Das Ziel war klar: Die 3×3-Damen um Wiebke Bruns, Lara Müller, Luana Rodefeld und Laura Zdravevska wollten nach ihrem WM-Auftritt nun auch bei der kommenden Europameisterschaft, die vom 14. bis 16. September in Bukarest stattfindet, für Aufsehen sorgen. Gestern erfolgte der Auftakt in die Qualifikation: Schweden wurde besiegt, der Ukraine unterlag man. Heute stand das Team von Bundestrainer Christian Steinwerth also gegen Polen und Irland unter Zugzwang, um einen der vorderen Gruppenplätze zu erreichen – diese würden zum Entscheidungsspiel berechtigen. Es wurde ein Krimi.

Niederlage gegen Polen

Die Partie startete punktereich. Zdravevska (Foto) erzielte am Korb den schnellen Ausgleich (1:1, 1.). Bruns traf einen Zweier mit Brett, die 3:2-Führung (1.). Polen agierte jedoch stark und ging erneut in Führung (3:6, 2.). Bruns stellte den Anschluss wieder her (4:6, 2.). Ein guter Drive von Zdravevska hielt Deutschland im Spiel (5:7, 2.). Rodefelds Zweier (8:9, 5.) versprach eine spannende Partie. Doch die kam nicht zustande. Das lag vor allem dran, dass Deutschland nun keinen Zugriff mehr bekam und auch nicht mehr punktete. Polen erzielte neun Punkte in Folge (8:18, 8.) – die Vorentscheidung. Müller traf zwar nochmal mit einem schönen Wurf aus der Ecke (10:18, 8.), doch die nächsten Würfe verfehlten allesamt ihr Ziel, sodass das Spiel nicht mehr eng wurde. Rodefelds akrobatische Punkte kamen zu spät. Man unterlag mit 12:21.

Dieses Ergebis bedeutete, dass man unbedingt gegen Irland gewinnen musste, um ein Entscheidungsspiel zu erzwingen.

 

Krimi gegen Irland

In der Anfangsphase präsentierte sich Deutschland als das deutlich stärkere Team. Zdravevska scorte per Drive und ließ einen schnellen Zweier folgen – die 3:0-Führung (1.). Bruns (Foto) erhöhte ebenfalls per Zweier auf 5:0 (1.). In der zweiten Minute stand es bereits 6:1, wieder war es Zdravevska, die punktete. Irland machte jedoch Punkte gut (6:3, 4.), ein Tropfen auf den heißen Stein, wie es schien. Müller konterte (7:3, 4.). Irland wurde immer stärker, doch Rodefeld bewahrte einen kühlen Kopf (9:6, 6.). Schließlich gelang es Irland, den doch etwas überraschenden Ausgleich zu erzielen (9:9, 7.). Erst jetzt spielte Deutschland wieder seine spielerische Überlegenheit aus: Zdravevska nach schönem Pass von Rodefeld, Bruns nach sehenswertem Spinmove und Rodefeld per ‚and one‘ sorgten für die 12:9-Führung. Irland blieb aber dran und konnte durch einen wilden Zweier erneut ausgleichen (12:12, 9.). Nach der regulären Spielzeit hieß es 13:13 – die Overtime stand an. Wer dort die ersten zwei Punkte erzielen würde, würde das Spiel gewinnen. Und es sah gar nicht gut für Deutschland aus: Irland punktete, schaffte es aber nicht, nachzulegen. Schließlich war es Bruns, die den umjubelten Zweier zum Sieg traf. 15:14.

Somit hatte man den dritten Gruppenplatz gefestigt und das Entscheidungsspiel erreicht. Es ging gegen den Gruppenzweiten der Gruppe B, Weißrussland. Der Gewinner würde das Endrundenticket lösen.

 

Entscheidungsspiel gegen Weißrussland

Deutschland begann mit Zdravevska, Rodefeld (Foto) und Bruns und das Team zeigte die bis dato beste Turnierleistung. Bruns brachte Deutschland nach schönem Spinmove mit 1:0 in Führung, doch Weißrussland antwortete postwendend (1:2, 1.). Zdravevska erzielte in dem hochklassigen Match zwei Mal den Ausgleich (2:2, 4:4, 1.). Bruns besorgte aus der Mitteldistanz die erneute Führung (5:4, 2.). Die starke Zdravevska baute diese aus (6:4,2.). Nach ihrem zweiten Zweier stand es 8:7 (3.), die knappe Führung hatte Bestand. Nun setzte Weißrussland allerdings immer wieder die 1,90m große und körperlich überlegene Natallia Dashkevic in Szene. Diese scorte oftmals am Korb und zog viele Fouls – Deutschland hatte nach drei Minuten bereits sechs Teamfouls, jeder weitere Call würde Weißrussland zwei Freiwürfe bescheren. Deutschland zeigte sich davon aber unbeeindruckt, Zdravevska und Müller bauten die Führung aus (11:8, 5.). Die direkte Antwort folgte allerdings prompt (11:10, 5.). Danach war es wieder Dashkevic, die den Ausgleich erzielte. Rodefeld schoss dank zweier Treffer die erneute Führung heraus (13:11, 6.), Weißrussland ließ sich aber einfach nicht abschütteln (13:13, 7.). Es stand ein erneuter Nervenkrimi bevor. Weißrussland gelang es nun erstmalig, sich etwas abzusetzen (13:16, 8.). Bruns und Rodefeld konterten allerdings stark – letztere hätte sogar per Freiwurf die Chance zum Ausgleich gehabt (15:16, 9.). Der folgende Zweier von Bruns brachte Deutschland bei 30 verbleibenden Sekunden noch einmal ganz nah heran (17:18) und Rodefeld traf sogar zur Führung! Doch die zwei Punkte wurden aufgrund einer (vermeintlichen) shot clock violation wieder aberkannt. Deutschland musste foulen und Weißrussland ging als Sieger vom Platz (17:20, 10). Die EM- Qualifikation wurde somit um Haaresbreite verpasst. Sehr schade!

Bundestrainer Christian Steinwerth ließ im Anschluss den Tag Revue passieren. Gegen Polen habe man „große Probleme beim Rebound und im 1-1 Verhalten offenbart“. Gegen Irland dann aber „das Minimum erreicht – aber eben auch nicht mehr“. Man habe aber „viel Mut bewiesen und mit dem entscheidenden Wurf gewonnen“. Danach hätten seine Spielerinnen „gegen Weißrussland ihren besten Auftritt hingelegt“: „Gerade offensiv konnten wir endlich alles zeigen und unser Talent in Punkte ummünzen“, so der Bundestrainer. Er haderte allerdings mit der Schiedsrichterleistung – schon früh habe man Foulprobleme gehabt und die Entscheidung in der letzten Sekunde gegen Rodefeld sei „sehr fraglich“ gewesen. Die Mannschaft sei „um den verdienten Lohn gebracht“ worden. Umso schwieriger sei dieser Brocken nun zu schlucken.

Für Deutschland spielten (fünf Partien): Wiebke Bruns (Astro Stars Bochum, 12), Lara Müller (SG Weiterstadt, 4), Luana Rodefeld (USC Freiburg, 12) und Laura Zdravevska (USC Freiburg, 17).