Mit Tecnyconta Zaragoza schaffte Nationalmannschaftskapitän Robin Benzing am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der spanischen ACB. Der deutsche Nationalspieler konnte dabei einen neuen Karrierebestwert aufstellen. Im Interview spricht er über die zurückliegende Saison in Spanien, gibt einen Einblick in das bald turbulentere Familienleben im Hause Benzing und blickt auf die EuroBasket 2017 (31. August bis 17. September) voraus.

Robin, Du wirst im Sommer zum ersten Mal Vater. Wie geht es Deiner Tochter und wann wird es soweit sein? Habt Ihr Euch schon einen Namen ausgesucht?
Alles läuft super. Der errechnete Termin ist der 26. August, also kurz vor der EuroBasket. Ich habe schon allen Bescheid gegeben, der Bundestrainer weiß Bescheid, aber bei Kindern ist es dann ja auch oft so, dass sie nicht dann da sind, wann sie da sein sollen. Auf einen Namen haben wir uns noch nicht geeinigt, aber es gibt natürlich einige Favoriten, die bleiben aber geheim.

Freust Du Dich auf die neue Herausforderung als Vater?
Auf jeden Fall. Ich bin auch ein bisschen aufgeregt, aber es ist jetzt nicht so, dass ich den ganzen Tag nur herumtigere. Ich glaube, insgesamt bin ich sehr relaxt. Wir sehen das alles etwas lockerer, weil wir ja nicht, zum Beispiel, wie andere Eltern direkt ein komplettes Kinderzimmer einrichten können. Da man ja nie weiß, wo es denn hingehen könnte, kann man schlecht planen.

Wie ist denn Deine Vertragssituation derzeit und wie beurteilst Du die abgelaufene Spielzeit?
Da kann ich noch gar nicht so viel sagen. Mein Vertrag ist jetzt ausgelaufen, viel mehr weiß ich selbst noch nicht. Es ist noch zu früh im Sommer. Die vergangenen zwei Jahre hier waren sehr wichtig für mich und unglaublich cool. Neue Liga, neue Erfahrungen, neue Kultur, das war alles sehr positiv. Ich habe hier zu alter Stärke zurückgefunden, für mich lief es extrem gut, vor allem in der zweiten Saison. Ich habe viel Verantwortung übernommen. Dass es dann für das Team insgesamt nicht so gut lief, war natürlich nicht geplant, aber ich bin froh, dass wir drin geblieben sind. Ein Sieg wäre am Ende natürlich ein toller Abschluss gewesen, grade weil es für mich persönlich ein sehr gutes Spiel war, aber es hat ja zum Glück auch so gereicht.

Der andere Spanien-Legionär, Johannes Voigtmann, hat es mit Baskonia in den Playoffs jetzt ins Halbfinale geschafft. Tauschst Ihr Euch aus über Eure Zeit in Spanien?
Ich drücke Jo jetzt die Daumen für die Playoffs, sie haben jetzt eine schwere Aufgabe mit Valencia. Aber in der ACB kann jeder jeden schlagen. Wir schreiben uns über WhatsApp, er hat mir zu meinem guten Spiel gratuliert und dass wir die Klasse gehalten haben und ich bin sehr happy, dass er so gut spielt in seinem ersten Jahr in Spanien. Wir haben uns auch getroffen bei den zwei Spielen gegeneinander, er war bei mir in der Wohnung und ich bei ihm.

Mit der Nationalmannschaft habt Ihr jetzt im September die EuroBasket vor der Brust. Was hast Du Dir vorgenommen für das Turnier?
Es gibt viele, die sagen, wir müssten um eine Medaille mitspielen. Ich bin da etwas vorsichtiger mit Prognosen. Wir haben das Potenzial für Viertelfinale, vielleicht sogar Halbfinale, aber wir müssen erstmal die Gruppenphase überstehen und danach sehen wir weiter. Die erste Priorität muss sein, weiter zu kommen. Wir haben eine schwere, aber machbare Gruppe, nicht ganz so stark wie 2015. Wir haben eine talentierte Mannschaft, aber ich muss als dienstältester Spieler etwas vorsichtig sein mit Prognosen, dazu habe ich das Recht und die Pflicht. Ich glaube, es tut uns gut, wenn wir tiefstapeln. Es ist immer noch die EuroBasket, da kriegst du kein Spiel geschenkt.

Du bist nicht nur einer der dienstältesten Spieler bei der Nationalmannschaft, sondern auch Kapitän. Was können die jungen Spieler von Dir lernen und umgekehrt?
Ich muss als Kapitän Verantwortung übernehmen und als Vorbild auf und abseits des Feldes vorangehen. Auch die jüngeren Spieler sind ja alle schon etabliert. Trotzdem muss ich vielleicht die „jungen Wilden“ mit meiner Erfahrung manchmal etwas bremsen. Umgekehrt kann ich mich von dem Hunger auf Erfolg mitziehen lassen, den man eher entwickelt, wenn man frisch dazu kommt.

Die EuroBasket 2015 ist ja sehr bitter verlaufen: Vorrundenaus, viele knappe Spiele verloren…Da waren viele Spieler auch schon dabei, die diesen Sommer wieder für einen Kaderplatz in Frage kommen. Inwieweit kann diese bittere Erfahrung mit der EuroBasket 2017 Euch jetzt in diesem Jahr helfen?
Die Erfahrung aus engen Spielen hilft immer: In der richtigen Situation die richtigen Plays zu spielen, einen wichtigen Stop holen, einfach ruhig bleiben. 2015 waren wir in den entscheidenden Momenten vielleicht etwas zu hektisch. Die erfahreneren Teams wie Spanien oder Italien wissen, wo in den entscheidenden Situationen der Ball hinmuss. Diese Erfahrung wird uns helfen, wir haben 2015 gelernt, vor so einer Kulisse zu Hause gegen Top-Gegner zu spielen. Viele der Jungs haben jetzt mehr Selbstbewusstsein als vor zwei Jahren.

Zum Abschluss: Ihr spielt mit der Nationalmannschaft die Vorrunde in Tel Aviv. Freust Du Dich auf Israel?
Auf jeden Fall. Ich war mit München in der Euroleague schon in Tel Aviv, aber da habe ich natürlich nicht alles gesehen. Aber ich habe nur Positives gehört über Israel.

Robin, vielen Dank für Deine Zeit. Wir wünschen Dir eine erholsame Sommerpause und viel Kraft und Erfolg für die anstehenden Aufgaben.