Die deutschen U20-Herren haben sich beim Turnier im italienischen Domegge di Cadore eine wahre Nervenschlacht geliefert. Gegen den Gastgeber aus Italien brauchte es drei Overtimes bis die Entscheidung zu Gunsten der DBB-Schützlinge fiel. Das Team von Bundestrainer Alan Ibrahimagic siegte am Ende mit 101:97 (18:17, 20:21, 20:14, 12:18, 10:10, 8:8, 13:9). Bester deutscher Werfer war Philipp Herkenhoff (Foto, SC RASTA Vechta) mit 39 Punkten.

Die Partie begann zunächst mit Vorteilen für die Hausherren. Die ersten beiden Aktionen verhalfen den Südeuropäern gleich zu leichten Punkten. Dann jedoch fand die DBB-Auswahl besser ins Spiel und führte nach sieben Minuten mit 13:6. Allen voran Philipp Herkenhoff zeigte unterm Korb und aus der Distanz seine Wurfqualitäten. Umkämpft endete das erste Viertel mit lediglich einem Korb Unterschied (18:17).

Nach der Pause kamen die Italiener deutlich besser in die Partie und erspielten sich ein 20:25 (12.). Doch die DBB-Auswahl blieb ruhig und nutzte nun ein paar italienische Ballverluste zu schnellen Gegenangriffen wie dem sehenswerten Zusammenspiel von Niels Haßfurther und Samuel Griesel, was zum 24:25 führte. Einen schön herausgespielten Angriff vollendete nun Haßfurther selbst zum 29:33, ehe Herkenhoff wenig später zum Ausgleich dunkte (33:33). Obwohl Deutschland keine einfachen Körbe geschenkt wurden, gelang es Herkenhoff ein ums andere Mal erfolgreich zu sein – in der 18. Minute sogar per And-One zum 36:37. Vollkomen offen ging es nach zwanzig Minuten beim Stand von 38:38 in die Halbzeitpause.

In der Kabine schien Bundestrainer Alan Ibrahimagic, die passenderen Worte gefunden zu haben. Die Folgeminuten gehörten eindeutig seinem Team, das sich mit 46:41 (24.) leicht absetzen konnte. Doch ein unsportliches Foul von Herkenhoff, der nach einem Foul nachgehakt hat, nutzen die Italiener zum 46:45. Wenig später machte Herkenhoff seinen Fehler per Dreier wieder wett (52:45, 25). Gut zwei Minuten später wurde der Vechteraner erneut bei einem Distanzversuch gefoult – die drei fälligen Freiwürfe verwandelte er daraufhin zum 57:50 (28.) – sein bereits 20. Zähler.

Mit 58:52 ging es in den abschließenden, vierten Durchgang. Die ersten fünf Minuten waren von beiden Seiten wenig produktiv, bis Nils Haßfurther beim Dreierversuch gefoult wurde und von der Linie dreimal zum 65:57 traf (36.). Ein mustergültiges Zuspiel von Herkenhoff nutzte Brennecke in der Folge frei unterm Korb zum 67:60 (37.) – der Sieg wurde nun immer greifbarer. Der Deckel schien drauf, als Philipp Herkenhoff per Dreier zum 70:60 (39.) traf. Doch italienischer Dreier und ein unsportliches Foul brachten die Gastgeber zurück in die Partie, so dass ein Distanztreffer wenige Sekunden vor der Sirene doch noch zum 70:70-Ausgleich führte.

Vier Punkte zum Auftakt der Overtime verschafften dem heimischen Nachwuchs gleich eine komfortable Ausgangssituation (42.). So brauchte es erneut einen Geniestreich von Herkenhoff, der sich mühelos durch die Defense wandt und per And-one zum 77:77 ausglich (43.). Brennecke brachte Deutschland dann erstmals in dieser Verlängerung in Führung (79:77, 44.). Emanga musste 18 Sekunden vor dem Ende an die Linie, verpasste durch nur ein getroffenen Freiwurf allerdings die Vorentscheidung – ein Versäumnis, dass sich später rächen sollte. Ein Freiwurf und ein Rebound samt Korbleger hielt nämlich Italien Sekunden vor dem Schluss weiter im Spiel. Der Ausgleich zum 80:80 bedeutete die zweite Verlängerung.

Verlängerunge Nummer zwei begann ähnlich wie die erste. Ein Dreier ließ die Zuschauer schnell jubeln. Das Ibrahimagic-Team schien nun die Luft auszugehen und so lag es gut eine Minute vor dem Ende mit 83:88 zurück. Binapfl verkürzte auf zwei Punkte (86:88, 50.) ehe Griesel ausglich (88:88). Mit der letzten Aktion verpasste Herkenhoff den Layup und so wurden nochmals fünf Minuten Extrazeit draufgelegt.

Die folgenden Minuten begannen munter. Einem blau-weißen Zweier folgte ein schwarz-rot-goldener Herkenhoff-Dreier, bevor die Azzurra erneut in Führung ging. Doch Herkenhoff schlug aus der Distanz direkt zurück (94:90, 51.). Ein And-One Italiens gestaltete wieder alles offen 97:97 (54.). Binapfl stocherte unterm Korb allerdings nach zahlreichen Versuchen nun den Ball irgendwie rein, so dass die Führung erneut zurück zu den Adlerträgern ging (99:97, 54.). Eine gute Verteidigung brachten zwei Freiwürfe für Griesel ein – der aber lediglich einen versenkte (100:97) und den Italienern somit noch einmal die Chance zum Comeback brachte. Diesmal verpassten der Gegner allerdings die entscheidenden Punkte, wodurch der Sieg für Deutschland nach langem Kampf endlich perfekt war.

„Das war heute für die Vorbereitung ein wirklich tolles Spiel gegen eine sehr physische Mannschaft. Wir haben die Partie bis auf in der Anfangsphase sehr gut angenommen. Am Ende der regulären Spielzeit haben wir Italien zwar etwas zu leicht rankommen lassen, wichtig aber war, dass wir cool geblieben sind. Umso schöner ist es, dass wir uns für den Kampf belohnt haben. Ein solches Spiel kann extrem wichtig für die Teamfindung sein“, analysierte DBB-Bundestrainer Alan Ibrahimagic nach dem Spiel. Nun heißt es schnell regenerieren, denn morgen trifft Deutschland um 18 Uhr auf Slowenien.

Für Deutschland spielten:

Kilian Binapfl (FC Bayern München, 5), Lorenz Brenneke (ALBA BERLIN/Lok Bernau, 10), Quirin Emanga (Porsche BBA Ludwigsburg/MHP RIESEN Ludwigsburg, 4), Samuel Griesel (North Dakota State University/USA, 7), Nils Haßfurther (Nürnberg Falcons BC/Longhorns Herzogenaurach, 8), Philipp Herkenhoff (SC RASTA Vechta, 39), Isaiah Ihnen (MTSV Schwabing/IBAM, 1), Bjarne Kraushaar (GIESSEN 46ers, 7), Mateo Seric (Baunach Young Pikes), Marius Stoll (ratiopharm ulm, 2), Lars Thiemann (Bayer Giants Leverkusen, 13), Bruno Vrcic (FC Bayern München, 5)