspiel ausmacht: Spitzenleistungen auf beiden Seiten, den absoluten Willen beider Teams zum Sieg, Spannung bis zur letzten Sekunde und eine tolle und lautstarke Zuschauerkulisse. Erst auf den letzten Metern mussten sich die Junior Tigers aus Neuss denkbar knapp mit 72:73 geschlagen geben.

Wie schon oft in dieser Saison starteten die TG Neuss Junior Tigers verhalten in die Partie und fanden in den ersten beiden Vierteln überhaupt nicht zu ihrem Spiel. Dragan Ciric: „Meines Mädels hatten zu Beginn den Kopf nicht richtig frei.“ Der unglückliche Einstieg in das Spiel wurde dadurch verstärkt, dass Selin Yilmaz bereits nach wenigen Minuten nach einer harten Attacke unter dem eigenen Korb zunächst verletzt vom Feld musste, so dass Neuss seine Regiezentrale fehlte. Auf der anderen Seite hielt an diesem Sonntag hingegen eine sehr gut aufgelegte Jenny Strozyk (29 Punkte bei neun von elf verwandelten Freiwürfen) die Fäden in der Hand. Mit einem hart erarbeiteten Vorsprung von 22:16 gewann Herne das erste Viertel. Im zweiten Viertel änderte sich am Kräfteverhältnis nicht viel. Weiteres Pech für Neuss, dass Karo Tzokov unglücklich umknickte und sich ebenfalls zeitweise am Spielfeldrand in ärztliche Betreuung geben musste. Die Stärke als Team und der tiefe Kader der Neusser Junior Tigers führte aber dazu, dass es keinen Einbruch gab. Auch wenn dem Gegner einige unnötige Steals geschenkt wurden, hielten die Neusserinnen sich im Spiel. Mit 31:40 ging es die Pause.

Nach der Pause hielten sich beide Teams zunächst auf Abstand. Doch ab der 27. Minute explodierte die jetzt wieder komplette starting five der Neusserinnen förmlich. Die Junior Tigers machten das Spiel schnell. Mit schönen Kombinationen und tollen Fastbreaks trieben sie den Herner TC vor sich her. Ayla Faber und Karo Tzokov trafen ohne Unterlass. Bei Herne hingegen gelang nichts mehr. Lea Brückner war in dieser Phase immer eng bei Jenny Strozyk und gestattete ihr mit hervorragender Defensearbeit keine Punkte mehr. Nur noch 47:50 vor dem letzten Viertel.

Und die Punktemaschine aus Neuss lief weiter. Angetrieben von Selin Yilmaz, die in der 32. Minute selbst mit einem Dreier traf, spielte Neuss den Herner TC in dieser Phase förmlich an die Wand. Überzeugend auch Ana Behnke, die nach schönen Pässen am gegnerischen Korb immer richtig stand und traf. Plötzlich führten die TG Neuss Junior Tigers in der 38. Minute völlig verdient mit 72:58. Der Auswärtssieg war greifbar nahe. Doch der Herner TC kam mit einer äußerst starken Leistung zurück ins Spiel. Mit einer effektiv vorgetragenen Ganzfeldpresse gelang es dem Deutschen Meister gerade noch das Spiel zurückzudrehen. Symptomatisch in dieser Phase auf Neusser Seite die beiden kurz vor Schluss vergebenen Freiwürfe. Im Ergebnis rächte sich jetzt die über das gesamte Spiel sehr schwache Ausbeute von der Freiwurflinie und Herne gewann das Spiel nach einem Wechselbad der Gefühle mit 73:72.

Dragan Ciric war einerseits unzufrieden: „Es ist absolut ärgerlich und unnötig ein Spiel auf den letzten Metern so zu verlieren. Wir haben zum Schluss leider zu sehr versucht, unseren Vorsprung zu verwalten. Doch das klappt bei einem Basketballspiel auf diesem Niveau selten.“ Andererseits aber auch ein zufriedener Headcoach: „Wir haben gezeigt, dass wir dem Deutschen Meister in eigener Halle Paroli bieten können. Von der Aufholjagd meines Teams in der zweiten Spielhälfte bin ich beeindruckt. Das war Spitzenklasse!“

Auch wenn für die TG Junior Tigers die erste Niederlage der Saison zu verbuchen ist, hat sich die Aufholjagd in Herne gelohnt. Aufgrund des besseren direkten Vergleichs (Neuss hat Herne zu Hause mit plus 4 geschlagen) bleiben die TG Neuss Junior Tigers Tabellenführer.

Es spielten: Pia Bassarak 2, Ana Behnke 11, Lea Brückner 8, Ayla Faber 8, Jana Gotthardt, Lena Holz, Adele Kopsidis 2, Anke Ollig 7, Emilia Tenbrock 2, Karolin Tzokov 25 (2 Dreier), Lauryn Vogt, Selin Yilmaz 7 (1 Dreier).

(Bericht TG Neuss Junior Tigers, Michael Gotthardt)