22. September 2017

 

Die FIBA hat einen sogenannten „calendar proposal“ der Euroleague Commercial Assets (ECA) zur Kenntnis genommen, der gestern an die FIBA geschickt wurde und sofort von einer öffentlichen Pressemitteilung begleitet wurde. Wir können nur annehmen, dass der Vorschlag eine plumpe Ablenkungs-Taktik zu einem Zeitpunkt darstellt, an dem die Entscheidung der ECA einen Kalenderkonflikt herzustellen, der Europäischen Kommission zur Untersuchung vorgelegt wurde.

Ein Vorschlag, der zwei Monate vor dem Start der Qualifikationsspiele zum FIBA World Cup 2019 kommt und der Qualifikationsturniere und Hauptwettbewerbe für Nationalmannschaften in die Zeit von vier Wochen im Juli (im Vergleich zu 38 Wochen Club-Wettbewerbe) quetscht, der zudem beabsichtigt das FIBA-Flaggschiff-Event von September auf den Juli 2019 zu verschieben und obendrein sogar versucht, die Termine der Olympischen Spiele zu ändern, ist einfach nicht ernstzunehmen und daher inakzeptabel.

Darüber hinaus möchte die FIBA unterstreichen, dass die aktuelle Problematik aufgrund der unangemessenen und unverhältnismäßigen Handlungen der ECA entstanden ist:

• Der Beratungsprozess für den Wettkampfkalender 2017-2021 endete 2014 vor dem FIBA-Weltkongress. Die 213 nationalen Mitgliedsverbände, aus denen sich die FIBA zusammensetzt, verabschiedeten einen Kalender, der das Produkt langwieriger Beratungen unter Einbezug aller Stakeholder weltweit ist.
• Im Jahr 2015 hat die FIBA die genauen Termine aller Wettkämpfe öffentlich mitgeteilt, damit sich alle Ligen entsprechend darauf einstellen und ihre Termine anpassen können.
• Im Herbst 2016 bestätigte die ECA nach der eigenen einseitigen Kalendererweiterung sowohl mündlich als auch schriftlich an die Europäische Kommission und die FIBA, dass ihre Regeln „in keiner Weise die Freistellung der Spieler für Nationalmannschaftswettbewerbe verhindern oder begrenzen“.
• Im Frühjahr 2017 erklärten die inländischen Ligen in Europa, die gestärkt und vor der aggressiven und kontinuierlichen Expansion der ECA geschützt werden müssen, über die ULEB, dass sie ihre Kalender anpassen werden und haben dies anschließend zugunsten des Nationalmannschaftskalenders auch getan.
• Vor einigen Wochen hat die ECA im Juli 2017 ihre Position geändert und seinen Mitgliedsclubs einen Euroleague-Kalender vorgeschlagen, der sich künstlich und absichtlich mit den WM-Qualifikationen überschneidet.

Die ECA hat es versäumt auf einen wesentlichen Aspekt in dieser Angelegenheit hinzuweisen: Sie müsste nur zwei Spieltage der regulären Euroleague-Saison umplanen, um ein Problem zu lösen, das sie selbst erschaffen hat. Das wäre überhaupt nicht schwierig. Die ECA hat im vergangenen Jahr entschieden, von null auf fünf „double-headers“ in der gleichen Saison zu gehen, um mehr Spiele zu spielen. In dieser Saison könnte die Euroleague-Saison – wie viele inländische Ligen auch – problemlos eine Woche früher beginnen, und man müsste nur einen „double-header“ hinzufügen. Andere Alternativen wären sicher auch möglich.

Die Realität ist aber, dass die ECA die Nationalmannschaften als einen unnötigen und störenden Teil der Basketballfamilie betrachtet und deshalb vorgeschlagen hat, ihre Präsenz im Kalender noch weiter zu reduzieren und sie in eine kleine Ecke des Sommers zu verdrängen, was eindeutig nicht der ideale Moment für Hallen-Sport ist und die Belastung der Spieler nach einer schweren Club-Saison erhöht.

Nach der unvergesslichen FIBA EuroBasket 2017 ist es nun an der Zeit, unsere Aufmerksamkeit auf eine große Clubsaison in Europa zu lenken – sowohl im Inland als auch international mit der Euroleague, der Basketball Champions League, dem Eurocup und dem FIBA Europe Cup -, die auf den Mehrwert der Nationalmannschaftsspiele setzt. Dadurch wird das Interesse an Basketball in Europa und in der ganzen Welt alle drei Monate gezündet. Die ECA hat es in der Hand, die Kalender-Überschneidung zu beseitigen und damit ihre Vereine und Spieler aus dieser ungerechten Situation zu befreien.

Es ist nicht die Zeit für weitere Konfrontation und die FIBA hat kein Interesse daran, den öffentlichen Austausch fortzusetzen, der das Image unseres Sports schädigt. Als Welt-Dachverband für Basketball ist die FIBA bereit Vorschläge von Basketball-Stakeholdern für den Zeitraum nach 2021, die die Nationalmannschaften und inländischen Ligen respektieren, zu begutachten und zu berücksichtigen, wie sie es auch in der Vergangenheit getan hat.

Jetzt gilt es, alle unsere Bemühungen auf die bevorstehenden FIBA Basketball World Cup 2019 Qualifiers zu konzentrieren, die am 23. November mit 80 Nationalmannschaften in fünf Kontinenten beginnen und unseren nationalen Verbände zu helfen, Basketball in ihren Ländern wachsen zu lassen.

(Link zum Original-Text auf Englisch, Übersetzung: DBB-Pressestelle)

 

Die FIBA-Mitgliedsverbände aus Deutschland, Griechenland, Italien, Russland, Spanien und Türkei haben ein gemeinsames Statement unterzeichnet, in dem sie

    • bestätigen, dass sie Euroleague-Spieler einladen werden, um ihr Land in der Nationalmannschaft bei allen FIBA Basketball World Cup 2019 Qualifiers zu repräsentieren;
    • die Euroleague Commercial Assets (ECA) auffordern die Euroleague-Spieltage dahingehend umzulegen, dass Überschneidungen mit den World Cup Qualifiers vermieden werden;
    • die Europäische Kommission anhalten die ECA dafür verantwortlich zu machen, dass diese ihre frühere Verpflichtung der Anpassung an den neuen Kalender der FIBA gebrochen hat.

Das Statement garantiert ebenfalls die Unterstützung für weitere nationale Verbände, die sich gleichermaßen um die Abstellung von Nationalspielern von Euroleagues-Klubs bemühen, und bekräftigt die Bereitschaft alle möglichen Mittel zu ergreifen, um die Nationalmannschaften gegenüber der Einflussnahme durch die ECA zu schützen.

Die sechs nationalen Verbände, die sich in Genf bezüglich Angelegenheiten der nationalen Meisterschaften trafen, vertreten Länder, die 13 der 16 Euroleague-Klubs in der kommenden Saison 2ß017/2018 stellen. Hier der Link zum kompletten Statement in Englisch.

Auf dem Foto von links nach rechts: Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball Bundes; Andrei Kirilenko, Präsident des russischen Basketball-Verbandes; George Vassilakopoulos, Präsident des griechischen Basketball-Verbandes; Giovanni Petrucci, Präsident des italienischen Basketball-Verbandes; Jorge Garbajosa, Präsident des spanischen Basketball-Verbandes; und Hidayet Turkoglu, Präsident des türkischen Basketball-Verbandes.