Der Deutsche Basketball Bund trauert um Prof. Dr. Günter Hagedorn. Der renommierte Sportwissenschaftler, Autor, Künstler und nicht zuletzt Basketballtrainer verstarb am Dienstag, 7. August 2018, auf der Mittelmeerinsel Korfu (geb. 1932 in Essen). „Der Tod von Günter Hagedorn macht mich sehr traurig. Er war einer der fähigsten Basketballtrainer, die ich kennengelernt habe und hat gerade auch im Umfeld meiner Heimat Münster viel und sehr positiv für den Basketball gewirkt. Persönlich hatten wir einen guten Draht und ich erinnere mich sehr gerne an die Rede, die Günter Hagedorn anlässlich des 50-jährigen Bestehens des DBB in Bad Kreuznach gehalten hat. Pfiffig, tiefsinnig, sehr humorvoll und immer mit ein paar guten Ratschlägen versetzt  … genauso war auch Günter Hagedorn, dem wir ein ehrendes Gedenken bewahren werden“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss.

 

 

 

 

Zur Erinnerung an den Verstorbenen präsentieren wir an dieser Stelle noch einmal einen Beitrag über Prof. Dr. Günter Hagedorn aus dem DBB-Journal Nr. 12 vom 12. Dezember 2009.

Was macht eigentlich … Günter Hagedorn?

Vom Basketball-Lehrmeister zum Künstler im mediterranen Klima
Man mag es kaum glauben, aber es scheint so, als wäre das DBB-Journal fast das einzige Medium, mit dessen Hilfe sich Professor Dr. Günter Hagedorn noch regelmäßig über die Entwicklung und Geschehnisse im deutschen Basketball auf dem Laufenden hält. „Ich freue mich immer wieder auf die nächste Ausgabe“, hat er der Redaktion schon mehrmals seine Begeisterung über die DBB-Zeitschrift zukommen lassen. „Ansonsten findet Basketball für mich nur noch im griechischen Fernsehen statt. Die Technik (Sender) verweigert den deutschen Basketball.“ Aber Günter Hagedorn nimmt es gelassen, so wie es sich gehört, wenn man seinen Lebensabend auf einer griechischen Insel verbringt.

Bereits 1998 ist der gebürtige Essener mit seiner Frau Ronnith Neuman nach Korfu ausgewandert. Wenn es ihn zurück in die alte Heimat zieht, dann inzwischen, abgesehen von immer wieder anstehenden mehrwöchigen Rundreisen durch Deutschland, nach München. Dort wohnt der jüngere seiner beiden Söhne aus erster Ehe, der in Dachau leitender Chefarzt einer HNO-Klinik ist. Und dort haben auch die Hagedorns noch einen Wohnsitz. Der ältere Sohn hat sich, genau wie der Vater, der Kunst verschrieben, und wohnt mit seiner Familie in Köln.

Aber auch wenn Hagedorn in die alte Heimat zurückkehrt, spielt Basketball, abgesehen vom Wiedersehen alter Weggefährten, kaum mehr eine Rolle im täglichen Leben. Dies scheint kaum vorstellbar, hat Hagedorn doch Generationen von Basketballtrainern geprägt und unzählige Jahrgänge von jungen Basketballern begleitet. Er war  Mitherausgeber zahlreicher Standardwerke, darunter auch der Ausbildungsbibel „Das Basketball-Handbuch“, die über Jahrzehnte jeder angehende Trainer unter sein Kopfkissen legte. Rund 20 Jahre war Hagedorn zudem Mitglied der Lehr- und Trainerkommission des Deutschen Basketball Bundes. Beruflich zog es den heutigen 77jährigen nach dem Sportstudium an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln sowie einem Studium der Germanistik, Philosophie, Pädagogik, Psychologie und Soziologie ins Lehrwesen. Sechs Jahre (bis 1974) war er Studienprofessor an der DSHS, danach bis 1985 Professor an der Universität Bremen, ehe er dann an die Gesamthochschule/Universität Paderborn wechselte.

Nach Erreichen der Altergrenze (65) schied er 1998 aus dem Universitätsleben aus. Was den Basketball betraf, war Hagedorn alles anders als nur ein Theoretiker. Seine größten Erfolge als Trainer feierte er beim TuS 04 Leverkusen, wo er die erste Erfolgs-Ära einläutete. Mit Spielern wie Norbert Thimm, der als erster deutscher „Export“ 1972 einen Vertrag bei einem großen Verein (Real Madrid) unterzeichnete, feierte er von 1970 bis 1972 drei Meistertitel in Folge und gewann 1970 und 1971 auch noch den DBB-Pokal.

Neben Thimm betreute Hagedorn Spieler mit auch heute noch recht klangvollen Namen wie John Ecker, Otto Reintjes, Dieter Kuprella, Klaus Greulich oder auch Achim Kuczmann. Bei der Nationalmannschaft hinterließ Hagedorn ebenfalls als Assistent der Bundestrainer Yakovos Bilek, Dr. Miloslav Kriz und Theodor „Torri“ Schober seine Spuren.

Noch mehr Einfluss hatte sein Wirken aber bei der Trainer-Ausbildung des DBB in Heidelberg, und Hagedorn erinnert sich, „dass einer der überstrahlenden A-Lizenz-Kandidaten unser heutiger Bundestrainer Dirk Bauermann war“. 1980 gründete Hagedorn in Köln zudem den Verband Deutscher Basketballtrainer (vdbt), dem er bis 1995 vorstand. Als Hagedorn den Vorsitz des vdbt abgab, hatte er längst seine Liebe zur Mittelmeerinsel Korfu, oder auch Kerkyra genannt, entdeckt, die er 1990 zum ersten Mal mit dem Wohnmobil bereist hatte. Schon ein Jahr später begann er gemeinsam mit seiner Frau in der Bucht Agios Georgios den Bau eines Terrassenhauses, von dem er schon seit Kindesbeinen an geträumt hatte – Ein Haus am Berg, aber nicht auf dem Gipfel.

Dort lebt er mit seiner Frau, einer im israelischen Haifa geborenen Schriftstellerin, die sich unter anderem mit dem Kriminalroman „Tod auf Korfu“ einen Namen machte, drei Hunden und drei Katzen und widmet sich der Kunst. Hagedorn arbeitet vornehmlich mit Edelstahl, der Salzluft wegen, und mit Multiplexholz. Dabei konzentriert er sich auf drei Formen der bildenden Kunst: So gestaltet er im Bereich der Lichtkunst Gebrauchsobjekte zur Raum-Beleuchtung, Skulpturen unter anderem zur räumlichen Gestaltung und Bild-Collagen. „Das ist alles ein spannendes und immer wieder neues Erlebnis für uns“, geht Hagedorn in seiner neuen Passion sichtlich auf. So hat Hagedorn derzeit unter anderem eine Wanderausstellung „Sport eint die Welt“ am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar eingelagert, und auch der DBB ist stolzer Besitzer eines
„echten Hagedorns“, den er anlässlich dessen 50jährigen Jubiläums von Hagedorn 1999 geschenkt bekommen hat. Die Skulptur hat natürlich einen Ehrenplatz im Hans-Joachim-Höfig-Haus in Hagen erhalten.

Langeweile kennt Hagedorn nicht. Die nächsten künstlerischen Projekte warten bereits: Gemeinsam mit anderen Künstlern arbeitet er derzeit an der Schilderung von Stationen von Odysseus „Fahrt auf der Suche nach Ithaka“ in Szenarien und Figuren. Die Zeit, sich dann aber doch noch mal mit Hilfe der Lektüre des DBB-Journals auf den neuestens Stand im deutschen Basketball zu bringen, bleibt aber immer.
(Marc Grospitz)