Heute starten wir unsere Serie über die Gegner der deutschen Mannschaft während der Gruppenphase der FIBA EuroBasket 2022 in Köln. Der Reihenfolge der Spiele entsprechend ist Frankreich das erste Team, mit dem wir uns näher beschäftigt haben:

EuroBasket 2022
Do., 01. September 2022, 20.30 Uhr, Köln
Deutschland – Frankreich

Die Franzosen gehören bei internationalen Basketball-Events eigentlich immer zu den Medaillenkandidaten. Dass dies zurecht so ist, zeigt die stolze Palette an Erfolgen (siehe unten). Im vergangenen Jahr durften die Franzosen bei den Olympischen Spielen in Tokio über die Silbermedaille jubeln. Der NBA-„Fundus“ an Spielern ist groß und neben Center Rudy Gobert sind noch eine ganze Menge anderer Korbjäger der Franzosen in der Lage, Spiele zu prägen und zu entscheiden.

Auch Evan Fournier (New York Knicks) besitzt international seit Jahren einen klangvollen Namen. Der Scharfschütze brachte es zuletzt auf 14,1 Punkte, 2,6 Rebounds und 2,1 Assists pro Spiel. Ebenso wie Gobert sammelte er mit der französischen Nationalmannschaft zahlreiche Medaillen (EM 2015 Bronze, WM 2014 und 2019 Bronze, Olympia 2021 Silber).

Seine allerbesten NBA-Zeiten hat Nicolas Batum (Los Angeles Clippers) wohl hinter sich, aber an guten Tagen ist der athletische Forward immer noch eine echte „Waffe“ (8,3 PTS, 4,3 REB, 1,7 AST, 1 STL). Bei Olympia 2021 in Tokio wurde er in der letzten Sekunde des Halbfinales zum französischen Held, als er einen slowenischen Wurf direkt am Korb blockte und somit den Finaleinzug der Franzosen sicherte. Seine Medaillensammlung mit Frankreich ist noch eindrucksvoller (EM 2013 Gold, EM 2011 Silber, EM 2015 Bronze, WM 2014 und 2019 Bronze, Olympia 2021 Silber). Ob Batum aber im französischen Team stehen wird, ist nach der ersten Nominierung der Franzosen eher unwahrscheinlich.

Darüber hinaus spielen zahlreiche weitere Franzosen in der NBA: Frank Ntilikina (Dallas Mavericks, 4,1 PTS, 1,4 REB, 1,2 AST), Killian Hayes (Detroit Pistons, 6,9 PTS, 3,2 REB, 4,2 AST), Théo Maledon (Oklahoma City Thunder, 7,1 PTS, 2,6 REB, 2,2 AST), Timothé Luwawu-Cabarrot (Atlanta Hawks, 4,4 PTS, 1,6 REB), Killian Tillie (Memphis Grizzlies, 3,3 PTS, 1,7 REB), Yves Pons (Memphis Grizzlies, 1,1 PTS, 1 REB).

 

Doch auch in Europa tummeln sich französische Akteure in den Topteams. Andrew Albicy (6 PTS, 4,3 AST), seines Zeichens Point Guard von Herbalife Gran Canaria, gilt als Konstante auf den kleinen Positionen Frankreichs: EM-Silber 2011, WM-Bronze 2019 und Silber bei Olympia 2021 durfte sich der defensiv-orientierte Aufbauspieler bereits um den Hals hängen. Einer für die Zukunft ist Victor Wembanyama. Das 18-jährige Ausnahmetalent gilt als Top-Pick der NBA Draft 2023 und lief in der vergangenen Saison bereits 13 Mal für LDLC ASVEL Villeurbanne in der EuroLeague auf. Mit 2,19m ein echter Hüne besitzt er jedoch auch Ballgefühl sowie einen sauberen Sprungwurf. Beim letztjährigen U19 World Cup trumpfte Wembanyama mit 14 Punkten im Schnitt als Top-Scorer Frankreichs auf und sammelte 7,4 Rebounds pro Spiel. Frankreich gewann Silber.

Nicht von ungefähr gelingt es den Franzosen immer wieder, auch ohne die NBA-Stars starke Teams für die Qualifikation zu Europa- oder Weltmeisterschaften aufzustellen. Aktuell sind die Franzosen auf dem besten Weg zum FIBA Basketball World Cup 2023 (Indonesien, Japan, Philippinen). In der Qualifikation gab es bisher nur eine Niederlage (69:70 in Montenegro), gemeinsam mit Litauen führen die Franzosen die Gruppe K an (je 5:1).

Ein Grund für die französischen Erfolge ist wohl die Konstanz auf der Trainerbank. Vincent Collet lenkt die Geschicke des Teams seit 2009 in beeindruckender Art und Weise.

Rudy Gobert.
Foto: FIBA

Der Star

Bekanntester Akteur der Franzosen ist sicher Rudy Gobert, 215 cm großer Center der Minnesota Timberwolves (Trade von den Utah Jazz am 1. Juli 2022). Mit seinen Werten der vergangenen NBA-Saison bei den Jazz, durchschnittlich 15,6 Punkte, 14,7 Rebounds und 2,1 Blocks, ist Gobert einer der dominierenden Big Man in der NBA.

Der NBA Defensive Player of the Year 2018 und 2019 sowie NBA All-Star 2020 und 2022 gewann mit Frankreich jeweils Bronze bei den Weltmeisterschaften 2014/2019 und bei der Europameisterschaft 2015. Außerdem war er Olympiateilnehmer 2016 und 2021, als er in Tokio mit Frankreich die Silbermedaille gewann.

Offensiv wird das Spiel der Franzosen sicher nicht sehr stark auf den Center zugeschnitten sein, aber defensiv soll Gobert der „Anker“ sein, der gegnerische Würfe verändert, den Ring beschützt und sich die Rebounds sichert.

Erfolge

Eine bunte Medaillensammlung haben die französischen Korbjäger in den vergangenen Jahrzehnten angehäuft. Einmal ging es auf dem Treppchen bis ganz nach oben: 2013 gewann Frankreich die Europameisterschaft in Slowenien. Darüberhinaus gab es bei den kontinentalen Titelkämpfen zweimal Silber (2011, 1949) und sechs Mal Bronze (2015, 2005, 1959, 1953, 1951, 1937).

Immerhin zweimal durfte sich der französische Basketball über Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften freuen. 2019 in Japan und 2014 in Frankreich/Spanien gelang der Sprung auf die unterste Stufe des Treppchens.

Noch erfolgreicher war Frankreich bei Olympischen Spielen. Sowohl 2021 in Tokio als auch 2000 in Sydney und 1948 in London wurde das Team mit der Silbermedaille belohnt.

Bilanz gegen Deutschland

Frankreich ist in der Länderspielgeschichte der bisher häufigste deutsche Gegner mit 67 Begegnungen (Italien 66). Dabei gewann Deutschland 23 Mal und musste 44 Mal den Franzosen den Sieg überlassen (Punktverhältnis 4.775:5.084).

Gerne denkt man auf deutscher Seite an Spiele wie das 80:74 bei der EM 2013 in Slowenien oder an das 84:81 bei der EM 2017 in der Türkei zurück, eher nicht so gerne z.B. an die 47:105-Schlappe im Jahr 2000 in Nancy oder an das 74:78 bei der WM 2019 in China.

Zuletzt trafen beide Nationen im Jahr 2020 im Rahmen der EM-Qualifikation aufeinander. In Vechta gewann Deutschland mit 83:69, in Pau setzte sich Frankreich mit 86:74 durch.