Ein Schritt zurück, jetzt braucht es zwei nach vorne! Nach der heutigen 44:69 (9:22, 10:12, 13:15, 12:20)-Niederlage der deutschen Damen-Nationalmannschaft gegen Belgien muss am kommenden Sonntag, 12. Februar 2023, 20.00 Uhr, in Sarajevo gegen Bosnien und Herzegowina ein Sieg her, um für die erste Teilnahme an einer EM-Endrunde seit 2011 in Polen zu sorgen (15.-25. Juni 2023, Israel, Slowenien). Es wird aktuell fleißig gerechnet, denn letztlich geht es um die Ermittlung der besten vier Gruppenzweiten aus acht von zehn Qualifikationsgruppen. Insofern ist momentan noch nicht klar, ob in Sarajevo ein „normaler“ Sieg genügt oder ob eine bestimmte Punktedifferenz erreicht werden muss. Da man am Sonntag aber das letzte Spiel haben wird, sollte vor oder früh während des Spiels klar sein, was gefordert ist.

Die Starting Five von Head Coach Hopkins setzte sich in der mit 943 Zuschauern ausverkauften Lindenhalle in Wolfenbüttel aus Svenja Brunckhorst, Alexandra Wilke, Leonie Fiebich, Romy Bär und Marie Gülich zusammen. Die Partie begann eher verhalten, das berühmte Abtasten dauerte zwei Minuten. Dann fand Belgien – u.a. mit sieben Punkten von Superstar Emma Meesseman – zuerst ins Spiel, ehe Wilke einen Dreier netzte (5:10, 3.). Bär kassierte früh ihr zweites Foul, Sonja Greinacher kam für sie aufs Feld. Die deutsche Offensive hatte noch keinen Rhythmus, Hopkins bat zu einer frühen Auszeit (5:15, 6.). Auch defensiv fehlte noch der Zugriff, die Nervosität war deutlich zu spüren. Rachel Arthur kam zu ihrem Länderspieldebüt. Belgien überzeugte mit sehenswertem Teamspiel, gegen das sich die DBB-Auswahl im ersten Viertel schwer tat (9:22).

Verunsicherung

Deutschland erhöhte den defensiven Druck und versuchte vorne vermehrt zum gegnerischen Korb zu kommen. Belgien zeigte sich aber auch mit den Bankspielerinnen weitgehend souverän (11:26, 13.). Zehn deutsche Ballverluste nach 15 Minuten waren einfach zu viel, auch bei den Rebounds lief es noch nicht wie gewünscht (11:16). Das DBB-Team benötigte offensiv einen Ruck, aber die Verunsicherung war in diesen Minuten übergroß. Einzig Wilke gab offensiv Impulse, Hopkins bat zur zweiten Auszeit (13:32, 18.). Gülich punktete sich mit einem schönen Move aus ihrem Wurfloch und in der Phase vor der Pause konnten sich die ING-Korbjägerinnen noch einige Male durchsetzen und den Rückstand etwas verkürzen (19:34).

Fotos: FIBA

Andere Körpersprache

Mit neuer Motivation und erhöhtem Tempo starteten die DBB-Damen in Viertel drei. Brunckhorst ging voran, punktete zweimal und holte sich hinten einen Steal. Am Resultat änderte sich bis zur 25. Minute nicht viel (25:38), aber die Körpersprache der Deutschen sah völlig anders aus. Luisa Geiselsöder erwischte Meesseman unglücklich mit dem Ellenbogen im Gesicht und kassierte dafür ein unsportliches Foul (25:42, 25.). Meesseman musste vom Feld, Belgien behielt aber die Kontrolle über das Spiel, weil bei der DBB-Auswahl offensiv einfach zu wenig ging (27:45, 27.). Wieder war es Wilke, die mit einem Dreier Hoffnung machte, doch nach 30 Minuten sprach nicht mehr viel für ein deutsches Comeback (32:49).

Souveräner Gegner

Meesseman kehrte mit geklammerter Lippe zurück auf das Feld. Konnte es noch ein deutsches Aufbäumen geben? Der Wille war dem deutschen Team in keinster Weise abzusprechen und schließlich ging es ja auch bei einer nun zu befürchtenden Niederlage um jeden Punkt, der noch von Bedeutung sein könnte. Deutschland kam aber einfach nicht näher heran gegen den souveränen Gegner, der sogar noch erhöhte (33:62, 36.). So wurde es zu einem gebrauchten Abend für die deutsche Mannschaft, die jetzt schnell wieder aus der Frustration herauskommen muss.

„Gefühlt hat nichts geklappt!“

Walt Hopkins: „Wir haben einfach viel zu viele Offensivrebounds abgegeben, selbst keine Offensivrebounds und 50-50-Bälle geholt. Wir haben Sie gut verteidigt, uns dann aber nicht belohnt, weil wir Ihnen Offensivrebounds oder Put Backs gegeben oder gefoult haben. So haben wir uns immer wieder der Vorteile beraubt, die wir durch gute Defense bekommen haben. Wir haben auch nicht gut geworfen. Du kannst kein Spiel gewinnen, wenn Du zwei von 22 Dreier wirfst.“

Svenja Brunckhorst: „Gefühlt hat nichts geklappt. Alles, was wir uns vorgenommen haben, hat nicht funktioniert. Natürlich ist Belgien eine Top-Mannschaft, aber zwischendurch war es schon sehr frustrierend, dass wir nicht in die geplanten Abäufe gekommen sind. Ich glaube, das Spiel spiegelt nicht die Qualität unserer Mannschaft wider. Jeder muss jetzt in den Spiegel schauen, das Spiel nochmal schauen und dann gucken, was da vorgefallen ist. Dann müssen wir es abhaken. Heute ist nie mal dieser eine Push durch die Mannschaft gegangen, wo man mal gemerkt hat, dass das Momentum da ist. Es wollte jeder mitgehen, aber manchmal steht man sich selbst im Wege. Wir müssen die Mannschaft wiederfinden.“

Für Deutschland spielten:
Rachel Arthur (Rutronik Stars Keltern, 1), Romy Bär (BBZ Opladen, 2), Svenja Brunckhorst (Team Bundeswehr, 7), Ama Degbeon (BKG Prima Akademia/HUN, 5), Leonie Fiebich (Casademont Zaragoza/ESP, 2), Luisa Geiselsöder (La Roche Vendee/FRA, 4), Sonja Greinacher (Team Bundeswehr, 2), Marie Gülich (Valencia BC/ESP, 10), Alina Hartmann (CD Zamarat/ESP, 0), Anna Lappenküper (Inexio Royals Saarlouis, dnp), Emma Stach (AS NIKI Lefkadas/GRE, 0), Alexandra Wilke (Rutronik Stars Keltern, 10).

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