Im zweiten Teil unseres großen Interviews mit Marie Gülich spricht die 23-jährige Centerin noch einmal über die anstehende Saison bei den Phoenix Mercury in der WNBA (Yeah, sie ist im Team!!!), aber auch über die deutsche Nationalmannschaft und über ihre Pläne im europäischen Vereinsbasketball:

Wie ist die Stimmung/Kommunikation im Team? Wie bist du aufgenommen worden? Gibt es Rookie-Rituale?

Die Stimmung ist super. Ich mag mein ganzes Team, die sind alle super nett. Es ist natürlich alles professioneller, man kommt zum Training, man ist in der Halle zusammen und nachher geht man und jeder macht sein eigenes Ding. Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen, am College war das schon enger, man geht zusammen essen, man hängt zusammen ab. Das ist hier gerade nicht so der Fall, es ist aber auch ganz cool, wenn man mal ein paar Sachen privat machen kann. Ich fühle mich echt wohl hier, mit den beiden „Deutschen“ Sandy und Olaf verstehe ich mich richtig gut. Rituale? Brittney Griner schießt nach jedem Shootaround Bälle in die Zuschauerränge, die Rookies müssen die Bälle dann einsammeln. Beim letzten Spiel war das zum ersten Mal das Ritual, das ist halt ein Rookie-Ding.

Was hast du dir für deine erste WNBA-Saison vorgenommen?

Da habe ich mir noch nicht so wirklich Gedanken drüber gemacht. Die ersten beiden Wochen standen erst einmal unter dem Motto: Schaffe ich es ins Team? Dann können wir weiter denken. Immer Schritt für Schritt. Jetzt, wo die Saison näher kommt und es ziemlich gut aussieht, denkt man natürlich auch darüber nach. Ich glaube, mein Ziel ist es, mich in der Liga zurecht zu finden, meinem Team so gut wie möglich zu helfen und wenn ich dann nicht so viel Spielzeit bekommen sollte, dann einfach positiv sein auf der Bank und anfeuern und auch dort alles geben. Im Training immer viel lernen und besser werden. Und dann alles, was ich gelernt habe, mit nach Europa zu nehmen, wo auch immer ich dann spielen werde. Um da dann eine Rolle zu übernehmen, die etwas mehr Leadership hat. Ich muss auf jeden Fall selbstbewusst sein.

Blicken wir etwas weiter nach vorne. Die deutsche Damennationalmannschaft befindet sich mitten im Neuaufbau und könnte eine starke Centerin wie dich gut gebrauchen. Möchtest du weiter für Deutschland spielen und gibt es Kontakt zum Bundestrainer?

Ich habe ja letzten Sommer schon für die Damen-Nationalmannschaft gespielt und das war auch mein erstes Erlebnis mit dem A-Kader. Vorher hat es leider nie funktioniert. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich mag die Mädels richtig gerne und verstehe mich richtig gut mit denen. Klar sind wir zuletzt nicht so erfolgreich gewesen, aber ich hoffe, dass wir mit den ganzen jungen neuen Spielerinnen, die viel Talent haben und jetzt auch in Amerika sind, z.B. Satou Sabally oder Ama Degbeon, die jetzt auch wieder nach Hause gekommen ist, Emma Stach, ein gutes Team zusammen bekommen. Dann haben wir ja noch die „Alten“ mit Svenja Brunckhorst oder Sonja Greinacher. Ich habe mega Bock mit denen zu spielen. Ich bin auf jeden Fall am Start, wenn es passt, und werde alles geben. Der Kontakt mit Hermann Paar ist da, jetzt nicht super regelmäßig, aber wir reden über ein paar Sachen und ich kann es mir gut vorstellen, auch in Zukunft für Deutschland zu spielen. Die Atmosphäre ist gut, die Mädels und Coaches sind nett und das Potenzial wird auch gesehen. Das ist mir wichtig.

Wie und wo siehst du deine Zukunft im Vereinsbasketball ab Herbst 2018? Gibt es da schon konkrete Pläne? Planst du selber oder hast du einen Berater/eine Beraterin?

Momentan habe ich noch nicht so wirklich einen Plan. Ich habe schon ein paar Teams rausgesucht, bzw. meine Agentin Alex Shaw (geb. Müller, ehem. deutsche Nationalspielerin – Anm. d. Red.): Ziel ist es auf jeden Fall, ein Eurocup- oder Euroleague-Team zu finden, nicht zu weit weg von Deutschland, weil ich jetzt so lange weg war und ich gerne ein bisschen näher an Deutschland wäre, um meine Familie auch mal treffen zu können, auch wenn dazu wahrscheinlich nicht allzu viel Zeit bleibt. Einfach nur zu wissen, dass der Flug nicht 15 Stunden, sondern nur zwei Stunden dauert. Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen. Es ist natürlich auch cool, wirklich mal Geld mit dem Basketball verdienen zu können und das professionell zu machen. Ich freue mich auf alles, was da noch kommt.